Trierer Moselufer: Stadtverwaltung hat bescheidene Pläne – Kabinenbahngelände wird Parkplatz

Trier · Stadt am Fluss, die Mosel als Magnet, Entwicklung im großen Stil – all das ist passé. Aus dem Kabinenbahngelände in Trier wird zuerst einmal ein Parkplatz. OB Wolfram Leibe und Baudezernent Andreas Ludwig erläutern vor Ort ihren Plan der kleinen Schritte.

Radfahrer rollen an der Mosel entlang, Jogger kommen ihnen entgegen, Spaziergänger bewundern die schöne Aussicht in Richtung Weißhaus. Die Szene am Ufer in Höhe des alten Fischerdorfs Zurlauben zeigt, welche enorm starke Rolle dieser Fluss generell im Stadtbild spielen könnte. Wenn es in der Trierer Stadtentwicklung nicht grundsätzlich andere Entscheidungen und auch gescheiterte Pläne gegeben hätte.

Doch es gab sie, und deshalb ist die schöne Szene nicht mehr als eine Momentaufnahme, abrupt beendet von der vierspurigen Hauptverkehrsader ein paar Meter weiter weg und vom Lärm der Bagger, die das alte Kabinenbahngebäude nach vielen Jahren und Plänen endlich abreißen.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) und Baudezernent Andreas Ludwig (CDU), beide erst seit 2015 in Amt und Würden, haben sich das Moselufer für einen ihrer gemeinsamen Auftritte ausgesucht.

Beide genießen trotz ihrer erst kurzen Amtszeiten einen Ruf als Macher-Duo, das sich effektiv um akute Probleme kümmert, und erscheinen gerne zusammen. Heute ist das Kabinenbahngelände ihr Problem, doch ihre Idee einer Lösung wird möglicherweise nicht jedem gefallen. Denn von einem großen Entwicklungsschritt mit einem starken Investor ist keine Rede mehr.

"Die Stadt Trier hat in den letzten Jahren versucht, dieses extrem attraktive Fläche am Moselufer wie saures Bier anzubieten", sagt OB Leibe. "Wir werden dieses Filetstück, das früher zur Kabinenbahn gehörte, zuerst einmal nicht verkaufen." Stattdessen wird ein Parkplatz daraus. Um die 70 Plätze werden direkt am Zurlaubener Ufer entstehen. Kostenlos ist keiner davon, ein Parkautomat wird dabeistehen. Der Abriss der alten Kabinenbahnruine ist fast abgeschlossen, 55.000 Euro hat die Stadt dafür bezahlt.

Parkplatz statt Prachtbau - ein klarer Rückschritt im Vergleich mit den großen Plänen der vergangenen Jahre. Der Bau eines Hotels auf dem 3000 Quadratmeter großen Areal der früheren Kabinenbahn war bereits beschlossene Sache, alle Details waren analysiert, diskutiert und geregelt - da sprang der Investor im März 2015 in letzter Sekunde ab (der TV berichtete).

Erwartungsgemäß enden die Pläne des Duos Leibe und Ludwig nicht mit einem Parkplatz am Moselufer. "Wir wollen, dass die Leute wieder Lust haben, an die Mosel zu gehen", sagt der OB. Das hat man in Trier in der Tat schon öfter gehört, und die nächsten konkreten Schritte am Kabinenbahnufer scheinen eher von diesem Ziel wegzuführen. Baudezernent Ludwig erläutert: "Nach dem Abriss werden wir den Hochwasserschutz ausbauen und außerdem den Fußweg vor Zurlauben sanieren." Das bedeutet: Die attraktive Ecke bleibt zuerst einmal eine Baustelle. "Voraussichtlich für ein Jahr", sagt Ludwig.

"Aber danach werden wir Wege suchen und auch finden, diesen Bereich zu aktivieren", ergänzt der OB. Nicht mit einem Mega-Projekt wie einem Hotel, sondern in vielen kleinen Schritten. "Wir wollen das Ufer attraktiv machen und aktivieren, einen Spielplatz anlegen und generell den gesamten Bereich wesentlich besser pflegen", sagt Leibe. Keine zu hohen Erwartungen mehr, dafür kleine, aber machbare Aktionen - so wollen Leibe und Ludwig das Ufer angehen. Doch bis es soweit ist, werden noch viele Monate ins Land gehen. Solange heißt es: Vorsicht, Baustelle.
Meinung

Guter Plan nach dem Ende der Träume
Hohe Ziele, große Erwartungen, tolle Pläne - die frühere Heimat der Kabinenbahn war immer mal wieder eine Bühne für schöne Träume und Visionen. Und auch für Kuriositäten. 2011 versuchte Betreiber Peter Schwab, die einzelnen Bestandteile der Kabinenbahn über die Auktionsplattform Ebay im Internet zu verkaufen, erhielt aber kein einziges Gebot. Die Idee eines Spitzenhotels am Zurlaubener Ufer hat nicht funktioniert, weil der Investor abgesprungen ist. Das ist nicht die Schuld der Verwaltungsspitze. Wie so oft muss sie jetzt aus den wenigen Mitteln und Möglichkeiten, die ihr zur Verfügung stehen, das Beste machen. Der Ansatz von OB Wolfram Leibe und Baudezernent Andreas Ludwig ist gut und vielversprechend, weil er realistisch ist. Ein wesentlich besser gepflegter und optisch attraktiverer Uferbereich, ein Spielplatz, eine sichtbare Veränderung dieses enormen Potenzials braucht keine siebenstelligen Budgets. Kleine Schritte? Klar, auf jeden Fall. Denn sie sind jetzt, nach dem Ende aller Träume, ein tatsächlich machbarer Plan, auch wenn die Stadt am Fluss wohl eine Vision bleiben wird. j.pistorius@volksfreund.de
Extra

 Eine Ruine in Trier-Nord, die bald verschwinden sollte, findet Ortsvorsteher Christian Bösen: die ehemalige Kabinenbahn-Station. TV-Foto: Friedemann Vetter

Eine Ruine in Trier-Nord, die bald verschwinden sollte, findet Ortsvorsteher Christian Bösen: die ehemalige Kabinenbahn-Station. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

1967: Die Kabinenbahn geht mit einer roten und einer gelben Gondel in Betrieb. 1996: Betreiber Peter Schwab gibt das Restaurant neben der Talstation auf. 2001: Schwab nimmt die Kabinenbahn nicht mehr in Betrieb, weil ihm das Defizit von mittlerweile 80 000 Euro zu groß ist. Einen Käufer findet er nicht. 2005: Schwab zieht seine Ankündigung zurück, die Bahn wieder fahren zu lassen. Die Investitionen seien zu hoch. 2011: Das Heimfallrecht tritt in Kraft. Die Grundstücke, auf denen die Berg- und Talstation stehen, fallen am 1. Mai an die Stadt Trier zurück. jp

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