Wohnungsmarkt Sozialbau in Trier-Mariahof: Wohnungstausch mit Tücken

Trier · In Alt-Mariahof werden Sozialwohnungen saniert, am Hofgut ist der Neubau endlich fertig: Mieter sollen umgesiedelt werden. Der Plan ist gut, die Umsetzung nicht einfach.

 In den Sozialwohnungen von Mariahof sind dauerhafte Wechsel geplant.

In den Sozialwohnungen von Mariahof sind dauerhafte Wechsel geplant.

Foto: Portaflug

„Jetzt wird verputzt, im Januar ist Einzug“: Das war die Botschaft, die Baudezernent Andreas Ludwig und die damalige Sozialdezernentin Angelika Birk Mitte Dezember verkündeten. Zuversichtlich, dass das schon alles so gelingen würde, führten die beiden gleich etliche Journalisten durch den Rohbau bei Mariahof. Schließlich war die Stadt mit dem Projekt nach Jahrzehnten erstmals selbst wieder als Bauherr in den sozialen Wohnungsbau eingestiegen. Doch aus dem so stolz angekündigten Einzugstermin ist nichts geworden. Die 31 Wohnungen stehen immer noch leer.

Seit wenigen Tagen seien sie zwar bezugsfertig. Weil Innenausbau und Nachbesserungen durch die beauftragten Handwerksfirmen aber bis vor wenigen Tagen gedauert haben, hätten interessierte Bewerber die Wohnungen bislang noch nicht besichtigen können, erklärt Michael Schmitz, Pressesprecher der Trierer Stadtverwaltung. Wann tatsächlich die ersten Mieter einziehen, stehe daher noch nicht fest.

Auch beim zweiten Sozialwohnungsbauprojekt, dass die Stadt in Angriff genommen hat, gibt es Verzögerungen: Eigentlich sollte der Bau mit 42 Wohnungen in der Karl-Carstens-Straße zwischen Tarforst und Filsch längst stehen und die ersten Bewohner in diesem Frühjahr einziehen.

Doch bislang ist wenig mehr als die Betonbodenplatte auf dem Grundstück zu sehen. Die Genehmigung für den Hochbau liegt allerdings auch erst seit voriger Woche vor. „Wir hatten uns zu viel vorgenommen“, hatte Baudezerent Ludwig im Dezember die Verspätung auf TV-Nachfrage begründet. Neuer anvisierter Einzugstermin mittlerweile: Oktober 2018.

Aber nicht nur der Bau der Wohnungen, auch deren Belegung stellt die Stadtverwaltung offenbar vor eine schwierige Aufgabe. Denn im Alt-Stadtteil Mariahof soll demnächst mit der Sanierung von städtischen Sozialwohnungen aus den 1970ern begonnen werden.

Weil die Instandsetzungen sehr aufwendig sind, können die Mieter während der Arbeiten allerdings nicht in ihren Wohnungen bleiben. Der Neubau am Hofgut soll Abhilfe schaffen: Die betroffenen Alt-Mariahofer sollen dorthin umziehen. Zunächst war das nur übergangsweise vorgesehen. Nach erfolgter Sanierung würden die Ausquartierten wieder in ihre alten Wohnungen zurückziehen, hieß es.

Nun sind auch dauerhafte Wechsel geplant. Der Vorteil: Die Sozialwohnungen in Mariahof waren in den 1970ern für Familien gebaut worden. Bei vielen Mietern hat sich die Situation seitdem jedoch grundlegend geändert: Die Kinder sind längst ausgezogen, und mancher Ehepartner ist schon gestorben. Vielen Alleinstehenden sind ihre alten Wohnungen viel zu groß geworden. Die kleineren Wohnungen beim Hofgut sind dagegen größtenteils barrierefrei gebaut – ein Plus fürs Wohnen im Alter.

Durch den Wechsel würden zudem die großen Familienwohnungen dauerhaft frei – und stünden wieder zur Verfügung für Familien mit mehreren Kindern.

Der Ringtausch ist allerdings nicht einfach zu organisieren: Wer braucht wie viel Platz? Wer ist bereit, seine angestammte Wohnung tatsächlich aufzugeben? Wer will unbedingt in Alt-Mariahof bleiben? Außerdem muss der Wohnblock, der zuerst saniert wird, auch zuerst geräumt werden, und zwar komplett.

Dazu kommen weitere Hürden: Der Neubau beim Hofgut ist vom Land stark bezuschusst worden. Um ihren Eigenanteil finanzieren zu können (siehe Info), wurden der Stadt zumindest für die ersten Jahre Null-Prozent-Kredite eingeräumt. Im Gegenzug ist Trier dazu verpflichtet, nur Mieter einziehen zu lassen, deren Einkommen bestimmte Grenzen nicht übersteigt.

Zwar galten Einkommensgrenzen auch für die Sozialwohnungen in Alt-Mariahof. Ob die Bewohner aber – auch nach Auszug der Kinder und dem Wegfall der entsprechenden Freibeträge – tatsächlich noch die Bedingungen für den Einzug in eine neue Sozialwohnung erfüllen, muss geprüft werden.

Wie viele der 31 Wohnungen des Neubaus daher tatsächlich für den Mariahofer Wohnungstausch reserviert sind, konnte das Rathaus auf TV-Nachfrage nicht konkret beantworten. Die Zahl der Wohnungen, die anschließend noch für andere Bewerber zur Verfügung stehen, ist folglich ebenfalls unklar.

 Auf dem ehemaligen Parkplatz neben dem Hofgut Mariahof hat die Stadt Trier neue Sozialwohnungen gebaut. Die Belegung sorgt für Diskussionen.

Auf dem ehemaligen Parkplatz neben dem Hofgut Mariahof hat die Stadt Trier neue Sozialwohnungen gebaut. Die Belegung sorgt für Diskussionen.

Foto: Portaflug Föhren

Dabei ist die Bewerberliste für städtische Sozialwohnungen lang, wie die neue Sozialdezernentin Elvira Garbes erst in der jüngsten Stadtratssitzung erklärt hatte.

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