Trierer FDP wählt neuen Chef

Trier · Tobias Schneider (26) hat Wirtschaftsdezernent Thomas Egger als Vorsitzenden der FDP Trier abgelöst. Mit 24 gegen vier Stimmen wählten ihn die Mitglieder gestern Abend während eines Parteitags, der langsam begann, dann aber Fahrt aufnahm.

Das Wahlergebnis war keine Überraschung: Der von Egger offensiv unterstützte Schneider war der einzige Kandidat für den Vorsitz der FDP Trier, den Egger elf Jahre lang geführt hatte. Die große Auseinandersetzung innerhalb der Trierer Liberalen, mit der man hätte rechnen können, fand nicht statt: Fraktionschef Karl-Josef Gilles, mit dem Schneider mehrmals die Klingen gekreuzt hatte, war zum Parteitag in der Gaststätte Postillion gar nicht erst erschienen, und auch Ratsmitglied Felix Brand war nicht dabei.

Doch vollkommen friedlich und vorhersehbar lief der Parteitag nicht ab. Dafür sorgte Silke Reinert, ebenfalls Mitglied der Fraktion und im März gescheiterte Landtagskandidatin. Sie wird Trier aus beruflichen Gründen verlassen, in Berlin als wissenschaftliche Mitarbeiterin einer Düsseldorfer Bundestagsabgeordneten arbeiten und deshalb ihr Ratsmandat niederlegen. Praktisch für den neuen Vorsitzenden Schneider, der damit auch in den Stadtrat einzieht.

"Die Fraktion hat harte Zeiten hinter sich", betonte Reinert, die sich bei allen im Stadtrat vertretenen Liberalen ausdrücklich bedankte - nur Karl-Josef Gilles ließ sie weg. Dafür warf sie ihm Sabotage und Erpressung vor: "Ich wurde mehrfach mit der Niederlegung des Amtes des Fraktionsvorsitzenden erpresst, die Einstellung der Zusammenarbeit mit mir wurde angedroht. Damit wurde meine Arbeit sabotiert." Gilles war nach dem Parteitag am späten Freitagabend für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.

Tobias Schneider ließ diesen Konflikt dagegen ruhen und hielt seine Ansprache allgemein. "Ich werde die liberale politische Arbeit nicht wegen eines Tiefs aufgeben, das unüberbrückbar scheint, es aber nicht ist", betonte er. Ein Seitenhieb in Richtung von Gilles kam dann aber doch: "Dieses Mal wird die Zusammenarbeit zwischen der Fraktion und dem Vorstand reibungslos funktionieren."

Wirtschaftsdezernent Thomas Egger verabschiedete sich mit einer situationsbedingt negativen Analyse der Lage: "Die Stimmung innerhalb der FDP ist so schlecht wie noch nie."

Meinung

Mit Ruhe und Würde
Die Trierer Liberalen haben einen neuen Vorstand gewählt. Es wird nicht lange dauern, bis auch die Ratsfraktion neu geordnet wird. Tobias Schneider wird mit Sicherheit nicht stillhalten und sich einem Fraktionschef Karl-Josef Gilles unterordnen wollen.

Es droht eine weitere hässliche Auseinandersetzung. Die Kommunalwahl ist gerade mal zwei Jahre her: Soviel Zoff, Brüche und Zerwürfnisse in derart kurzer Zeit hat es in einem Trierer Stadtrat noch nie gegeben. Ein Ende ist nicht in Sicht. Schneider und Gilles können in dieser Situation ein dringend notwendiges Signal setzen, sich mit Ruhe und Würde auf eine Personallösung einigen und damit demonstrieren: Es geht auch anders in der Trierer Politik. j.pistorius@volksfreund.de

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