Trierer Stadtwerke mischen national mit

Trier · Aldi, Globus, Praktiker: Die Stadtwerke Trier (SWT) haben sich in den vergangenen zwei Jahren einen neuen Kundenkreis erschlossen. Statt sich beim Strom- und Gasverkauf auf Trier und die Region zu beschränken, liefert die SWT mittlerweile deutschlandweit - auch an namhafte Großkunden.

Trier. Konkurrenz belebt das Geschäft: Die uralte Wirtschaftsregel gilt auch für die halböffentliche Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH (siehe Extra). "Mit der Liberalisierung des Strommarktes haben wir etliche Kunden an Discount-Anbieter verloren", berichtet SWT-Vertriebschef Matthias Sommer. "Und diese wollten und mussten wir wieder zurückgewinnen."
Viel Geld investiert


Um konkurrenzfähige Preise für Strom und Gas anbieten zu können, hätten zunächst die Einkaufsstrategien optimiert werden müssen. "Wir haben viel Geld in neue Software und die Schulung unserer Mitarbeiter investiert", sagt Sommer.
Die SWT-Einkaufsabteilung gleicht heute einem Arbeitsplatz an der Börse oder bei einer Investmentbank: Kurven und Zahlenkolonnen flimmern über riesige, an der Wand hängende Flachbildschirme. Die Vertriebler haben die sich permanent ändernden internationalen Einkaufs- und Verkaufspreise für Gas und Strom ständig im Blick. "Manchmal reicht schon die Mittagspause: Man kommt zurück, und die Bedingungen sind komplett anders", sagt einer der junger Männer.
Um die Einkaufsmengen ständig den Prognosen, wie viel Strom und Gas die SWT-Kunden am nächsten Tag benötigen, anzupassen - und so finanzielle Nachteile durch zu viel oder zu wenig eingekaufte Energie zu vermeiden - gibt es an Feiertagen mittlerweile einen Bereitschaftsdienst.
Optimierter Einkauf


Der optimierte Einkauf schlägt sich in niedrigeren Verkaufspreisen nieder: "Wir können mit unserem Angebot durchaus mit Marktgrößen wie E-on oder RWE mithalten", sagt Sommer, "womit wir uns deutlich abheben von den meisten anderen kommunalen Stadtwerken, die noch auf konventionelle Einkaufsstrategien setzen."
Zweite taktische Änderung: Seit 2007 schon bieten die SWT ihren "Römerstrom" bundesweit für Privatkunden an, seit 2010 - zusammen mit dem Römergas - auch an Geschäftskunden. Für die Vermarktung wurden neue Außendienstmitarbeiter für Bayern und Baden-Württemberg eingestellt.
Der Erfolg ist offenbar: Zu den Gaskunden gehören mittlerweile zum Beispiel deutschlandweit 27 Globus-Baumärkte, sechs Hela-Baumärkte, alle vier deutschen Werke des Automobilzulieferers Scheffler, alle acht Standorte des Kranherstellers Terex und sieben Privatkrankenhäuser der Klinikgruppe Schön mit Sitz in Prien am Chiemsee.
Baumärkte und Friseure


Die Liste der Stromkunden klingt nicht weniger prominent: Neben den drei Werken des Prümer Türenwerks gehören ab 2012 beziehungsweise ab 2013 auch der Automobil-Zulieferer GKN (vier Standorte), 320 Praktiker-Baumärkte, 200 Aldi-Süd-Standorte, die nordrhein-westfälische Straßenbaubehörde, die Friseur-Kette Klier (340 Standorte) und die Boutique-Kette Bonita (680 Filialen) dazu.
Im Vergleich zu 2010 - dem Start des Vertriebs an nationale Geschäftskunden - wollen die Stadtwerke bis 2014 ihre verkaufte Jahresstrommenge verdoppeln. Der Gasabsatz der Werke soll um 50 Prozent gesteigert werden.
Die höheren Verkaufszahlen dürften sich nur in höheren Gewerbesteuerzahlungen an die Stadt bemerkbar machen. "Unser marktwirtschaftliches Handeln hilft uns, auch unseren regionalen Privat- und Geschäftskunden günstige Preise anzubieten", sagt SWT-Vertriebschef Sommer. Und: "Ohne die Ausweitung unseres Geschäftsfelds wäre es für uns definitiv schwierig geworden, unsere jährliche Gewinnabgabe an die Stadtkasse konstant halten zu können."
Nach Angaben des städtischen Presseamts führten die Stadtwerke im Jahr 2010 insgesamt 2,48 Millionen Euro als Gewinnabgabe an die Stadtkasse ab, in diesem Jahr sind es 2,592 Millionen Euro.
Extra

Die Stadtwerke Versorgungs-GmbH ist ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Trier (SWT) GmbH, die wiederum als Anstalt des öffentlichen Rechts zu 100 Prozent der Stadt gehört. An ihrer Versorgungs-GmbH hält die SWT AöR rund 56 Prozent, 19 Prozent hält der Stromriese RWE, 25 Prozent der saarländische Energieversorger Enovos. woc

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