TRIERER STADTGESPRÄCH

Wer in und um Trier wichtig ist, schön oder prominent, der kommt um eine Mitgliedschaft im "Heuschreck" nicht herum. In der ältesten Karnevalsgesellschaft der Stadt tummelt sich alles, was Rang und Namen hat: der Herr Chefarzt, die Frau Staatssekretärin, der Herr Oberbürgermeister, die Frau Gemahlin.

Kurzum: Wer nicht im "Heuschreck" ist, der ist auch nichts. Und wer einmal beim "Heuschreck" patzt, der wird auch nichts. Dass Sozialdezernent Georg Bernarding nicht der Nachfolger von Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer wird, wussten die "Heuschrecken" schon vor einem Jahr. Da hatte sich Bernarding mit einer verunglückten Rede beim Ordensfest ruckizucki selbst aus dem CDU-internen Rennen geschossen. "OB-untauglich", sang anschließend der "Heuschrecken"-Chor. Apropos Ordensfest. Da rappelte es dieses Mal schon im Vorfeld im närrischen Karton. Und erneut ging's um die Trierer Oberbürgermeisterwahl, weshalb die Nerven langsam blank liegen. Eigentlich war nämlich geplant, dass die beiden Top-Kandidaten Ulrich Holkenbrink (CDU) und Klaus Jensen (SPD) am nächsten Freitag erstmals öffentlich aufeinander treffen. Selbstverständlich auf der "Heuschreck"-Bühne bei einem seit Jahren aufgeführten närrischen Spielchen rund um bekannte Fernseh-Formate. Das wurde aber jetzt kurzerhand wieder abgesagt. Der Spielverderber war Ulrich Holkenbrink. Er halte das Thema für nicht geeignet, ließ er die beiden Moderatoren Dieter Lintz und Alex Houben wissen. Nun gilt der "Heuschreck" nicht gerade als links-alternatives Sammelbecken. Und die Angst sei ziemlich groß gewesen, lästern Nicht-"Heuschrecken", dass der rote Klaus beim Ordensfest womöglich dem schwarzen Ulli die Schau stehlen könnte. Viel sei deshalb telefoniert worden, ist zu hören. Und manch' Strippenzieher habe sich eingeschaltet, bis der Trierer Kulturdezernent schließlich von sich aus die karnevalistische Flinte ins Korn warf. Jetzt müssen Ulrich Holkenbrink und Klaus Jensen am Freitag brav beim närrischen Fußvolk Platz nehmen, dürfen nicht auf die Bühne, wo Politiker sonst so gerne stehen. Lustig soll's aber trotzdem werden, heißt es. Rolf Seydewitz

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