Literatur Von Gaumen- und sonstigen Freuden
Trier · (DQ) Manchmal dauert es bis zum Ruhestand, dass sich einer seiner wahren Berufung widmen kann. So hat sich der frühere Jurist und ehemalige Geschäftsführer der IHK, Rolf Ersfeld aus Trier, seit knapp zehn Jahren zum erfolgreichen Romanautor entwickelt.
Mit „Die Farbe der Zahlen“ legt er seinen neunten Roman vor, in dem er wieder genüsslich Charakterstudien und Schicksalsverläufe ausbreitet – garniert mit edlen Weinen.
Jasper Tanne hat es als Erstgeborener nicht leicht, wird doch sein jüngerer Bruder in allem bevorzugt und gehätschelt. Und dann gilt er auch noch als Sonderling, weil er Synästhetiker ist: Er verknüpft intuitiv Zahlen mit bestimmten Farben und kann so besondere Gedächtnisleistungen vollbringen.
Trotzdem wird ihm die höhere Bildung verwehrt. Eher durch Zufall ergreift er den Beruf des Weinhändlers, für den er sich mehr und mehr begeistern kann. Wenn es jetzt auch noch mit der Liebe klappen würde... die attraktive Doris ist wohl willig, nicht aber bei ihm. Die junge selbstbewusste Eventmanagerin Lilo kommt da schon eher in Frage. Tatsächlich findet sie Gefallen an dem zurückhaltenden Weinexperten. Jasper hat sein Glück gefunden. Doch wie so oft im Leben funkt das Schicksal bei ihm und den Menschen, die ihm nah stehen, heftig und unerwartet dazwischen.
Auch in seinem neunten Roman, seit der frischgebackene Ruheständler im Jahr 2011 sein erstes größeres Prosawerk veröffentlicht hatte, nimmt sich Rolf Ersfeld wieder eines Sonderlings an, der sich von der Schatten- auf die Sonnenseite des Lebens vorarbeiten muss. Seit seiner Kindheit probierte sich Ersfeld gerne an kurzen Geschichten, Sachtexten und Glossen.
Zum Vergnügen wird das Lesen von „Die Farbe der Zahlen“ durch gewohnt pralle, bildhafte Formulierungen, liebevoll gezeichnete Charaktere und viele überraschende Wendungen. Hier findet einer offensichtlich Genuss daran, die Menschen zu beobachten, hinter die hübschen Fassaden zu linsen und gelegentlich zu schmunzeln. Gleichzeitig herrscht viel Verständnis für menschliche Schwächen und Bedürfnisse, von den „Erzbösewichten“ vielleicht einmal abgesehen.
Nebenbei kommen beim Lesen des neuesten Romans Weinliebhaber auf ihre Kosten. Der frühere Jurist Ersfeld, dessen Großvater bereits Weinhändler war, hat sich seit Jahrzehnten intensiv mit Wein, Weinbezeichnungsrecht und der Weingeschichte der Region beschäftigt. Er ist als Weinerlebnisbegleiter tätig.
Der Roman „Die Farbe der Zahlen“ ist im IL-Verlag erschienen, hat 316 Seiten und kostet 14,70 Euro.