Stadtbild Bitburger Straße in Trier: Warum sich am maroden Ortseingang nichts tut

Trier-West/Pallien · Wer aus der Eifel auf der B 51 nach Trier kommt, wird seit Jahren von verfallenden Häusern begrüßt. Es gibt Pläne, das zu ändern. Aber einfach wird das nicht.

 Seit Jahren ein Schandfleck: Die Häuser 8 und 9 an der Bitburger Straße.

Seit Jahren ein Schandfleck: Die Häuser 8 und 9 an der Bitburger Straße.

Foto: Rainer Neubert

Wer ohne Vorkenntnisse mit dem Auto nach Trier kommt, wird am Stadteingang kaum vermuten, welche historischen und architektonischen Schätze hier warten. Zumindest dann nicht, wenn der Besucher über die A 602 oder aus der Eifel über die B 51 kommt, die Bitburger Straße, die von manchen auch „Trierer Berg“ genannt wird.

Wer dort die Napoleonsbrücke überquert und die enge Kurve um die roten Sandsteinfelsen gemeistert hat, wird seit Jahren von zwei maroden Häusern begrüßt, die kurz vor der Ampel zur Kaiser-Wilhelm-Brücke ihr tristes Dasein fristen. Bewohnt sind die Gebäude an der stark befahrenen Straße schon lange nicht mehr. Der Putz fällt von der Fassade. Rollladen hängen schief vor den blinden Fenstern. Auf der kleinen Fläche vor dem derzeit gesperrten Fußweg, der hinauf zur Villa Reverchon führt, hat der Wind Laub und Abfall geweht.

Seit Jahren verfallen Häuser an der Bitburger Straße

Warum tut sich hier seit Jahren nichts? Diese Frage war für unsere Redaktion Anlass für eine Recherche. Ansprechpartner für Fragen zu Stadtteilen ist in der Regel der Ortsvorsteher. Im Fall von Trier-West/Pallien ist das Marc Borkam. „Der Ortsbeirat hat sich bereits mehrfach mit diesem Thema befasst“, sagt der. „Wir wünschen uns natürlich, dass dieser Ortseingang von Trier in einen ansehnlichen Zustand versetzt wird.“

Erst vor wenigen Tagen habe er die Stadt gebeten, auf dem Fußweg die Sicherheit zu gewährleisten und den gordischen Knoten mit Blick auf die Hausgruppe zu zerschlagen. In persönlichen Gesprächen mit einem der Eigentümer der Häuser vor zwei Jahren habe er von diesem einen positiven Eindruck gehabt.

Aber wem gehören die Immobilien? Auch das lässt sich mit einigem Aufwand recherchieren: Es ist Karim Mudhaffer, Inhaber des Bettenfachgeschäfts Schlaf-Werkstatt an der Ostseite der Römerbrücke. Der gibt gerne Auskunft zu dem Anwesen, zumindest zum Haus Nummer 8 auf dem 160 Quadratmeter großen Grundstück, das er vor vier Jahren erworben habe. „Wir wollen alles Tip-Top machen“, versichert er. Bislang sei das aber an der Ablehnung seiner Umbaupläne und dem nach seiner Aussage zu hohen Kaufpreis für das Nachbargebäude gescheitert.

Eigentümer will schwieriges Objekt an der B 51 sanieren

„Ich wollte zunächst ein Drei-Familien-Haus daraus machen. Das hat die Stadt abgelehnt. Jetzt habe ich eine Bauanfrage für ein Zweifamilienhaus mit Flachdach gestellt.“ Entkernen, Dämmen, neue Technik. So der Plan. Die Parkplatzproblematik an dieser Stelle kenne er. „Bei einer Genehmigung würden wir das Projekt aber noch in diesem Jahr umsetzen.“

Eine Aussage von der Stadt dazu ist nicht zu erhalten. Es handle sich schließlich um ein privates Projekt. „Die Häuser mögen wenig attraktiv sein, aber das ist Sache der Eigentümerin oder des Eigentümers“, sagt Rathaussprecher Michael Schmitz zur aktuellen Situation dort. „Es gibt aus Sicht der Verwaltung keine Möglichkeit einzugreifen, solange es keine Anzeichen gibt, dass die öffentliche Sicherheit irgendwie gefährdet ist, dass also beispielsweise die Standsicherheit nicht mehr gegeben ist, oder dass Dachziegel in größerer Zahl auf Straße oder Bürgersteig fallen.“ Dazu habe es bei der Bauaufsicht bisher keine Hinweise gegeben. Deshalb gebe es auch keine Eingriffsmöglichkeit.

Der Fußweg zur Villa Reverchon sei wegen eines umgekippten Baumes gesperrt worden. „Das ist kürzlich zeitgleich zum Hangrutsch auf dem Markusberg passiert. Dabei handelt es sich um einen sehr großen ,privaten' Baum, dessen Wurzelwerk beim Umsturz Teile des Weges mit sich gerissen hat.“ Die Entfernung des Baumes und der Wiederaufbau des Weges sei aufgrund der Lage und der Topografie schwierig und könne noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Stadt Trier hat nur wenige Möglichkeiten, bei Schandflecken einzugreifen

Zur Frage nach den grundsätzlichen Möglichkeiten der Stadtverwaltung, bei offensichtlichen baulichen Schandflecken in der Stadt einzugreifen, ist die Antwort aus dem Rathaus ernüchternd: „Verfallende Häuser stehen auch an anderen Stellen in der Stadt. Dafür können unterschiedlichste Gründen Ursache sein, zum Beispiel Besitzerwechsel, Erbstreitigkeiten oder schlicht mangelndes Geld. Die Stadt kann aber nicht überall auf die Eigentümer zugehen und versuchen, Einfluss zu nehmen.“

Erkenntnis dieser Recherche: Am Schandfleck Bitburger Straße 8 und 9 an der viel befahrenen Einfahrt aus der Eifel könnte sich nach vielen Jahren des Verfalls etwas ändern. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die Eigentümer untereinander und die Stadtverwaltung einig werden.

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