Trier-West: IHK kritisiert Verwaltung

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier kritisiert die Entwicklungsstudie zum Stadtteil Trier-West (Masterplan) als "fragwürdig und wenig realisierungsfähig". Die Stadtverwaltung verweist auf die noch ausstehende Detailplanung und will auf die Anmerkungen konkret eingehen.

 Für die alte Lokrichthalle sieht der Masterplan diverse Nutzungen vor. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

Für die alte Lokrichthalle sieht der Masterplan diverse Nutzungen vor. TV-Foto: Archiv/Christiane Wolff

Trier-West. Seit dem 3. Februar ist der Entwurf des Masterplans Trier-West im Internet öffentlich zugänglich ( www.trier.de/bauleitplanung, Archiv). Auf rund 130 Seiten zeigt das Konzept, wie der Stadtteil künftig aussehen könnte. Zu den Schwerpunkten gehören etwa ein neues Zentrum, das Moselufer und die Kasernenflächen. Die B 51 soll über das Gelände des ehemaligen Bahnausbesserungswerks geführt werden (der TV berichtete).

30 Millionen Euro "deutlich zu niedrig"



In einem Brief an Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU), der dem TV vorliegt, kritisiert IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel Verfahren und Inhalt. Grundstückseigentümer, Unternehmen und mögliche Investoren seien bislang ebenso wenig beteiligt worden wie die Wirtschaftsorganisationen. Die Kosten von 30 Millionen Euro "dürften deutlich zu niedrig veranschlagt" sein. Das ganze Konzept erscheine "fragwürdig und wenig realisierungsfähig", schreibt Rössel.

Wirtschaftliche Aspekte etwa bei der Vermarktung von Flächen müssten angemessen berücksichtigt werden. Skeptisch sieht die IHK die Weiterentwicklung von Trier-West zum "Wunschwohnort von Familien mit Kindern". Dafür könnten andere Flächen wie zum Beispiel Feyen geeigneter sein.

Rössel bezweifelt, dass sich eine Verlagerung der B 51 rechnen würde. "Unabdingbare Voraus setzung" für eine Entlastung sei der Moselaufstieg.

In ihrem gestern zugestellten Antwortschreiben verweist Simone Kaes-Torchiani auf den "informellen Rechtscharakter" des Masterplans. Es gehe um einen städtebaulichen Gesamtrahmen. Rechtlich verbindliche Detailpläne und genaue Kostenaufstellungen folgten später.

Alle Interessierten hätten sich informieren und Stellung nehmen können, erklärt die Dezernentin. Dennoch werde die Verwaltung die künftige Vorgehensweise für solche Fälle überdenken. Die Stadt werde sich darum bemühen, alle Akteure aktiv einzubeziehen, damit die bedeutsame Entwicklungsaufgabe in Trier-West von allen akzeptiert und mitgetragen werden könne.

"In diesem Zusammenhang ist auch die IHK Trier ein wichtiger Kooperationspartner", betont Kaes-Torchiani und schließt ihr Schreiben mit einem persönlichen Gesprächsangebot an Arne Rössel.

Meinung

Einmischen mit Methode

Zum Profil der IHK Trier gehört es, sich bei Bedarf gezielt in die Politik von Stadt und Region einzumischen. Vor der Kommunalwahl präsentierte die Kammer ein Positionspapier, trug maßgeblich zur Verschiebung der Antikenfestspiele bei und warnte vor einem Schnellschuss bei der Kulturtaxe. Auch der jüngste Vorstoß benennt erfrischend offen Kritikpunkte, die aus Sicht der Wirtschaft ins Auge fallen. Dabei liegen Verwaltung und Kammer gar nicht so weit auseinander. Planer müssen im Frühstadium auch Visionen entwerfen dürfen. Praktiker wiederum können wertvolle Hinweise dazu beisteuern, was sich wie realisieren ließe und was eher nicht. Dabei sind alle Bürger und Ratsmitglieder gefragt, aber natürlich auch Interessenvertreter wie die Kammern. Ihr Wort hat Gewicht und kann die noch junge Diskussion über die Zukunft von Trier-West nur befruchten. m.hormes@volksfreund.de

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