Trierer Originale Trier vergisst seine „Solar-Else“ nicht

Trier · Fünf Jahre nach ihrem Tod ist Öko-Pionierin Else Fichter Namensgeberin einer Straße und hat einen Wikipedia-Eintrag.

 Namenspatin: Seit 2018 gibt es in Trier-Ruwer nahe der Pfalzeler Brücke die Else-Fichter-Straße; Anfang dieser Woche wurde das Zusatzschild angebracht.

Namenspatin: Seit 2018 gibt es in Trier-Ruwer nahe der Pfalzeler Brücke die Else-Fichter-Straße; Anfang dieser Woche wurde das Zusatzschild angebracht.

Foto: Roland Morgen

Vor fünf Jahren, am 20. Februar 2015, ist Else Fichter gestorben. Vergessen ist sie nicht. Dafür hat die Grande Dame der Trierer Umweltbewegung schon selbst gesorgt. Ungezählte Öko-Projekte unterstützte sie, vor allem aber (co-) finanzierte sie zahlreiche Photovoltaikanlagen auf Schuldächern und Privatgebäuden in ihrer Heimatstadt, was ihr den Spitznamen „Solar-Else“ einbrachte.

Rechtzeitig zum fünften Todestag bekommt die Erinnerungskultur frischen Schwung. So hat das Schild der Else-Fichter-Straße zu Wochenbeginn noch eine erläuternde Zusatztafel bekommen, die die Namensgeberin als Trierer Umweltaktivistin“ ausweist.

Die Benennung der Straße nahe der Pfalzeler Brücke, die zum Trierer Klärwerk und dem künftigen Energie- und Technikpark-Gelände (gemeinsamer Betriebshof für Stadt und Stadtwerke) führt, erfolgte Ende 2018 auf Beschluss des Ortsbeirates Trier-Ruwer/Eitelsbach.

Die Anbringung des Zusatzschildes geht auf die Initiative des Else-Fichter-Freundeskreises zurück, der noch eine weitere Neuigkeit vermeldet: Triers Öko-Ikone hat nun auch einen eigenen Eintrag in der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Hilfestellung dazu leistete das Team des Stadtmuseums Simeonstift. „Wir haben den vom Freundeskreis verfassten Else-Fichter-Beitrag über unseren eigenen Account eingestellt“, erläutert Mitarbeiterin Kathrin Koutrakos. Auf diese Weise hat das Museum bereits 22 Biografien Trierer Künstler via Internet weltweit zugänglich gemacht, darunter die von Fritz Quant, Hans Adamy und Max Lazarus. Dass Else Fichter nicht in die Rubrik „Künstler“ fällt, war kein Hindernis: „Sie ist ja ebenfalls ein Teil der Stadtgeschichte. Es war uns eine Ehre.“

Else Fichter war waschechte Triererin. Als mittlere von drei Töchtern erblickte sie am 25. Januar 1927 in der Göbenstraße das Licht der Welt. Nach dem Studium (Deutsch und Geografie) wählte die Lokalpatriotin das Gymnasium in Saarburg für ihre Lehrerinnen-Laufbahn aus. So konnte sie auf dem Weg zur Arbeit ihrer Leidenschaft fürs Autofahren frönen. Sie blieb bis zur Pensionierung als Oberstudienrätin in Saarburg, doch mit dem Auto-Faible war es inzwischen vorbei. Sie fuhr, wie sie einmal sagte, „mit zunehmend schlechtem Gewissen, weil ich gelernt hatte, wie schädlich Kraftfahrzeuge für die Umwelt sind“.

Im Ruhestand entwickelte sie ihre Leidenschaft für die Umwelt. Konsequenterweise verschenkte sie ihr Auto, um sich fortan ausschließlich per pedes oder mit Bus und Bahn fortzubewegen. Bald entdeckte sie ihr Herz für Solaranlagen und Windräder. Bei mehreren Anlagen für regenerative Energie in Trier und Umgebung stand sie als geistige „Urmutter“ Pate, so etwa beim Bau des ersten Windrads in der Region, und leistete tatkräftige finanzielle Unterstützung. Bis zuletzt steckte „Solar-Else“ ihre ganze Tatkraft in die Förderung umweltfreundlicher Energien, was sie bei Politikern und Umweltschützern über die Grenzen von Trier hinaus bekanntmachte.

Else Fichter unterstützte zwei Dutzend Umweltschutz-Vereine und karitative Einrichtungen, während sie selbst in bescheidenen Verhältnissen lebte: „ Mein persönlicher Beitrag zur Vermeidung von Umweltverschmutzung.“

2012 zog Else Fichter ins Mutter-Rosa-Altenzentrum, wo sie im Alter von 88 Jahren starb. Beigesetzt wurde sie im Familiengrab auf dem Trierer Hauptfriedhof.

Else Fichter in Wikipedia:

 Immer gut gelaunt und „mit Sonne auch im Herzen“: Else Fichter 2013.

Immer gut gelaunt und „mit Sonne auch im Herzen“: Else Fichter 2013.

Foto: Roland Morgen
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