Trierer Jugend wählt ihr eigenes Parlament

Trier · Trier hat ein Jugendparlament: 69 Kandidaten haben sich beworben, 22 sind gestern Abend in zwei Altersgruppen – 10 bis 13 Jahre sowie 14 bis 17 Jahre – gewählt worden. 6700 Jugendliche in Trier waren zur Wahl aufgerufen.

Trier. Das Foyer des Auguste Viktoria Gymnasiums summt wie ein Bienenstock. Hier laufen am Mittwochabend alle Fäden zusammen: In 13 weiterführenden Schulen, Förderschulen und berufsbildenden Schulen in Trier sind Wahllokale eingerichtet worden, ein weiteres steht im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Im AVG wird seit 18 Uhr fieberhaft gezählt. 69 Kandidaten sind angetreten, 22 werden am Ende ins neue Jugendparlament einziehen. Jeder der 6700 wahlberechtigten Jugendlichen in Trier hatte drei Stimmen. Die Wahlhelfer zählen mit enormem Engagement, doch bei einer derart komplexen Aufgabe schleichen sich auch Fehler ein. Wahllokale müssen ein zweites Mal ausgezählt werden, das Endergebnis verzögert sich. Allmählich leert sich das AVG, manche Kandidaten erleben ihren Sieg am Wahlabend nicht mehr direkt mit.

Nach einem langen Wahlabend liegt das vorläufige Endergebnis vor. Das sind die Mitglieder des neuen Trierer Jugendparlaments:

Altersgruppe 10 bis 13 Jahre: Danisch Ahmed, Martin Albrecht, Katheleen Felten, Theresa Frank, Florian Görres, René Mannola, Stephanie Müller, Nina Regenhardt, Niklas Wilhelm, Peter Wollscheid und Freya Gehrke.

Altersgruppe 14 bis 17 Jahre: Al-Harith Abdul Sattar, Fabian Anheier, Stefan Berg, Ana-Luisa Fuchs, Larissa Herz, Philipp Lang, Charlotte Martin Yuste, Dominik Schulz, Alexander Walter, Andreas Wirtz und Aaron Zisterer.

Anträge im Stadtrat

Die Jugendvertretung soll Kinder und Jugendliche mit demokratischen Entscheidungsstrukturen vertraut machen und ihr Interesse an kommunalen Aufgaben fördern. Das neue Gremium wird aus je elf Mitgliedern der Altersgruppen 10 bis 13 Jahre und 14 bis 17 Jahre bestehen. Die gewählten Mitglieder können Anträge im Stadtrat stellen und diese erläutern. Außerdem werden sie im Jugendhilfe- und im Schulträgerausschuss vertreten sein. Vier bis fünf öffentliche Sitzungen pro Jahr warten auf das Jugendparlament. "Auch die Kandidaten, die es am Ende nicht in einer der beiden Gruppen schaffen, werden die Chance haben, sich in Arbeitsgruppen zu engagieren", kündigt Jugendpflegerin Susanne Schmitz an.

Wahlausschuss tagt morgen

Morgen wird der Wahlausschuss zur Feststellung des amtlichen Endergebnisses im Rathaus zusammentreten. Ein erstes Treffen der neu gewählten Mitglieder des Jugendparlaments Trier soll am 2. Dezember stattfinden. Dann steht auch eine Einführung in die Arbeitsweisen der Stadtverwaltung auf dem Programm. Die konstituierende und gleichzeitig erste öffentliche Sitzung der Jugendvertretung soll am 20. Januar um 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses stattfinden.

Meinung

Die neue Affinität zur PolitikKommunalpolitik war einmal eine Angelegenheit wichtiger älterer Herren in verrauchten Hinterzimmern, in denen man rustikal diskutierte und einsame Entscheidungen traf. Diese Zeiten sind lange vorbei. Schon die Stadtteilrahmenpläne waren Ende der 90er eine neue Form der Bürgerbeteiligung, vorangetrieben von den Freien Wählern. Heute sind Plattformen wie der Bürgerhaushalt und eben auch Gremien wie die Jugendparlamente Beteiligungsformen, die gestandenen Ortspolitikern früher die Zornesröte ins Gesicht getrieben hätten. Die dadurch neu entfachte Affinität zur Politik und das Engagement von Menschen aller Altersgruppen sind hervorragende Ergebnisse dieser Beteiligungen. Die Entscheider im Stadtrat erhalten wichtige Impulse, die nicht vom Wettstreit mit dem politischen Mitbewerber diktiert werden - schon das ist ein dicker Pluspunkt.
j.pistorius@volksfreund.de

Extra

Das GremiumJugendparlamente gibt es bereits in Wittlich, Bernkastel-Kues und der Einheitsgemeinde Morbach. Auch in Trier sollen sich Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 17 Jahren ab kommendem Jahr aktiv an der Stadtpolitik beteiligen können. Sie sollen Anträge im Stadtrat stellen dürfen und an Ausschusssitzungen teilnehmen. Überall dort, wo die Interessen von Kindern und Jugendlichen berührt werden, soll das neue Parlament angehört und beteiligt werden. In Seminaren sind die Trierer Kandidaten auf ihre neue Rolle im Jugendparlament vorbereitet worden. Erste Themenschwerpunkte reichten von "Mehr Grün in Trier" bis zu "Schönere Schulen". jp

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