Trier sucht neues Heim für Asylbewerber

Trier · Das Land Rheinland-Pfalz will Asylbewerber und vor allem Flüchtlinge aus Syrien in der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne im Westen Triers unterbringen. Doch Oberbürgermeister Klaus Jensen und die Dezernenten haben Bedenken und halten den Standort für ungeeignet.

 2009 erklang der letzte Zapfenstreich in der General-von-Seidel-Kaserne. Sie bot Platz für 400 Soldaten und zivile Mitarbeiter. Foto:

2009 erklang der letzte Zapfenstreich in der General-von-Seidel-Kaserne. Sie bot Platz für 400 Soldaten und zivile Mitarbeiter. Foto:

Foto: Bundeswehr/Archiv

OB Klaus Jensen und die Mainzer Integrationsministerin Irene Alt (Die Grünen) haben in einem Telefonat ein Treffen von Vertretern der Stadt und des Ministeriums vereinbart, das laut Mitteilung des Trierer Presseamts noch in dieser Woche stattfinden soll. Mainz und Trier suchen mit Hochdruck nach vier Wänden für die immer weiter ansteigende Zahl der Asylbewerber.

Das Aufnahmeheim in der Dasbachstraße in Trier ist mit fast 700 Bewohnern völlig überfüllt (der TV berichtete mehrmals), die geplante Vergrößerung der landesweit einzigen Nebenstelle in Ingelheim (Kreis Mainz-Bingen) wird noch Monate dauern.

Doch die alte General-von-Seidel-Kaserne in Trier-Euren soll es nicht sein - so hat sich der Trierer Stadtvorstand gestern Morgen positioniert. Nähere Gründe nennen der OB und die Dezernenten nicht. Ministerin Alt hatte die Kaserne in einem Schreiben an Jensen ins Spiel gebracht, doch die Trierer Rathausspitze hat "Bedenken", das frühere Militärareal als vorübergehendes Quartier für die Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Zahl von Asylbewerbern und der Überfüllung der jetzigen Aufnahmestellen sei man grundsätzlich bereit, die Suche des Landes nach Ausweichquartieren zu unterstützen, teilt der Stadtvorstand mit. Die Seidel-Kaserne sei jedoch ungeeignet. Sie liegt direkt an der Luxemburger Straße, die letzten Bundeswehrsoldaten sind 2009 ausgezogen. "In dem jetzt vereinbarten Gespräch sollen Alternativen geprüft werden, damit eine möglichst schnelle Umsetzung für ein geeignetes Ausweichquartier erfolgen kann", sagt Stadt-Sprecher Hans-Günther Lanfer.

Für diese Suche nach Alternativen haben die Verantwortlichen nicht viel Zeit. Die Mehrheit der in der Dasbachstraße untergebrachten Flüchtlinge kommt aus Syrien und Ägypten, und ihre Zahl steigt ständig. Syrer, die vor dem Grauen des Bürgerkriegs fliehen, dürfen ohne Asylantrag zwei Jahre in Deutschland bleiben. Rheinland-Pfalz hat sich bereiterklärt, 240 dieser Flüchtlingen aufzunehmen.

Doch auch aus anderen ost- und südosteuropäischen Staaten kommen Menschen nach Deutschland und suchen vor allem in den Wintermonaten Schutz und Hilfe. "Diese Menschen fliehen, weil sie befürchten müssen, zu erfrieren oder zu verhungern", sagt die Trierer Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer (Die Grünen).

Vor allem Minderheiten wie die Gruppe der Roma seien von einem solchen Schicksal betroffen. "Gerade im Winter suchten deshalb viele von ihnen Schutz in Westeuropa", so Rüffer. Die Trierer Grünen begrüßen die Suche nach einem Standort für ein drittes Aufnahmeheim. Sie fordern, Bund und Land müssen die Kommunen angemessen dabei unterstützen, die Flüchtlinge vor und nach der Entscheidung über ihren Asylantrag unterzubringen und zu versorgen.Meinung: Die Kaserne passt

Weder das Land Rheinland-Pfalz noch die Stadt Trier haben Zeit für längere Überlegungen, Erwägungen, Diskussionen und Gutachten. Der enorme Zeitdruck, eine dritte Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber zu finden, ist ein selbst geschaffenes Problem. Schon seit Jahren ist das Wohnheim im Trierer Norden völlig überlastet. Das Land reagierte mit der Aufstellung von Wohncontainern, obwohl von Anfang an klar war, dass auch deren Kapazitäten bald ausgeschöpft sein werden. Auch die geplante Aufstockung der Nebenstelle Ingelheim reicht nicht aus, das Problem in den Griff zu bekommen, denn die dafür nötigen Bauarbeiten werden bis weit ins Jahr 2014 hinein dauern. Die General-von-Seidel-Kaserne steht leer und bietet Platz. Einen passenderen Standort werden Trier und Mainz mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht finden, schon gar nicht innerhalb dieser Woche. Deshalb muss der Stadtvorstand einlenken. j.pistorius@volksfreund.de

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