Trierer Museumsnacht: Neue Perspektiven in der Dunkelheit

Trier · Trier für Trierer. 5400 Gäste - so viele wie noch nie - haben sich ihrer Stadt bei der fünften Museumsnacht in vielfältiger Weise genähert, in originellen Führungen, Vorträgen, bei interaktiven Aktionen, gewürzt mit Kulinarischem und Live-Musik.

Trier. "Fritz Quant." "Kopf ergänzt." Dazwischen erklingt eine Glocke. Ein Rasseln. Die musikalische Performance "durchschreiten - heiter" der Musiker Bernd Bleffert und Thomas Rath in der Gemäldegalerie im Stadtmuseum Simeonstift wirkt bizarr. In zwei Gruppen bewegen sich die Besucher durch den Raum, eine schlägt Percussion-Instrumente, eine liest Textfragmente aus dem Ausstellungskatalog. Jeder für sich - und doch gemeinsam. Von lustig bis gespenstig wechseln die Gefühle beim Zuhören. Im Eingangsbereich des Museums neben dem atmosphärisch beleuchteten Brunnenhof spielt Tim Olrik Stöneberg einen Auszug aus seinem Stück "Nipple Jesus" - das kommt an beim Publikum. "15 Minuten vor Start standen die ersten Gäste vor dem Museum", sagt Leiterin Sonja Mißfeldt. Besonderer Publikumsliebling: die Mundartführungen mit Liselotte Haupers. "Es ist diesmal ein sehr Trier bezogenes Programm, eine echte Trierer Museumsnacht." Das gefällt den Besuchern. Auch im Museum am Dom. "Kennen Sie Wilmowsky?" fragt es in Leuchtschrift schon von Ferne. Mehr als 860 Gäste lassen sich alles rund um den Trierer Archäologen und Domherrn Johann Nikolaus von Wilmowsky (1801-1880) erklären - durchaus auch kritisch und ironisch. "Es hat mich erstaunt, dass das Dommuseum diese geistige Weite hat, so etwas zu präsentieren", sagt Angelika Kiebel (50) aus Trier. Leiter Markus Groß-Morgen ist sehr zufrieden mit dem Zuspruch. Zumal der Innenhof, in dem Sebastian Matz und Michael Ophelders Jazz spielen, voll ist. Lauter geht es im Landesmuseum zu. Dort nimmt das 15-köpfige Revue Orchester 1920 die Zuhörer mit auf Zeitreise in die goldenen 20er. "Ich bin wegen der Musik hierhergekommen", erzählt Moritz Hans (20) aus Trier, einer der vielen jungen Besucher - bei nur fünf Euro Eintritt kein Problem. "Mir gefällt, was damals gespielt wurde." Unter den Zuhörern auch Museumschef Eckart Köhne. "Die Stimmung ist gut, es macht Riesenspaß." Bei den Führungen und den Kunsthandwerkern herrsche viel Betrieb, "und schmissige Musik haben wir auch"."141 Besucher in den ersten zehn Minuten!", verkündet Frank Unruh vom Landesmuseum. Sein Strahlen verliert er den ganzen Abend nicht - am Ende werden es knapp 2400 Gäste sein. Seine Führungen durch die Ausstellung "Trier im Bild 1800-2000" reißen die Besucher mit - sie sind durchweg stark besucht. Hunderte erfahren so, wie die Stadt früher aussah und wie utopische Köpfe sich das Trier der Zukunft vorstellten. Trier steht auch im Karl-Marx-Haus im Mittelpunkt. Dort gewährt Jenny von Westfalen einen persönlichen Blick in die Familie ihres Gatten. "Das war ein Mann! Breitschultrig, mit schwarzen Augen", schwärmt Jenny alias Dorothee Gasber im Biedermeierkostüm. Das Haus wagt auch eine Tour durch die Welt - der Trabi vor der Tür verkündet es. Dauer-Drehorgelspieler und Aktionskünstler D-Rolf führt die Gäste mit bissig-sächsischem Humor auf eine Bilderreise durch alle Kontinente."Es ist ausgezeichnet gelaufen, in allen vier Häusern", resümiert Christine Stolpe, Koordinatorin der Museumsstadt Trier. Knapp 5400 Besucher zählt sie insgesamt nach den sechs Stunden. "Das ist eine der besten Museumsnächte, die wir bisher hatten", auch weil das Wetter mitgespielt habe. "Es war wirklich großartig!" Das finden auch die Gäste, denen der nächtliche Blick etwas Besonderes bietet. Cornel Fuest (49) aus Ravensburg: "Wenn man in der Dunkelheit durchs Museum zieht, sieht man manche Sachen anders." mehiWeitere Fotos und Video unter volksfreund.deIch als Triererin bin ganz stolz darauf, wie sich die Leute in den vier Museen ins Zeug legen und welch fantasievolle und schöne Programmpunkte sie sich einfallen lassen und eine so schöne Museumsnacht gestalten. Es ist sehr interessant hier. Besonders gut gefallen mir die Führungen, die die Besucher einbinden. Wir sind auf Chorreise in Trier, und heute hat es sich angeboten, uns die Stadtkultur anzuschauen. Ich bin völlig begeistert, das ist wunderschön! Ich bin von der Freundlichkeit der Museumsmitarbeiter beeindruckt. Hier im Museum am Dom ist eine ganz entspannte Atmosphäre.(mehi)/TV-Fotos (3): Mechthild Schneiders

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