Trier wird zur Geisterstadt - Evakuierung verläuft ohne Probleme

Trier · Freitagabend, kurz nach 20 Uhr: Die Trierer Innenstadt ist so leer wie eine gerade nicht genutzte Filmkulisse. Einsatzwagen der Polizei rollen durch die Straßen. Hauptmarkt und Kornmarkt sind völlig verwaist. Ein ebenso seltener wie unheimlicher Anblick.

Trier wird zur Geisterstadt - Evakuierung verläuft ohne Probleme
Foto: Lukas Bülow
Trier wird zur Geisterstadt - Evakuierung verläuft ohne Probleme
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Trier wird zur Geisterstadt - Evakuierung verläuft ohne Probleme
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Wo an einem Sommerabend normalerweise Hunderte Menschen im Freien sitzen und das Wochenende feiern, sind alle Türen zu, alle Lichter aus. Alle ordentlich aufgestellten Stühle und Tische sind leer. Nichts bewegt sich. Die Innenstadt scheint vollkommen verlassen - doch dieser Eindruck täuscht. Ein Heer bestehend aus Polizisten, Einsatzkräften der Feuerwehr und der Rettungsdienste sowie Mitarbeitern städtischer Ämter arbeitet an quasi allen Punkten der City mit Hochdruck daran, die Evakuierung schnell und problemlos über die Bühne zu bringen.

In Doppelstreifen gehen die Mitarbeiter der beiden Einsatzleiter Olaf Backes (Berufsfeuerwehr) und Norbert Hausen (Polizeipräsidium) durch die Straßen der Evakuierungszone und überprüfen, ob es Anzeichen dafür gibt, dass jemand seine Wohnung trotz mehrfacher Aufforderung nicht verlassen hat. Wenn das so ist, versuchen die Einsatzkräfte es zuerst mit Appellen an Vernunft und Sicherheit, gutem Zureden und freundlichen Aufforderungen.

"Nur wenn all diese Herangehensweisen scheitern, werden die Beamten sogenannten unmittelbaren Zwang einsetzen", sagt Ralf Frühauf vom städtischen Presseamt. Das heißt, die Einsatzkräfte werden einen eventuell Widerwilligen dann gegen dessen Willen mitnehmen. Doch soweit kommt es offenbar nicht, Fälle dieser Art werden am Freitagabend nicht bekannt. "Die Trierer haben die Lage und ihre Nerven hervorragend im Griff", sagt Oberbürgermeister Wolfram Leibe, der sich die Situation vor Ort ansieht. Offenbar hat er recht.

Starke Nerven - die hat auch Kurt Mazzucco. Der Mann im Overall ist der verantwortliche Feuerwerker des Kampfmittelräumdiensts Rheinland-Pfalz. In der Neustraße, am Fundort der Fliegerbombe, wartet er auf seinen Einsatz.

"Ich mache diesen Job seit 1993", sagt Mazzucco. Wieviele Bomben hat er in dieser langen Zeit schon entschärft? "Ich habe wirklich keine Ahnung", antwortet der Sprengstoffexperte. "Ich habe nie gezählt." Der Einsatz am Freitagabend sei Routine, die britische Bombe und ihr Zünder sind quasi alte Bekannte. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass es problemlos laufen wird."

Im Berufsschulzentrum hat die Stadt Trier eine Aufnahmestation für Menschen eingerichtet, die ihre Wohnungen verlassen mussten. In der daneben liegenden Toni-Chorus-Halle werden Pflegebedürftige aus der geräumten Zone betreut. In beiden Hallen herrscht sehr wenig Betrieb - es sind nicht mehr als insgesamt 50 Menschen, die von den Maltesern versorgt werden. Die meisten der Innenstadtbewohner warten die Entschärfung offenbar in Restaurants außerhalb der Zone, bei Freunden oder beim Spazierengehen ab.

Plan B für den Fall der Fälle

Im Berufsschulzentrum herrscht gute Laune. Haben Sie etwas Besonderes, das Sie auf keinen Fall zurücklassen wollten, aus Ihrer Wohnung mitgenommen? "Mein Sitzkissen", lacht eine Frau. Dann wird sie ernst. "Ich hatte schon ein wenig Angst. Aber inzwischen bin ich sicher, dass alles gut wird."

Vor der Halle sitzt eine Frau auf einer Mauer, ein großer Käfig steht vor ihren Füßen. Drin sind zwei Kaninchen. "Man hat mir gesagt, ich darf sie nicht in eine der Aufnahmeeinrichtungen mitbringen", erzählt sie. "Aber es kam für mich nicht in Frage, sie zuhause zu lassen. Man weiß ja nie."

Man weiß ja nie - und deshalb gibt es auch einen Plan.B. Für den Fall, dass eine derart große Fliegerbombe zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg tatsächlich explodiert. Ordnungsdezernent Thomas Egger kennt den Plan. "Alle für diesen Fall nötigen Kräfte sind in Bereitschaft", sagt er. "Jeder weiß genau, was er dann zu tun hat."

Problemloser Einsatz: Trierer Bombenfreitag um 21.41 Uhr vorbei - Entschärfung des Weltkriegs-Blindgängers verläuft nach Plan

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