Trier-West, Trier-Nord und Ehrang erhalten den Zuschlag

Mit den Stimmen des Ampelbündnisses, der FWG und Teilen der CDU hat der Stadtrat das heftig diskutierte Konzept für die Realschulen plus verabschiedet. Vor der Entscheidung hatten zwei Demonstrationszüge zum Rathaus die Brisanz des Themas aufgezeigt.

Trier. Am Ende war es eine satte Dreiviertel-Mehrheit, die dem Paket zustimmte, das neue Real schulen plus in Trier-West und Ehrang und einen Umzug der bestehenden R-plus von Trier-Süd ins Maarviertel vorsieht. Diese Lösung war erst vor wenigen Tagen überraschend aufs Tapet gekommen.

Die CDU tat sich schwer mit dem Ampel-Antrag: Zunächst beantragte Norbert Freischmidt, Süd zu erhalten, Ehrang einzurichten und eine weitere R-plus mit zwei Standorten in Nord und West zu eröffnen - eine Lösung, die das Land schon im Vorfeld abgelehnt hatte, weil sie nach Meinung des Ministeriums dem Sinn und dem Wortlaut des Schulgesetzes widerspricht.

Dann bekundete die Schul-Fachfrau der CDU, Dorothee Bohr, sie werde den Bündnis-Vorschlag mittragen, was sie dann ebenso wie Fraktionschef Bertram Adams und einige weitere Christdemokraten tat.

Der Beschluss komme der "Quadratur des Kreises" gleich, sagte Grünen-Sprecher Gerd Dahm. Man habe sich fragen müssen: "Was ist das geringste Übel". SPD-Bildungsexpertin Regina Bux sicherte zu, das pädagogische Konzept der Süd-Schule werde auch nach einem Umzug fortgesetzt.

Für die FWG befand Hans-Alwin Schmitz selbstkritisch, die Entscheidung, zunächst die R-plus in Trier-Süd einzurichten, sei ein Fehler gewesen. Um so wichtiger sei es, "dass wir jetzt endlich ein Gesamtkonzept verabschieden".

Informationspolitik der Dezernentin gelobt



Schmitz lobte ebenso wie die CDU die "transparente Informationspolitik" der Schuldezernentin, kritisierte aber, dass das Bündnis ohne Absprache mit anderen Fraktionen vorgegangen sei. Die FDP signalisierte Zustimmung, auch wenn Monika Indig einräumte, dass es "keine Lösung gibt, die alle zufrieden macht".

Die Vertreter der Linken und der NPD lehnten die Planung ab, was aber an der großen Mehrheit nichts mehr änderte.

Schon am Mittag waren Schüler, Eltern und Lehrer der "Trier-Süder" Realschule plus aufmarschiert, um gegen den Umzug zu demonstrieren. Aus den zahlreichen Plakaten und Transparenten ließ sich großes Unverständnis für den Sinneswechsel des Stadtrats herauslesen, der erst im Januar 2009 (!) den Standort in der Friedrich-Wilhelm-Straße festgelegt hatte, um ihn nach dem Start der ersten Fünftklässler wieder aufzugeben.

In den verständlichen Ärger mischten sich aber auch unangenehme Untertöne: Schüler trugen Plakate mit Parolen wie "Trier-Nord ist Mord" oder "Trier-Nord ist ein schlimmer Ort". Eine Mutter sprach gegenüber OB Klaus Jensen, der sich ebenso wie Schuldezernentin Birk der Diskussion stellte, vom "verrufenen Nordviertel", in das man seine Kinder nicht schicken wolle. Jensen mahnte zur Fairness: "Ihr wollt doch auch nicht, dass man von Eurem Stadtteil so redet".

Die Demonstranten überreichten mehr als 3000 Unterschriften an die Schuldezernentin. Eine Diskussion kam angesichts der Protest-Lautstärke unter dem Rathaus-Vordach nicht zu Stande, aber es blieb alles friedlich.

Das galt auch, als am späteren Nachmittag ein Demonstrationszug aus Trier-West zum Rathaus zog. Dessen Anliegen, eine Realschule plus im West-Stadtteil, hatte sich durch die absehbare Entscheidung des Rates quasi erledigt.

Meinung

Eine Frage der Logik

Man kann den Frust der Kinder, Eltern und Lehrer aus Trier-Süd verstehen, die gerade mit großem Engagement eine neue Realschule plus aufbauen. Sie zahlen die Zeche für eine Mischung aus planerischer Inkompetenz und politischer Feigheit. Dass es zusätzlich zur IGS keine vier Real schulen geben würde, war sonnenklar, als der Rat Trier-Süd an den Start brachte. Aber da war Kommunalwahlkampf. Doch die unglückliche Vorgeschichte setzt weder Logik noch Arithmetik außer Kraft. Wo vier Standorte konkurrieren und der gesetzliche Rahmen (und die Vernunft) nur drei ermöglicht, muss einer dran glauben. Und Trier-Süd, da hat die mutige Ortsvorsteherin Recht, braucht die Realschule plus weniger nötig als die anderen. Vor allem mit Blick auf die Aufgabe, dass Schule soziale Nachteile nicht verstärkt, sondern ausgleicht. Das ist im Kern eine bildungspolitische Entscheidung. Aber die Stadt braucht sich auch nicht dafür zu genieren, wenn sie darauf schaut, welche der ohnehin unvermeidlichen Schulschließungen städtebaulich am ehesten Perspektiven eröffnet. Das ist nicht Profitgier, wie mancher mutmaßt, sondern verantwortliches Handeln - auch wenn der OB so tut, als habe daran niemand gedacht und damit seinen Wirtschaftsdezernenten Lügen straft. Wenn die neue Linie auch bei der ADD durchgeht, ist das eine strategische Meisterleistung der neuen Dezernentin. Mit offenem Visier und kluger Arbeitsteilung hat sie die Kuh kurz vor dem Einbrechen vom Eis geholt. Das lässt hoffen. Bei der CDU hat dagegen nur eine Minderheit das Wolkenkuckucksheim verlassen. Proteste sind dennoch legitim. Aber eines kann die Stadt nicht brauchen: Das Schüren von Ressentiments. Was das angeht, sollten die Lehrer der Süd-Realschule mit ihren Schülern dringend über einige Parolen bei ihrer Demo reden. d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort