Tradition 92 Jahre alt und immer noch Königin

Trier-Olewig · Beim Trier-Olewiger Jubiläums-Weinfest geben sich Weinmajestäten seit 1950 die Ehre.

 Treffen der Weinmajestäten im Olewiger Klostergarten.

Treffen der Weinmajestäten im Olewiger Klostergarten.

Foto: Martin Recktenwald

Den royalen Reigen eröffnet der Jahrgang 1950: Als Magdalena I. war Magdalena Schieben seinerzeit zur zweiten Weinkönigin in Olewig gekrönt worden. Die heute 92-Jährige lässt es sich am Donnerstagabend nicht nehmen, den Königinnen-Gipfel des Trier-Olewiger Weinfestes zu besuchen.

Dafür kehrt sie aus ihrem derzeitigen Wohnort, dem Nachbarstadtteil Kernscheid, an ihre alte Wirkungsstätte zurück – wo sie prompt ihre Prinzessin Lotte Sauer wieder trifft.

Dass in Olewig der Wein gerne groß und mit royalem Glanz gefeiert wird, ist weithin bekannt. So viel geballte Majestäten-Kraft hat aber selbst hier Seltenheitswert: 36 Weinköniginnen und ungefähr noch einmal so viele Weinprinzessinnen aus vergangenen Jahrgängen haben sich am Klostergarten eingefunden.

Sie repräsentieren sieben Jahrzehnte Trierer Weinfest.

Zum 70. Geburtstag des Weinfestes musste auf jeden Fall etwas Besonderes her – da war man sich beim Veranstalter, einer Vereinigung Trier-Olewiger Winzer, von Anfang an einig.

„Eine Verlängerung des Feuerwerks oder eine Verlagerung an die Porta? Das haben wir alles verworfen und uns für das Treffen der Weinköniginnen entschieden“, eröffnet Peter Terges, Vorsitzender der Winzervereinigung, den Besuchern. Dafür ergänzte man das Fest mit dem Donnerstag extra um einen zusätzlichen Tag.

In Gestalt der Majestäten soll die Geschichte des Weinfestes seit 1949 lebendig werden. Eines stellt Terges aber klar: „Die Vokabel ,ehemalige Weinkönigin‘ gefällt uns nicht. Die sind auf Lebenszeit ernannt und bleiben immer unsere Weinköniginnen.“

Für die Majestäten ist es vielfach ein Wiedersehen mit alten Bekannten und ein reger Austausch von Erinnerungen. Auch alte Fotografien tauchen reichlich auf. „1965 sind wir mit der Pferdekutsche durch die Stadt gefahren. Damals wurde noch im Festzelt gefeiert“, erzählt Monika Thenot zu einer der Aufnahmen. Sie wohnt heute in Ruwer und ist dort Ortsvorsteherin. 1965 war Thenot (geborene Heiser) Trier-Olewiger Weinkönigin.

Ihre Schwester Rosemarie übernahm zwei Jahre später das Amt. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihr die Begegnung mit dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer, der seinerzeit Trier besuchte.

Nach und nach füllt sich der Tanzboden vor der Bühne am Klostergarten mit Königinnen und Prinzessinnen. Den Abschluss bildet die diesjährige Weinmajestät Katja Leiendecker.

Sie übernimmt gemeinsam mit Protektorin Melanie Welsch, Regionaldirektorin der Volksbank Trier, und Peter Terges noch einen weiteren Programmhöhepunkt: Gestiftete Weine alter Jahrgänge werden für den guten Zweck versteigert. Schon am ersten Abend des Weinfestes waren am Mittwoch auf diese Weise  1280 Euro erlöst worden – einige Hunderter kommen am Donnerstag noch obendrauf.

Mit dem Geld wird ein Projekt des Trierer Klinikums Mutterhaus der Borromärinnen gefördert, das in Tansania den Bau eines Kinderkrankenhauses unterstützt.

Wein getrunken und gefeiert wird naturgemäß ebenfalls. Schon an den ersten beiden Tagen sind die Sitzreihen im Klostergarten gut gefüllt.

Am Freitag dehnte sich das Weinfest dann über den ganzen Ortskern aus. Buden und Bühnen lockten die Besuchermassen.

Auch im 70. Jahr verschafft man in Olewig, stellvertretend für ganz Trier, dem Wein wieder eine breite öffentliche Aufmerksamkeit.

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