Trierer Moselstadion: Wenn ein Neubau kommt, rollt der Ball woanders

Trier · Sollte Trier in den nächsten Jahren ein neues Fußballstadion bekommen, dann steht es voraussichtlich nicht mehr am bisherigen Standort in Trier-Nord. Der neue Flächennutzungsplan sieht dafür den Messepark vor.

Die Trierer Eintracht spielt zwar im Moment sehr erfolgreich - aber es ist (leider) immer noch nur die vierte Liga. Wirklich große Zuschauermassen zieht sie allenfalls bei Spielen gegen Bundesligisten im DFB-Pokal ins Moselstadion. Dort hat die Stadt in den vergangenen Jahren nach und nach einiges investiert, jüngst beispielsweise noch für eine neue Lautsprecheranlage (Kosten: 187 000 Euro), damit die Sicherheitsanforderungen des Deutschen Fußballbundes erfüllt werden. Die Frage, ob Eintracht Trier ein neues Fußballstadion braucht, stellt sich daher eigentlich momentan gar nicht.

Dennoch hat sich die Stadt planerisch mit dieser Frage befasst. Und zwar im Entwurf des Flächennutzungsplans 2025 (siehe Extra). Dass darin eine "Sonderbaufläche" für ein Stadion auftaucht, bedeutet nicht, dass es auch gebaut wird. Aber wenn es in den nächsten Jahren irgendwann mal dazu einen Plan geben sollte, dann wird es wohl nicht am alten Standort sein.

Die Details:
Der neue Standort: Nach den Vorstellungen der Stadtplaner muss der Neubau eines Stadions in den Trierer Messepark. Und zwar auf eine Fläche von 3,7 Hektar zwischen Messepark-Halle und Wohnmobilstellplatz (siehe Grafik). Auch hier also ein echtes Moselstadion - wobei die Fläche hochwasserfrei ist.
Der Platz reiche aus für ein reines Fußballstadion für rund 15 000 Zuschauer, sagt Stefan Leist vom Stadtplanungsamt, der sich dabei an den Ausmaßen des noch recht neuen Stadions in Paderborn orientiert hat (Länge: 156 Meter, Breite: 115 Meter).
Die Vorteile im Vergleich zum heutigen Standort liegen für ihn auf der Hand: Es gibt dort über 350 Parkplätze. Die Verkehrsanbindung über Straßen ist besser. In unmittelbarer Nähe verläuft die Westtrasse der Bahn, die mit neuen Haltepunkten reaktiviert werden soll. Und die Belastungen von Großereignissen stören deutlich weniger Anwohner als heute in Trier-Nord.

Das Umfeld: Auch das Umfeld am Messepark soll nach den Vorstellungen des Rathauses für ein Stadion optimiert werden. Der Baseballplatz und der Hundeübungsplatz, heute noch in der Diedenhofener Straße gelegen, würden ans südliche Ende des heutigen Messepark-Parkplatzes angeschlossen. Die Fläche an der Diedenhofener Straße stünde dann als in Trier dringend benötigte Gewerbefläche zur Verfügung. Der Baseballplatz wäre dann zugleich Aufwärm- und Nebenplatz fürs Stadion.
Weil dem Messepark durch das Stadion Flächen verloren gingen, ist auch hier an Ausgleich gedacht. Er könnte links der Konrad-Adenauer-Brücke an der Luxemburger Straße weiter wachsen. Dies wäre die einzige Fläche, bei der heutiger Privatbesitz betroffen ist, alle anderen sind in städtischer Hand.

Der alte Standort: Das Moselstadion in Trier-Nord würde laut Flächennutzungsplan nicht gänzlich aufgegeben. Das Stadion selbst und einer der Nebenplätze blieben erhalten - für den Schul- und Vereinssport. Gut die Hälfte der heutigen Flächen am Stadion aber würde für in Trier ebenfalls dringend benötigte Wohnbebauung zur Verfügung stehen.

Die Chancen: Der Flächennutzungsplan ist kein Bebauungsplan. Er verpflichtet die Stadt auch nicht, ein neues Stadion zu bauen. Konkrete Pläne für einen Bau gibt es ebenfalls nicht, vom dafür benötigten Geld in der Stadtkasse gar nicht erst zu reden. Warum also die "Sonderbaufläche"? Das geschehe im Rahmen der "Standortvorsorge", sagt Stefan Leist. Die Verwaltung müsse sich Gedanken darüber machen, wie die begrenzten Flächen in der Stadt in Zukunft optimal genutzt werden können.
Auch Leists Chefin, Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani, gibt zu, dass sie keine Lösung für die Finanzierungsfrage hat und auch keinen konkreten Plan, ein Stadion zu bauen. Sie sieht den Flächennutzungsplan allerdings durchaus als Startschuss, eine Debatte darüber zu führen, ob ein Neubau sinnvoll und nötig ist, und wie er finanziert werden könnte. "Ich hoffe, dass das ein Anstoß für einen Denkprozess ist", sagt Kaes-Torchiani. "Die Maschen sind jetzt aufgezogen. Vielleicht wird ja ein Pullover draus."Meinung

Vorbereitung schadet nicht
Ein neues Stadion? Für einen Viertligisten? In einer Stadt, in der Schulen wegen Schimmels umziehen müssen und die einen exorbitanten Schuldenberg hat? Spinnen die jetzt in der Stadtverwaltung? Das ist vermutlich die erste Reaktion vieler Trierer auf den entsprechenden Passus im Flächennutzungsplan. Aber gemach: Damit ist ja nicht entschieden, dass ein neues Stadion gebaut wird. Das liegt in der Hand des Stadtrats, der auch erst dann darüber entscheiden wird, wenn es wirklich Grund gibt, sich Gedanken zu machen. Vielleicht kickt die Eintracht ja noch jahrelang in der vierten Liga - dann reicht das bestehende Moselstadion dicke aus. Vielleicht (toi toi toi) gibt\'s aber auch ein paar Fußballwunder und der Weg geht mittelfristig über die dritte irgendwann mal Richtung zweite Liga. Auch dann wird es noch kontroverse Debatten über einen Stadionneubau geben. Aber es ist sicher besser, dann einen gültigen und vernünftigen Flächennutzungsplan im Rücken zu haben, als unvorbereitet zu sein. m.schmitz@volksfreund.deExtra

Ein Flächennutzungsplan (FNP) ist kein Bauplan und auch kein Bebauungsplan, sondern ein "vorbereitender Bauleitplan". Darin wird für die Zukunft festgelegt, wie eine Kommune ihre Flächen nutzen will. Also beispielsweise: Wo soll künftig Platz fürs Wohnen sein, für Verkehr, für Handel und Gewerbe, wo darf sich die Natur ausbreiten und wo darf es Sondernutzungen wie den Bau eines Stadions geben? Wenn solch eine Nutzung im Plan festgelegt ist, ist sie "behördenverbindlich". Das heißt: Die Stadt Trier muss sich bei ihren künftigen Bebauungsplänen und Baugenehmigungen an die vorgeschriebene Nutzung der Flächen halten - oder den Flächennutzungsplan wieder aufwendig ändern. Der derzeit gültige Flächennutzungsplan der Stadt Trier stammt aus dem Jahr 1982 und ist überarbeitungsbedürftig.
Flächennutzungspläne haben in der Regel einen Prognosehorizont von zehn bis 15 Jahren, dann müssen sie aktualisiert oder komplett überarbeitet werden - ein aufwendiger Prozess, der mehrere Jahre dauern kann. Der Stadtrat musste schon 39 rechtswirksame Änderungen des derzeitigen FNP beschließen, weil sich beispielsweise auf den zahlreichen Konversionsflächen in der Stadt andere als militärische Nutzungen ergeben haben. Nun wird ein neuer Flächennutzungsplan aufgestellt: Trier 2025. Der Vorentwurf dazu wird gerade in den Ortsbeiräten behandelt und soll in der Stadtratssitzung am 19. Dezember diskutiert werden. Dann soll im Januar eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung gemacht und im April 2014 der Entwurf im Stadtrat beschlossen werden. Es folgt wieder ein öffentliches Beteiligungsverfahren, dann der Feststellungsbeschluss im Stadtrat vermutlich in der zweiten Hälfte 2014. Dann kommt die Struktur- und Genehmigungsdirektion ins Spiel, die den Plan als Aufsichtsbehörde noch genehmigen muss. Frühestens Ende 2014 könnte der Plan dann rechtskräftig werden. mic

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