Trierer Karl-Marx-Statue wird nur 5,50 Meter groß

Trier · Die Karl-Marx-Statue, die China Trier zum 200. Geburtsjahr des großen Sohnes der Stadt schenken will, soll statt 6,30 Meter nur noch 5,50 Meter groß werden. Das haben Triers Baudezernent Andreas Ludwig und der chinesische Bildhauer Wu Weishan vereinbart.

Es war keine einfache Aufgabe, die der Trierer Stadtrat Baudezernent Ludwig aufgetragen hatte: Ja, grundsätzlich sei man einverstanden, dass China der Stadt zum 200. Geburtstag von Karl Marx eine Statue schenke, lautete der Ratsbeschluss vom 13. März. Aber über die von der Volksrepublik geplante Größe des Denkmals von 6,30 Metern und auch den ins Auge gefassten Standort Simeonstiftplatz sei doch bitte noch mal mit den Chinesen zu verhandeln.
Diplomatisches Glatteis, das noch schlitteriger geworden war, nachdem die Frankfurter Allgemeine Zeitung fälschlich vermeldet hatte, China hätte die Statue gar nicht von sich aus angeboten, sondern Trier den kommunistischen Staat um das Geschenk gebeten (der TV berichtete).

In mehreren Telefonaten, zwei Videokonferenzen mit Künstler Wu Weishan und einer persönlichen Unterredung mit Generalskonsul Wang Shunquing hat Baudezernent Ludwig in den vergangenen Tagen das Anliegen des Stadtrats verhandelt. Ergebnis: Statt 6,30 Meter (1,40 Meter Sockel plus 4,90 Meter Figur) soll das Denkmal nun nur noch 5,50 Meter groß werden und somit 80 Zentimeter kleiner, als von Bildhauer Wu ursprünglich entworfen.
"Wie sich diese neue Größe auf Sockel und Figur verteilt, steht noch nicht fest, ich denke aber, dass das Podest zwischen 90 Zentimetern und 1,20 Metern hoch sein wird und die Figur dann so, dass man insgesamt auf 5,50 Meter kommt", erklärte Baudezernent Ludwig am Mittwochabend in der Sitzung des Bauausschusses.

Standort soll weiterhin der Simeonstiftplatz sein. Dass er persönlich den Simeonstiftplatz für sehr geeignet halte, daran hatte Ludwig nie Zweifel geäußert. Per Holzattrappe hatte die Stadt Anfang März die Wirkung einer 6,30-Meter-Statue vor Ort getestet (der TV berichtete). Statt gen Osten - wie von Wu anfangs vorgeschlagen - soll die Statue nun allerdings in Richtung Südwest zum Geburtshaus von Karl Marx in der Brückenstraße blicken. Durch die direkte Nähe der Simeonstraße sei außerdem der Bezug zum späteren Wohnhaus des Philosophen hergestellt, betonte Ludwig.

Obwohl die Bronzestatue ein Geschenk Chinas ist, kommen Kosten auf die Stadt zu. Wie hoch der städtische Anteil sein wird, steht allerdings noch nicht fest.
Generell ist geplant, dass China die Kosten für die Bronzefigur, den Sockel inklusive Stufen und deren Natursteinverkleidung sowie den Transport des Denkmals von China nach Trier übernimmt. Die Stadt muss das Fundament errichten - inklusive Aufbruch-, Erd- und Pflasterarbeiten - und auch die Aufstellung der Statue bezahlen. Das Denkmal soll außerdem per Scheinwerfer in angemessenes Licht gerückt werden.

Ausschussmitglied Tobias Schneider (FDP) hakte bei Dezernent Ludwig nach, ob bei den Gesprächen mit China auch eine mögliche Einordnung des Denkmals thematisiert worden sei - etwa durch eine kritische Schrifttafel zu den Auswüchsen des Kommunismus. Eine klare Antwort gab Ludwig darauf nicht, betonte aber, dass die Aufstellung der Statue durch entsprechende Veranstaltungen begleitet werden soll.

Ansonsten diskutierte der Ausschuss das neue Konzept nicht sondern verschob auf Antrag der CDU die Debatte in den Stadtrat. Bei dessen nächster Sitzung am Donnerstag, 6. April, wird voraussichtlich auch das letztliche Votum fallen, ob Trier die Statue in den nun vorgesehenen Ausmaßen und am Standort Simeonstift annimmt oder nicht.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe erklärte, dass durch die Gespräche mit China ein "für alle Beteiligten tragfähiger Kompromiss" gefunden worden sei. "Das Ergebnis zeigt, dass es der Volksrepublik China bei ihrem Angebot wirklich um eine Geste der Wertschätzung und des Respekts, und nie um eine Frage der Ideologie gegangen ist", teilte der Rathauschef nach der Ausschusssitzung per Pressemitteilung mit.

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