Trierer Lehrer unter Verdacht

Trier/Idar-Oberstein · Ein Pädagoge eines Gymnasiums soll 2015 einen Amoklauf in Birkenfeld angekündigt haben. Vor Gericht schweigt er, vor seinen Schülern hat er sich erklärt. Die stehen zu ihm.

"Achtung Amokdrohung" stand in der E-Mail, die eine Lehrerin des Schulzentrums Birkenfeld im Juni 2015 erhielt. Bei den Bundesjugendspielen des Schulzentrums werde es Hunderte Tote geben, schrieb der anonyme Absender. "Wenn die Kids außer Atem sind, schießen wir um uns", hieß es in der Mail. Michael Brand, Leitender Oberstaatsanwalt in Bad Kreuznach, ergänzt: "Der Absender schrieb außerdem, dass für den Amoklauf Faustfeuerwaffen und Gewehre aus der Nazi-Zeit benutzt würden."

Polizei und Schule sagten das Sportfest ab. Die Schulen des Zentrums - Gymnasium, Realschule plus, Grundschule und Förderschule - blieben an dem Tag geschlossen. Die Polizei schloss einen terroristischen Hintergrund der Amokdrohung aus und vermutete, dass die E-Mail aus dem Umfeld der Schule stammte. Ermittelt wurde in alle Richtungen.

Kurze Zeit später, im Sommer 2015, ordnete die Schulaufsichtsbehörde ADD einen Lehrer des Gymnasiums Birkenfeld an ein Trierer Gymnasium ab. Seit Ende Juni 2017 muss sich der Studienrat, der bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig gilt, vor dem Amtsgericht Idar-Oberstein verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Verfasser der Amok-Mail gewesen zu sein, den öffentlichen Frieden gestört und mit Mord gedroht zu haben. Zurzeit ist der Prozess unterbrochen (siehe Info). Bei den beiden Verhandlungstagen, die bislang stattgefunden haben, schwieg der Angeklagte vor Gericht zu den Vorwürfen. Sein Verteidiger Andreas Mroß erklärte auf TV-Nachfrage: "Ich gehe nicht davon aus, dass es in dem Indizienprozess zu einer Verurteilung kommen wird. Die Vorwürfe gegen meinen Mandanten werden sich nicht beweisen lassen."

-------Info: Prozess geht erst Ende des Jahres weiter
Der Prozess gegen den Trierer Lehrer ist Ende Juni vom Amtsgericht Idar-Oberstein ausgesetzt worden. "Es müssen wohl noch umfangreiche Ermittlungen getätigt werden", erklärte Hans-Walter Rienhardt, Direktor des Amtsgerichts Idar-Oberstein, dazu.
Unter anderem ist der Verteidigung die Akte zu einem alten Fall am Gymnasium Birkenfeld, die Polizei und Staatsanwaltschaft für ihre aktuellen Ermittlungen herangezogen hatten, nicht zur Verfügung gestellt worden.
Verteidiger Andreas Mroß hatte auch kritisiert, dass ihm nicht alle E-Mails zur Verfügung gestellt wurden, die die Staatsanwaltschaft von einem Gutachter auf eine mögliche Urheberschaft seines Mandanten untersuchen gelassen hatte.
Der Prozess könne frühestens Ende 2017 wieder neu angesetzt werden, erklärte Gerichtspräsident Rienhardt.
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Die Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde ADD bestätigte auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds, dass der Angeklagte weiterhin als Lehrer an dem Trierer Gymnasium arbeitet. Bis zum Ende des Gerichtsprozesses gelte für ihn die Unschuldsvermutung, teilte ADD-Pressesprecherin Eveline Dziendziol mit. "Bevor nicht bewiesen ist, dass er tatsächlich schuldig ist, gibt es für uns keinen Grund zu handeln, also etwa den Mann vom Schuldienst freizustellen", sagte Dziendziol.

Der Schulgemeinschaft an dem Trierer Gymnasium war bislang offenbar nicht bekannt, dass einer ihrer Lehrer beschuldigt wird, einen Amoklauf angedroht zu haben. Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres hatte ein Schüler nach TV-Informationen allerdings offenbar einen Zeitungsbericht über das Gerichtsverfahren per Handy verbreitet. An der Schule kochte das Thema hoch.

Die Schulleitung will sich nicht zu der Angelegenheit äußern. Der Lehrer selbst gab vor seinem Stammkurs in der Oberstufe allerdings eine umfangreiche Erklärung ab. Mit einer Schülerin des Kurses hat der TV anschließend gesprochen. Über den Inhalt der Stellungnahme ihres Lehrers wollte sich die junge Frau nicht äußern. "Ich kann nur sagen, dass wir hinter ihm stehen und wollen, dass es jetzt erst mal ganz normal weitergeht. Es gibt auch keine Angst und keine Aufregung unter der Schülerschaft", sagte die Oberstufenschülerin.

Einige Eltern haben nach TV-Informationen Bedenken gegenüber dem Lehrer. Ein Vertreter des Elternbeirats der Schule war bislang für den TV allerdings nicht zu erreichen. Der Trierer Landeselternsprecher Reiner Schladweiler, dem die Angelegenheit nicht bekannt war, wollte sich vor einer Stellungnahme zunächst noch über den Fall informieren.

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