Trier: Rettung von St. Paulin startet

Trier-Nord · Seit zwei Wochen verschwindet der Turm von St. Paulin zusehends hinter einem gewaltigen Gerüst, das in den nächsten Tagen noch weiter wachsen wird: Die Außensanierung der Barockkirche startet. Das mindestens 1,3 Millionen Euro teure Rettungsprojekt wird voraussichtlich drei Jahre in Anspruch nehmen.

Trier-Nord. Postkartenidylle passé: Wer die Barockkirche St. Paulin fotografieren will, hat Pech: Vom Turm des imposanten Gotteshauses ragt nur noch die Spitze aus einer gewaltigen und noch weiter in die Höhe wachsenden Gerüstkonstruktion hervor. Bald wird sie komplett dahinter verschwunden sein.
Was Touristen und Fotografen betrüben mag, lässt Pastor Joachim Waldorf (55) jubeln: "Endlich geht\'s los mit der überfälligen Sanierung". Seit Jahren schon gilt die Paulinkirche als Sanierungsfall. Die Liste der Schäden, die Bistumsarchitekt Josef Eltges (47) aufzählt, ist stattlich: "Aufspaltungen, Risse und Abplatzungen an Werksteinen, Risse im Putz. Auch die Tragkonstruktion der Kirchturmkuppel und ihre Schiefereindeckung sind stark in Mitleidenschaft gezogen."
Längeren Aufschub duldet die Sanierung nicht: In den Glockenturm ist bereits Wasser eingedrungen, am Turmkreuz frisst der Rost, und für die Standfestigkeit eines der beiden Pylonen (Zierelemente neben dem Turm) wollte Pastor Waldorf schon 2012 "keine Hand ins Feuer legen".
Entgegen ursprünglicher Überlegungen steht aber allein der Turm im Fokus. Eltges: "Es ist sinnvoll und notwendig, die ganze Außenschale von St. Paulin zu sanieren." Das Großprojekt läuft in drei Phasen ab: Bauabschnitt eins umfasst den Turm samt angrenzenden Giebelflächen und dürfte bis zu anderthalb Jahre in Anspruch nehmen. Geschätzte Kosten: rund 530 000 Euro.
Die Bauabschnitte zwei (Sanierung Kirchenschiff) und drei (Nebengebäude und Vorplatz) sind mit weiteren rund 800 000 Euro veranschlagt. Wenn keine unangenehmen Überraschungen in Form von bislang noch nicht bekannten (und kostensteigernden) Schäden auftreten, dürfte das Rettungsprojekt in drei Jahren abgeschlossen sein.Auch in Zukunft gelb?


Noch 2014 soll gemeinsam mit der Bistums-Denkmalpflege entschieden werden, in welcher Farbe die Basilika St. Paulin (zuletzt 1979 saniert) künftig erstrahlen soll. Prognose von Pastor Waldorf: "Wir werden wohl bei grundsätzlichem Gelb bleiben, aber möglicherweise in unterschiedlichen Nuancen, um die Fassadenstruktur besser zur Geltung zu bringen."
Mit der Ausführung der Sanierung hat die Kirchengemeinde den auf Denkmalpflege spezialisierten Bernkastel-Kueser Architekten Peter Berdi beauftragt - auch laut Eltges eine "sehr gute Wahl. Er verfügt über spezielle Kenntnisse, die zur Lösung der kniffligen Aufgabe nötig sind. Er hat aufgrund seiner Erfahrungen an verschiedenen historischen Gebäuden die nötigen Kenntnisse." Berdi hat schon viele Kirchen im Bistum Trier betreut, zum Beispiel die Basilika in Prüm und aktuell Kirchberg, Brauneberg, Lieser und Erden.
Etwa ein Drittel der Sanierungskosten muss die Pfarrei St. Paulin tragen. Dabei wird sie unterstützt vom Förderverein St. Paulin. Der hat seit seiner Gründung 2012 bereits 40 000 Euro gesammelt - "Also schon fast zehn Prozent des zu erwartenden Pfarrei-Eigenanteils", wie der Vorsitzende Peter Schmitz (59) stolz berichtet. Das sei aber erst der Anfang: "Wir arbeiten weiter, organisieren Veranstaltungen, bitten um Spenden und Zuschüsse, damit das Darlehen, das die Kirchengemeinde aufnehmen muss, möglichst klein ist."
Infos zum Förderverein und Spendenkonto-Nummer: www.paulin-martin.deExtra

In der Reihe der Benefizveranstaltungen zugunsten der Kirchensanierung steht heute, Samstag, 20 Uhr, ein Konzert mit Bob Chilcotts Bob "Little Jazz Mass" und der Gospelmesse "Missa parvulorum Die" von Ralf Grössler in St. Paulin auf dem Programm. Mitwirkende: Schüler der Gesangs- und Streicherklassen sowie Jazz-Dozenten der Musikschule Echternach, der Projektchor aus dem Dekanat Hermeskeil, der Basilikachor und das Vokalensemble St. Paulin. Solistin: Ursula Thies (Sopran). Die Leitung hat Regionalkantor Volker Krebs. Tickets (12/6 Euro) ab 19.30 Uhr an der Abendkasse. rm.

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