Trier stellt sich der Konkurrenz

Luxemburg will mehr Kunden: Neue Einkaufszentren sind geplant und sollen die Kaufkraft vor Ort binden. Wirtschaftsdezernent Thomas Egger (FDP) betont: "Trier muss rudern, damit es nicht den Anschluss verliert." Die City-Initiative kritisiert unterdessen die "Trittbrettfahrer".

Trier. Die Ansage war deutlich: Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker ließ keinen Zweifel daran, dass er das Großherzogtum zum Paradies für Kunden und zentralen Anziehungspunkt ihrer Einkaufsbudgets machen will. Den Worten folgen Taten: Rund um die Stadt Luxemburg sind vier Projekte mit Verkaufsflächen zwischen 23 000 und 80 000 Quadratmetern geplant (der TV berichtete). Zwei der Zentren auf der grünen Wiese sind genehmigt, in einem Fall haben die Arbeiten begonnen (siehe Extra).

"Das ist eine klare Bedrohung für Trier", sagt Johannes Wei nand, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Statistik. "Wir müssen dem härter werdenden Wettbewerb aus Luxemburg begegnen." Die Stadt Trier profitiert enorm von aus dem Umfeld kommenden Kunden, Luxemburg ist hier der wichtigste Faktor. Die Trierer Einzelhandelszentralität liegt bei dem bundesweiten Spitzenwert von 230. Was bedeutet, dass die Zahl der Kunden, die in Trier ihr Geld ausgeben, 2,3-mal so hoch ist wie die der Einwohner.

Wirtschaftsdezernent Thomas Egger (FDP) sieht "zwar keinen Grund zur Panik", macht aber ebenso wie Wei nand deutlich, dass der Trierer Handel sich diese Entwicklung nicht tatenlos ansehen kann. "Das ist keine Aufgabe der Verwaltung allein", betonte Egger während einer Sitzung des Dezernatsausschusses III am Mittwochabend. "Auch und gerade die Händler müssen sich engagieren und einbringen."

Das Engagement der Händler ist generell ein sensibles Thema in der Stadt Trier - gerade bei den Interessenvertretern. Jürgen Poss vom Vorstand der City-Initiative findet klare Worte: "Es gibt immer noch zu viele Trittbrettfahrer, die selbst nichts tun, dann aber von den Leistungen der Verantwortungsträger profitieren." Poss betont: "Im Wettbewerb mit Luxemburg kommt es auf jeden Einzelnen an." Das schließt Stadt und Land ausdrücklich mit ein, "denn das wichtigste Attribut einer attraktiven Einkaufsstadt ist die gute Erreichbarkeit".

Alfred Thielen, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Trier, plädiert dafür, "dass wir uns mit der Stadt Luxemburg verbünden". Genauer: Die Einkaufstempel auf der grünen Wiese ziehen nicht nur der Stadt Trier, sondern auch der Stadt Luxemburg Kunden ab. Thielen: "Das kann dort nicht gewollt sein. Es stellt sich die Frage, ob Trier nicht nur mit Schweich, Konz und Saarburg, sondern auch mit der Stadt Luxemburg kooperieren kann."

Wie wird Trier reagieren? Die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts steht an. "Wir müssen neu diskutieren und definieren, welche Ware in der Innenstadt verkauft werden darf", forderte Karl Biegel (CDU) am Mittwoch im Dezernatsausschuss. Und setzte noch einen drauf: "Ein in Trier ansässiger Einzelhändler sollte wegen der nötigen Verbundenheit mit der Stadt am besten auch in Trier geboren sein."

Meinung

Scharmützel, Zwist und Zoff

Der florierende und stabile Einzelhandel in Trier ist genau betrachtet ein Paradoxon. Er läuft, und das sogar sehr gut, aber dennoch prägen Zoff und Zwist immer wieder das Klima zwischen den Händlern. Vor kurzem war es die Debatte um den ersten Advent als offenen Sonntag, legendär ist der Streit um die Weihnachtsbeleuchtung, die 2009 viele nicht bezahlen wollten. Wenn Trier seine Vormachtstellung im Handel behalten will, kann es derart kleinliche Scharmützel nicht mehr geben - und auch die von der City-Initiative angesprochenen Trittbrettfahrer müssen Eigeninitiative zeigen. Außerdem wird die Region etwas brauchen, was sie noch nie hatte: ein über alle kommunalen Grenzen hinweg funktionierendes gemeinsames Denken und Agieren in Sachen Einzelhandel. j.pistorius@volksfreund.deExtraLuxemburg plant momentan vier große Einzelhandelszentren: Ban de Gasperich/Cloche d'Or: Neben einem Auchan Hypermarkt sind H&M, C&A, Zara und ein Mediamarkt im Gespräch. Wickrange: Das Fachmarktzentrum Wickrange an der A 4 (Luxemburg - Esch-sur-Alzette) ist ein genehmigtes Projekt mit einer Verkaufsfläche von 23 000 Quadratmetern. Livange: An der A3 Luxemburg-Metz soll ein Outlet-Center mit 80 000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen. Sterpenich in Belgien: Hier laufen die Arbeiten bereits. Unmittelbar an der Grenze zu Luxemburg realisiert derzeit die Multi Development Corporation (MDC) ein Shopping Center mit 35 000 Quadratmetern Verkaufsfläche.

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