Trier - Universitätsstadt?

TRIER. Das gelbe Ortsschild gibt es bekannt: Trier - Universitätsstadt. Doch kann man Trier tatsächlich als Uni-Stadt bezeichnen? Oder ist Trier nur eine Stadt, in der es auch eine Universität gibt? Macht ein Ortsschild eine Stadt schon zur Universitätsstadt?

Anders als in altehrwürdigen Uni-Städten wie Heidelberg, Freiburg oder Münster scheint sich die junge Trierer Uni noch auf dem Weg der Eingliederung zu befinden. Oberbürgermeister Helmut Schröer sieht rückblickend viele Entwicklungen im Stadtbild, die den richtigen Weg bescheinigen: das Kneipenbild sei enorm gewachsen, außerdem habe Trier für seine Größe ein tolles kulturelles Angebot: Tufa, Exhaus und Palais seien Institutionen, die sich erst durch die Uni entwickeln konnten. Die Universität als Wirtschaftsfaktor hat sich also im Bewusstsein der Stadt schon weit etabliert. Doch die Beziehungen alleine auf diesem Aspekt zu aufzubauen, ist zu wenig. In diesem Punkt setzt die Kritik von Johannes Glembek an, langjährig in verschiedenen Funktionen im Asta tätig und aktuell mit der Ausländerrechtsberatung betraut. Seit Anfang der 90er gebe es ein Treffen pro Jahr von Asta und Stadtvorstand. "Das Ergebnis ist nicht immer das erhoffte", meint Glembek, dennoch sei es sehr gut, dass man sich trifft. Einer der Dauerbrenner auf der Themenagenda: Öffentlicher Personennahverkehr. Darauf reagiere die Stadt immer sehr zurückhaltend, so der Jurist. Das Busnetz sei vor allem werktags nachts ausbaufähig. Außerdem vermisst er innovative Ideen und perspektivische Planung der Stadt. Fabian Schauren, ebenfalls langjähriges Asta-Mitglied, sieht hingegen fehlende Initiative der Studenten: "Es kommen gar nicht so viele Vorschläge für Veränderungen", meint er zum Interesse der Studenten an guten Beziehungen zur Stadt. Uni und Stadt gingen doch weitestgehend getrennte Wege. Wenn die Beziehungen auch noch nicht optimal sind, man bemüht sich doch redlich: Möglichkeiten zum Ideenaustausch bot eine Podiumsdiskussion. In der "Produktion" trafen sich die Präsidenten von FH und Uni, Oberbürgermeister Schröer und die Sprecher des Asta der FH und der Uni, um gemeinsam an Verknüpfungsstellen zwischen Stadt und Uni zu arbeiten. Wenn auch die Resonanz bei den Studierenden gering war, so war die Diskussion doch lebhaft, interessant und produktiv. Schröers Aussage, für Studenten habe er immer ein offenes Ohr und einen Platz in seinem Terminkalender, wurde dankend angenommen, und vielleicht werden neue Ideen wie Bildungsreihen und Vorträge mit Trierer Abiturienten oder die Einbindung der Uni in das Stadtfest verwirklicht. Von beiden Seiten ist guter Wille zu spüren. Wenn auf diese Weise weitergearbeitet wird, wird die Frage "Trier - Universitätsstadt oder Stadt mit Uni?" ohne Zögern mit ersterem beantwortet.

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