Trierer Riverissiedlung verfällt weiter

Trier · Zwar droht der Riverissiedlung nicht mehr der Abbruch - und damit den Bewohnern kein Rausschmiss mehr. Dass die Stadtverwaltung das Gelände jedoch als Gewerbegebiet vorsehen will, macht die Sanierung der maroden Wohnungen vorerst unmöglich.

Trier. 15 Jahre lang wussten die verbliebenen 60 Bewohner der Riverissiedlung (siehe Extra) nicht, wie lange sie noch in den städtischen Wohnungen bleiben dürfen. Im Herbst 2011 hob der Stadtrat dann schließlich seinen Abrissbeschluss von 1996 auf. "Wir können die Leute nicht weiter unter dem Druck des drohenden Abrisses leben lassen", forderte FWG-Fraktionschefin Christiane Probst damals. Die CDU wollte die Sache lieber noch mal im Bauausschuss besprechen. Die übrigen Fraktionen stimmten dem Antrag der Freien Wähler zu, vom beschlossenen Abriss der Siedlung Abstand zu nehmen. Die Verwaltung sollte außerdem prüfen, ob die Häuser instand gesetzt und weitere Grundstücke dort für sozialen Wohnungsbau infrage kommen.
Diesem Auftrag ist die Verwaltung auch nachgekommen, wie Sozialdezernentin Angelika Birk auf Nachfrage der FWG in der jüngsten Stadtratssitzung erklärte. Verbessert hat sich für die Bewohner allerdings nichts.
Einer der leerstehenden Wohnriegel sei exemplarisch untersucht worden: Um das Haus so zu sanieren, dass es wieder vermietet werden könnte, müssten rund 185 000 Euro investiert werden, sagte Birk. Angesichts der Notlage auf dem Trierer Wohnungsmarkt - inbesonders bei Sozialwohnungen - sei die Siedlung ein "unverzichtbarer Baustein" im Wohnraumversorgungskonzept der Stadt, betonte Birk.
Trotzdem steht der Sanierung der Häuser und auch einem etwaigen Bau weiterer Sozialwohnungen auf dem Areal ein gewichtiger Grund entgegen: Zurzeit stellt die Stadt einen neuen Flächennutzungsplan (FNP) auf. In diesem wird festgelegt, wo bei entsprechendem Bedarf in den nächsten 20 Jahren in Trier Wohn- und Gewerbeflächen entstehen könnten. Das Gelände rund um die Riverissiedlung sieht der FNP-Entwurf bislang als Gewerbegebiet vor. Eine "Verfestigung beziehungsweise Ausweitung der Wohnnutzung in diesem Bereich" würde die "Weiterentwicklung des Standortes zum Gewerbegebiet" allerdings "unmöglich" machen. Möglich ist laut Birk dagegen die Umsiedlung der Sinti-Familie, falls sich das aus "städtebaulicher Sicht ergibt". Eine Umsiedlung könne allerdings "unabdingbar nur mit Zustimmung der Sinti-Familien" erfolgen, antwortete Birk auf die Anfrage der FWG. Ob das Areal tatsächlich als Gewerbegebiet weiter entwickelt oder doch der Wohnsiedlung Vorrang eingeräumt wird, dazu will Birk dem Stadtrat im November eine Beschlussvorlage präsentieren.Extra

Die Riverissiedlung liegt hinter dem Grüneberg in Kürenz. Die sechs Riegel mit rund 60 Sozialwohnungen wurden in den 1960er Jahren gebaut. Nur 30 Jahre später, 1996, ließ die Stadtverwaltung den Stadtrat allerdings den Abriss der städtischen Häuser beschließen - angeblich weil die Bausubstanz so schlecht sei, dass sich eine Sanierung nicht lohne. Bis auf eine etwa 60-köpfige Sinti-Familie zogen die Bewohner um. Den Sintis sagte die Stadt einen Neubau für einen gemeinsamen Umzug zu, kam diesem Versprechen aber nicht nach. Die Häuser gab die Verwaltung dem Verfall preis, Miete zahlen die Bewohner weiterhin. woc

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