Trier-Süd wählt Jutta Föhr

Die Sozialdemokratin Jutta Föhr (48) wird neue Ortsvorsteherin von Trier-Süd. Sie gewann gestern die Stichwahl mit 56,3 Prozent. Helmut Freischmidt (CDU) musste sich geschlagen geben, feierte seine 43,7 Prozent aber als Erfolg.

 Ein intensiver und fairer Wahlkampf geht zu Ende: Polit-Neuling und Herausforderer Helmut Freischmidt (CDU) gratuliert der Siegerin Jutta Föhr (SPD). TV-Foto: Hans Krämer

Ein intensiver und fairer Wahlkampf geht zu Ende: Polit-Neuling und Herausforderer Helmut Freischmidt (CDU) gratuliert der Siegerin Jutta Föhr (SPD). TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Sonntagabend, 18 Uhr: Die Eroberung von Trier-Süd geht in die zweite Runde. Bereits vor zwei Wochen hatte Jutta Föhr das Trio der Teilnehmer angeführt, kam aber nicht über die für einen direkten Sieg notwendigen 50 Prozent. Aaron M. Braun (Bündnis 90/Die Grünen) schied im ersten Wahlgang chancenlos aus. Föhr und ihr Kontrahent Helmut Freischmidt, der von der CDU erst kurz vor der Wahl rekrutierte politische Neuling, müssen deshalb noch einmal antreten.Das Interesse der Trierer Polit-Prominenz ist auch im zweiten Durchgang unverändert hoch. Der Raum "Steipe" im Rathaus, in dem die Auszählung über eine Leinwand läuft, ist ebenso wie im ersten Durchgang dicht besetzt. Man vertreibt sich die Wartezeit mit Spekulationen über die Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen und zeigt gebremsten Unmut über die knappe Niederlage der Miezen.Trier-Süd ist eine der Bastionen der Trierer SPD. Auch Werner Schulz, der nach einer Verurteilung wegen Beleidigung eines Polizeibeamten zurückgetretene ehemalige Ortsvorsteher (der TV berichtete), war Sozialdemokrat. Doch Freischmidt ist kein Kanonenfutter. "Der Junge hat genau das richtige Profil", sagt Berti Adams, Chef der CDU-Fraktion im Stadtrat, über den 36-jährigen Lehrer und Fußball-Trainer. "40 Prozent wären ein schöner Erfolg, 50 eine Sensation."Doch diese Sensation wird, das zeigt sich schnell, ein Traum bleiben. Im Minutentakt melden die sechs Stimmbezirke ihre Ergebnisse. Immer führt Jutta Föhr sehr deutlich, zweimal nimmt sie sogar die 60-Prozent-Hürde. Am Ende siegt sie mit 985 Stimmen. Für Helmut Freischmidt entscheiden sich 765 Wähler. Die Wahlbeteiligung pendelt sich bei 24 Prozent ein und ist höher als im ersten Wahlgang.Um 18.30 Uhr zeigt die Leinwand das vorläufige Endergebnis. Jutta Föhr wird umringt von Gratulanten, Applaus donnert durch den kleinen Raum. Auch Freischmidt wird beglückwünscht. "Es war ein fairer Wahlkampf, und auf dieses Ergebnis bin ich stolz", sagt er.Enge Verbindung mit den Menschen

"Klar werden wir jetzt feiern", strahlt die Siegerin. "Ich bin sehr glücklich über diesen enormen Vertrauensbeweis. Eine enge Verbindung mit den Menschen in Trier-Süd habe ich bereits jetzt. Viele sprechen mich an, überspringen alle Formalitäten und meinen direkt: Jutta, um dieses und jenes Problem musst du dich kümmern. Genau in dieser Form will ich dieses Amt ausüben." Zu ihren ersten Prioritäten im neuen Amt zählt Föhr die Jugendarbeit und die Aulbrücke, über die momentan heiß diskutiert wird (der TV berichtete). Meinung So macht Wahlkampf Spaß Melde dich niemals freiwillig - dieses Motto soll gelegentlich sowohl beim Militär als auch in der Kommunalpolitik auftauchen. Das Ergebnis sind geradezu paradoxe Szenen. Verzweifelte Vorsitzende gehen hausieren, um komplette Listen für die Orts- oder gar Verbandsgemeinderäte zusammenzubekommen. Die Position des Ortsvorstehers ist ebenfalls nicht der große Preis, um den sich alle reißen. Der kleine Fürst und die kleine Fürstin haben nur einen geringen Entscheidungsspielraum, dafür aber jede Menge Arbeit. Denn viele Menschen sehen im Ortsvorsteher den ersten Ansprechpartner - für alle möglichen Probleme. Es soll deshalb schon Kandidaten gegeben haben, die verzweifelt hofften, doch bitte zu verlieren. Aber nicht in Trier-Süd. Dieser Wahlkampf war ein Genuss für Beteiligte und Zuschauer gleichermaßen. Jutta Föhr und auch Helmut Freischmidt gingen die Sache mit Glaubwürdigkeit und echter Begeisterung an. Beide wollen etwas bewegen, und beide hätten hervorragend in dieses Amt gepasst. Freischmidt wird im Vorfeld der Kommunalwahl 2009 mit Sicherheit wieder auf der politischen Bühne auftauchen. CDU-Frontmann Bernhard Kaster hatte den richtigen Riecher, als er den Fußballer zum Kandidaten machte - politisch unerfahren, aber mit einer ebenso überzeugenden wie gewinnenden Art ausgerüstet, die durch eine stabile argumentative Basis ergänzt wird. j.pistorius@volksfreund.de

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