Trierer Lehrer quittiert Schuldienst

Trier · Nach seiner Suspendierung wegen eines problematischen Fragebogens hat ein Pädagoge seine Kündigung bei der Schulbehörde eingereicht. Er wird nicht mehr als Lehrer an das Trierer Gymnasium zurückkehren.

Trier (woc) Der Lehrer sei "mittlerweile auf eigenen Wunsch aus dem Schuldienst des Landes Rheinland-Pfalz ausgeschieden", bestätigte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion auf TV-Nachfrage.
Anfang September war er vorläufig suspendiert worden, nachdem er zum Schuljahresbeginn seinem Stammkurs der Jahrgangsstufe elf einen neunseitigen Fragebogen mit teils sehr persönlichen Fragen und dem mehrfachen Angebot privater Kurstreffen verteilt hatte. Er bot den Schülern darin das Du an und hieß sie in der "Familie des Stammkurses Französisch" willkommen. "Dein Lehrer wird dich ab heute wie einen ganz normalen Freund/eine ganz normale Freundin und als Familienmitglied behandeln", heißt es in dem Fragebogen unter anderem (der TV berichtete). Die ADD sah damit offenbar das zulässige Distanzverhältnis zwischen Lehrer und Schüler unterschritten und hatte dem 31-Jährigen vorläufig das Unterrichten verboten. Der Lehrer sollte sich zu seinem Verhalten und seiner pädagogischen Motivation bezüglich des Fragebogens erklären. Ein entsprechendes Schreiben hatte der Mann zusammen mit seiner Rechtsanwältin Mitte Oktober bei der ADD eingereicht. Auf TV-Nachfrage hatte die Schulbehörde vorige Woche erklärt, dass die Prüfung der Angelegenheit laufe und noch keine Entscheidung darüber getroffen sei, ob der Lehrer noch mal in den Schuldienst zurückkehren dürfe oder nicht.
Mit seinem Antrag auf Entlassung sei nun "der Lehrer dieser Aufklärung zuvor gekommen", teilte ADD-Sprecherin Eveline Dziendziol am Montag auf TV-Nachfrage mit. Der Kündigung sei mittlerweile "beamtenrechtlich entsprochen worden", der Mann stehe damit nicht mehr im Schuldienst des Landes Rheinland-Pfalz. Die Prüfung, ob der Fragebogen tatsächlich zu einer dauerhaften Suspendierung des Lehrers geführt hätte, hat die ADD abgebrochen. Nach der Kündigung des Lehrers sei diese Frage "nicht mehr relevant", erklärt ADD-Sprecherin Dziendziol.
Nach TV-Informationen soll der Lehrer trotz Suspendierung Kontakt zu seinen Schülern aufgenommen haben, obwohl ihm das seitens der ADD untersagt worden war. Die Schulbehörde will dazu keine Stellung nehmen. Der Elternbeirat der Schule hatte sich auf mehrfache TV-Anfrage ebenfalls nicht zu der Angelegenheit äußern wollen. Erst am Montag meldete sich die Vorsitzende des Schulelternbeirats (SEB) zurück: "Da der Lehrer nicht an unsere Schule zurückkehren wird, bitte ich um Verständnis, dass der SEB unter diesen Umständen keine Stellungnahme zu Vorgängen abgeben möchte, die in der Vergangenheit liegen. Unser Anliegen ist es, den Vorgang abzuschließen, damit für alle Beteiligten das Alltagsgeschehen wieder im Vordergrund stehen kann." Der Lehrer selbst, zu dem der TV Kontakt hat, will sich zu der Angelegenheit nicht öffentlich äußern.Extra: VOR GERICHT WEGEN AMOKDROHUNG


Der Fragebogen ist nicht die einzige Sache, wegen der der Trierer Gymnasiallehrer auffällig wurde. Vor dem Amtsgericht Idar-Oberstein ist er angeklagt, im Juni 2015 an seiner Ex-Schule einen Amoklauf angekündigt zu haben. "Achtung Amoklauf" war die E-Mail am Schulzentrum Birkenfeld überschrieben. Bei den Bundesjugendspielen werde es Hunderte Tote geben, "wenn die Kids außer Atem sind, schießen wir um uns", hieß es in der Mail, von der die Staatsanwaltschaft Idar-Oberstein glaubt, dass sie der 31-jährige Lehrer verschickt haben soll. Wegen formaler Probleme ist der Prozess, der im Juni 2017 begonnen hatte, derzeit unterbrochen, soll aber laut Amtsgericht Ende des Jahres wieder aufgenommen werden. "Ich gehe nicht davon aus, dass es in dem Indizienprozess zu einer Verurteilung kommen wird. Die Vorwürfe gegen meinen Mandanten werden sich nicht beweisen lassen. Es gilt die Unschuldsvermutung", hatte Rechtsanwalt Andreas Mroß, der den Lehrer in diesem Fall vertritt, gegenüber dem TV erklärt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort