Kommunalwahl Von Comebacks und Abschieden im Trierer Stadtrat

Trier · Zehn Monate vor der Kommunalwahl in Trier zeichnet sich auch bei den Grünen und der UBT ein Wechsel beim Spitzenpersonal ab. AfD und FDP sehen sich derweil auf Wachstumskurs – und die Piratin sucht einen neuen Hafen.

 Ergebnisse_Kommunalwahl_1999bis2014

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Foto: TV/Eltges, Stefanie

56 Kandidaten dürfen die Trierer am 26. Mai 2019 in den Stadtrat wählen. Formell haben die Parteien und der politische Verein UBT ihre Bewerberlisten noch längst nicht nominiert. Einige Wechsel sind allerdings schon absehbar. Was sich bei CDU und SPD tut, haben wir bereits berichtet. Diesmal geht es darum, was es bei den anderen Neues gibt:

Bündnis90/Die Grünen Erst bei einem Parteitag am 9. Februar 2019 wollen die Trierer Grünen ihre Kandidatenliste für die Stadtratswahl letztlich nominieren. Bewegung ist in der Sache allerdings jetzt schon: Nach dem Ausscheiden von Reiner Marz im Juni hat auch dessen Co-Fraktionsvorsitzende Petra Kewes (55) kürzlich ihren Chefposten abgegeben. Ob sie 2019 erneut als Spitzenkandidatin antritt, könne sie noch nicht sagen: „Diese Frage ist für mich noch weit weg.“ Für Thorsten Kretzer (47), bei der Kommunalwahl 2014 auf Listenplatz zwei gestartet, steht dagegen schon fest: „Ja, ich würde auf jeden Fall gerne weiter im Stadtrat mitarbeiten!“ Zumindest bis zur Kommunalwahl hat nun allerdings erst mal Bernhard Hügle (63) den Fraktionsvorsitz übernommen, seine neue Stellvertreterin ist Antje Eichler (42), die für Marz in den Rat nachgerückt ist.

Ob die neue Fraktionsspitze ein Hinweis auf die Spitzenkandidaturen bei der Kommunalwahl sein könnte, dazu will sich Johannes Wiegel, seit April neuer Vorsitzender des Stadtverbands der Grünen, nicht äußern. Der 26-Jährige kündigt aber an, seinen Hut in den Ring zu werfen: „Ja, ich hätte durchaus Interesse an einem Stadtratsmandat“, erklärt Wiegel.

Ein Comeback könnte es für Anja Reinermann-Matatko geben: 2015 hatte die mittlerweile 36-Jährige aus beruflichen Gründen Trier den Rücken gekehrt und war deshalb aus dem Stadtrat ausgeschieden. Nun ist die meinungsstarke Doktorin der Geografie zurück an der Mosel – und mischt wieder politisch mit: Jüngst ist sie als Beisitzerin in den Parteivorstand nachgewählt worden. Auf TV-Nachfrage erklärt Reinermann-Matatko: „Ob ich für eine Stadtratskandidatur zur Verfügung stehen werde, hängt neben der inhaltlichen Schwerpunktsetzung unseres Wahlprogramms auch von meiner beruflichen Situation ab. Mir liegt die Kommunalpolitik am Herzen, aber zu einem so frühen Zeitpunkt wäre eine Aussage in die eine oder andere Richtung unangemessen.“

UBT „Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, wieder für den Stadtrat zu kandidieren – letztlich müssen darüber aber unsere Mitglieder entscheiden“, sagt Christiane Probst, 48 Jahre alt und Fraktionschefin des politischen Vereins Unabhängige Bürgervertretung Trier (UBT). Für ihren Stellvertreter Hermann Kleber ist dagegen Schluss: „20 Jahre ununterbrochener Präsenz und Mitarbeit im Stadtrat, seinen Ausschüssen und weiteren Gremien sind genug. Demokratie lebt vom Wechsel auch bei den Personen“, kündigt der 69-Jährige seinen Rückzug an. Der emeritierte Romanistik-Professor der Universität Trier erklärt: „Ich möchte gemeinsam mit meiner Frau, die ebenfalls ihre berufliche Tätigkeit definitiv beendet hat, mehr Zeit für Dinge haben, die bisher zurückstehen mussten.“ In der UBT gebe es indes durchaus jüngere Leute, die die Fähigkeiten hätten und auch dazu bereit wären, auf den vorderen Listenplätzen der UBT für den Stadtrat zu kandidieren. Neu-UBT-Mitglied Christian Schenk könnte nach TV-Informationen einer dieser neuen Bewerber sein: Der 38-Jährige war kürzlich in seinem Heimatstadtteil Ehrang für die UBT zur Ortsvorsteherwahl angetreten – musste sich allerdings dem Sieger und CDU-Stadtrat Bertrand Adams geschlagen geben.

FDP Den mit Abstand niedrigsten Altersdurchschnitt und ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis gibt’s im Trierer Stadtrat bei der zweiköpfigen FDP: Partei- und Fraktionschef Tobias Schneider ist 33 Jahre alt, seine Stellvertreterin Katharina Haßler 35. Zumindest bei den vorderen Listenplätzen bleibt voraussichtlich alles beim Alten: „Ja, sowohl Katharina als auch ich wollen gerne weitermachen“, erklärt Schneider, der hofft, dass die FDP wieder wächst.

2013 waren die Liberalen aus dem Bundestag geflogen. „Bei der Kommunalwahl 2014 war die Stimmung immer noch ganz schlecht für uns“, sagt Schneider. „Heute sieht das wieder ganz anders aus – und ich hoffe natürlich, dass sich das auch bei der Stadtratswahl 2019 widerspiegeln wird.“

AfD Auf Wachstumskurs sieht sich auch Michael Frisch (61), Partei- und Fraktionschef der Trierer AfD und außerdem deren Abgeordneter im Mainzer Landtag. „Die Belastung ist zwar groß, aber ich werde mich wieder als Spitzenkandidat der AfD für die Trierer Stadtratswahl bewerben“, erklärt Frisch auf TV-Nachfrage. Frisch geht davon aus, dass die AfD bei der Kommunalwahl 2019 ihr Ergebnis von vor fünf Jahren verdoppeln kann – auf etwa acht Prozent. Auch die Mitgliederzahl der AfD sei seit 2014 gewachsen – von rund 45 Mitgliedern auf aktuell rund 80.

„Unsere jetzige zweiköpfige Fraktion wird entsprechend größer werden – da ist es wichtig, dass ich und auch meine Stellvertreterin Christa Kruchten-Pulm unsere Erfahrungen in der Stadtratsarbeit weiter einbringen“, sagt Frisch. Kruchten-Pulm (69) habe sich zwar noch nicht endgültig für eine erneute Kandidatur entschieden, „aber ich hoffe sehr, dass sie das noch tut“, sagt Frisch.

Die Piraten Erstmals in den Trierer Stadtrat eingezogen waren bei der Kommunalwahl 2014 auch die Piraten – mit Darja Henseler (39). Als Einzelvertreterin. Mittlerweile ist es um die Trierer Piratenpartei allerdings sehr ruhig geworden. Der Kreisverband Trier/Trier-Saarburg wird derzeit vom Landesverband mit geleitet und hat insgesamt noch etwa 50 Mitglieder, rund zwei Dutzend davon aus Trier. Dass die Trierer Piraten bei der Kommunalwahl 2019 erneut antreten, sei nicht absehbar, erklärt denn auch Henseler. „Ich könnte mir allerdings gut vorstellen, auf der Stadtratsliste einer anderen Partei mit anzutreten – allerdings als Piratin. Ob das möglich ist, weiß ich aber nicht, entsprechende Gespräche habe ich noch nicht geführt.“

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