Kriminalität Trierer Amokprozess: Hat ein Notar Geld für den Angeklagten aufbewahrt?

Trier · Der Trierer Amokprozess wird diese Woche mit gleich Verhandlungstagen fortgesetzt. Heute spricht ein Notar. Er soll viel Geld für den Angeklagten aufbewahrt haben. Aber stimmt das auch?

 Prozess um die Amokfahrt in Trier: Der Angeklagte wird am Dienstag in den Gerichtssaal geführt. Vorne im Bild die beiden Verteidiger Martha Schwiering und Frank K. Peter.

Prozess um die Amokfahrt in Trier: Der Angeklagte wird am Dienstag in den Gerichtssaal geführt. Vorne im Bild die beiden Verteidiger Martha Schwiering und Frank K. Peter.

Foto: TV/Rolf Seydewitz

Update Dienstag, 16. November: Das sagte der Notar am Dienstag vor Gericht

Was ist an der Geschichte mit den mehreren Hunderttausend Euro dran, die ein Trierer Notar für den mutmaßlichen Amokfahrer angeblich in seinem Tresor aufbewahren soll? Eine Antwort darauf dürfte es am heutigen Dienstag im Trierer Landgericht geben, wenn der Mordprozess gegen einen 52-jährigen Mann aus dem Trierer Stadtteil Zewen fortgesetzt wird.

Der Angeklagte soll am 1. Dezember vergangenen Jahres  mit seinem Geländewagen durch die Fußgängerzone gerast sein und dabei fünf Menschen getötet und zahlreiche Passanten schwer verletzt oder traumatisiert haben. Ein 77-jähriger Mann, der die Amokfahrt schwer verletzt überlebt und danach lange Zeit in Kliniken verbracht hatte, war kürzlich gestorben. Ob (auch) an den Folgen des Gewaltverbrechens, ist noch nicht endgültig geklärt.

Bei der Suche nach einem möglichen Motiv kam an den bisherigen Prozesstagen die Rede immer wieder auf die Geschichte mit dem Notar. Danach hat der Tatverdächtige mehreren Zeugen gesagt, dass der Trierer Jurist eine halbe Million Euro für ihn aufbewahre. Das Geld habe er bekommen, weil er als Kind für eine Versuchsreihe mit radioaktiven Substanzen missbraucht worden sei.

Schon bei seiner ersten Befragung unmittelbar nach der Festnahme soll sich der Angeklagte unter anderem über den Notar beschwert haben, von dem er „erniedrigend behandelt worden“ sei. Deshalb habe er „die Sache in der Fußgängerzone“ gemacht, soll der 52-Jährige nach Angaben eines Mordermittlers gesagt haben.

Einem Bekannten berichtete der (kinderlose) Angeklagte sogar, dass der Notar mit seiner Tochter verheiratet sei. Nach der vorläufigen Einschätzung eines psychiatrischen Sachverständigen leidet der 52-Jährige an einer Psychose. Der zumindest zeitweise unter Verfolgungswahn leidende Mann war die letzten Monate vor dem Gewaltverbrechen arbeits- und wohnsitzlos, schlief zuletzt meist bei einer Bekannten oder in seinem Fahrzeug.

Vor neun Jahren war der gelernte Elektriker für einige Zeit in einer Kleingartenanlage zwischen  den Trierer Stadtteilen Zewen und Euren untergekommen. „Mein Vater hatte ihn in der Gartenlaube aufgenommen, damit er nicht erfriert“, berichtete in der vergangenen Woche ein als Zeuge geladener Mann vor dem Landgericht.

Tragisch: Im März 2014 wurde der 68-jährige Vater des Zeugen in einem seit Jahren schwelenden Nachbarschaftsstreit von einem anderen Kleingärtner durch einen Schuss in die Brust getötet. Der jetzt angeklagte Tatverdächtige war zwar damals nur Ohrenzeuge, lief aber direkt zum Ort des Geschehens und kümmerte sich um den schwerst verletzten Bekannten. Doch für den Getroffenen kam jede Hilfe zu spät.

„Mein Vater ist in seinen Armen gestorben“, sagte der Sohn in der jetzigen Verhandlung unter Tränen. Der 52-Jährige habe den Vater damals noch festgehalten und ihm „Stirb nicht!“ zugeflüstert, als der Vater die letzten Atemzüge gemacht habe.

Das Landgericht verurteilte den damals 61-jährigen Täter später wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes zu einer siebeneinhalbjährigen Gefängnisstrafe. Der jetzt wegen der Amokfahrt angeklagte Trier-Zewener hatte seinerzeit durch seine Zeugenaussage mit zu einer Verurteilung beigetragen.

Nur sieben Jahre später sitzt der Helfer von einst nun selbst auf der Anklagebank und muss sich wegen mehrfachen Mordes verantworten. Eine weitere Besonderheit ist, dass mit der Vorsitzenden Richterin Petra Schmitz, Oberstaatsanwalt Eric Samel und Rechtsanwalt Andreas Ammer gleich drei Juristen an dem damaligen Prozess beteiligt waren, die auch im aktuellen Amokfahrerprozess wieder dabei sind.

Der Angeklagte hat sich im Hauptverfahren bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. In dieser Woche sind drei Verhandlungstage angesetzt. Danach wird der Prozess erst in der Woche nach dem Jahrestag der Amokfahrt Anfang Dezember fortgesetzt.

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