Trier-West hängt am Verkehrsfaden

Ohne schlüssiges Verkehrskonzept kann die städtebauliche Erneuerung ihres Stadtteils nicht gelingen, davon sind die Bürger in Trier-West überzeugt. Das haben sie in einer Bürgerinformation deutlich zum Ausdruck gebracht. Sie begrüßten die Planungen, auch wenn konkrete Projekte nicht vorgestellt wurden, und forderten eine zeitnahe Umsetzung.

´Trier-West. "Das klingt wie ein Geschenk an den Stadtteil." Am eindrucksvollsten erscheine ihm die Inwertsetzung der Moselseite, sagte Roland Eckert bei der Bürgerinfo zur Stadtteilerneuerung Trier-West in der Europäischen Kunstakademie. Dort sieht der Masterplan Wohnbebauung vor. Auf dessen Basis hat das Kölner Büro Jansen ein Integriertes Handlungskonzept (IHK) für den Bereich zwischen Bahnübergang und Im Speyer sowie Eurener-/Hornstraße und Mosel einschließlich Jägerkaserne erstellt. Im Westen schließt das Programmgebiet Soziale Stadt an. Das IHK konkretisiere in 50 Maßnahmen die Ziele des Masterplans, sagte Renate Schatral, Stadtplanerin des Büros Jansen. Konkret vorgestellt hat sie keine.Einzelne Schritte werden gezeigt

Für jede Maßnahme würden die einzelnen Handlungsschritte aufgezeigt bis hin zur Kostenschätzung, informierte Schatral. Damit könne die Stadt eine Förderung im Rahmen des Programms Stadtumbau beantragen. Ziele des IHK: neue Wohn- sowie Gewerbe- und Dienstleistungsbereiche, Aufwertung des Stadtteilzentrums, neue Grün- und Freiflächen, Neuordnung des gesamten Verkehrs - das Verkehrskonzept liegt am 29. September dem Stadtrat vor.Für den Bereich zwischen Bahnrampe und Im Speyer erstellt das Büro Jansen die Vorbereitende Sanierungsuntersuchung (VU). Sie wurde 2005 eingeleitet und werde nun zum Abschluss gebracht, sagte Schatral. Die VU zeige die städtebaulichen Missstände auf. Funktionelle Mängel seien etwa der hohe Leerstand und Brachen, was sich negativ auf das Erscheinungsbild des Stadtteils auswirke. Hinzu käme die hohe Verkehrs- und Lärmbelastung und die unzureichende Versorgung. Die Hälfte des Gebäudebestands zeige mittleren Sanierungsaufwand auf, 21 Prozent - "ein sehr hoher Anteil und zum größten Teil Gewerbebrachen" - sei sogar sehr schlecht und abbruchreif. Nur ein Drittel der Bausubstanz sei in gutem Zustand.Der Zeitplan: Bis November sollen IHK und VU in Ausschüssen und Stadtrat beschlossen werden, dann erfolgt die Abstimmung mit der Genehmigungsbehörde ADD. Erste Projekte könnten 2012/2013 an den Start gehen.Viel zu lange dauere der Planungsprozess, kritisierte Ortsvorsteher Horst Erasmy (CDU). "Die Bürger merken nichts davon." Der Grund für ihn, weshalb nur knapp 30 bei der Infoveranstaltung waren. "Wir sind auf allen Ebenen dran, die Dinge voranzutreiben", sagte Dezernentin Simone Kaes-Torchiani. "Bei uns hat Ihr Stadtteil hohe Priorität." Wichtig für Trier-West sei, dass bei der Erneuerung keine Gegensätze zwischen Bestand und Neubauten entstünden, ergänzte Erasmy. Es gebe Spannungen, wenn sich die Bürger sagten: "Bei uns fällt die Decke herunter, und dort entstehen Luxuswohnungen."Unruhe im Westen gebe es auch wegen der geplanten Verlagerung der B 51, informierte Roland Eckert. "Meine Sorge ist, dass mit dem Ausbau der Straße mehr Schwerverkehr quer durch den Stadtteil rollt." Kaes-Torchiani versuchte zu beschwichtigen: "Wir nehmen das sehr ernst." Der Verkehr werde nicht mehr, er werde nur verlagert. Das sahen die Bürger anders. Die B 51 werde vermehrt als Transitstrecke von Tanktouristen genutzt, meinten sie. "Die Kölner Straße wird zum Bauernopfer!", sagte Hermann Andreas Faß. "Die Akzeptanz der Bürger für die Planungen hängt davon ab, ob verkehrsbeschränkende und Lärmschutzmaßnahmen mitgeplant werden", ist sich Eckert sicher. "Sonst ist es ein vergiftetes Geschenk!" Die Pläne stehen im Internet unter www.trier.de/bauleitplanungStadterneuerungsprogramme: Mit dem Programm Stadtumbau hat das Land seit 2003 bereits mehr als 100 Maßnahmen mit knapp 85 Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, nachhaltige Strukturen in Gebieten, die von erheblichen städtebaulichen oder wirtschaftsstrukturellen Funktionsverlusten bedroht oder betroffen sind, herzustellen. Die Ausweisung von Sanierungsgebieten soll städtebauliche Missstände nachhaltig beheben. Seit 2003 flossen landesweit 147 Millionen Euro in 684 Maßnahmen. In beiden Programmgebieten wird das besondere Städtebaurecht angewendet, das der Stadt besondere Rechte einräumt und die Gefahr der Verdrängung von Bewohnern minimiert. mehi

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort