Trierer Studenten forschen in Kenia

Trier · Tragen Mikrokredite zu einer erfolgreichen Armutsbekämpfung bei? Dieser Frage wollen demnächst 17 Studenten der Uni Trier nachgehen, indem sie sich das Forschungsobjekt vor Ort in Kenia ansehen. Auch Studenten der Kenyatta University Nairobi beteiligen sich an dem Projekt.

Trier. Mikrokredite sind zinslose Darlehen an Kleinstunternehmer in wirtschaftlich schwachen Regionen. Diese Menschen haben sonst keinen Zugang zu traditionellen Krediten, da sie aufgrund ihrer Armut keinerlei Sicherheiten vorweisen können. Nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe soll so ein Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet werden.
Erst Exkursion, dann forschen



Ob dies tatsächlich funktioniert, ist bislang aber strittig. Deshalb haben die Fachbereiche Volkswirtschaftslehre und Politik an der Universität Trier gemeinsam eine Projektstudie mit dem Titel "Mikrofinanzierung - Ein Ansatz für erfolgreiche Armutsbekämpfung?" initiiert.
Gemeinsam mit kenianischen Studenten der Kenyatta University Nairobi wollen die Trierer im September dieser Frage vor Ort nachgehen. Nach einer zehntägigen Exkursion durch Kenia wird es eine knapp dreiwöchige Forschungsphase geben. Eine besonders praxisnahe Untersuchung wird dabei angestrebt: "Die Studenten sollen die Wirklichkeit in Afrika kennenlernen. Was man in Büchern darüber liest, das findet man da so nicht", sagt Julian Frede, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Volkswirtschaftslehre. Gemeinsam mit dem Politikdozenten Johannes Michael Nebe übernimmt er die Leitung des Projekts. Um alle Facetten der Fragestellung abdecken zu können, ist die Studie interdisziplinär angelegt, Bewerber gab es aus fast allen Fachbereichen der Uni Trier: "Ausgewählt haben wir Teilnehmer aus fünf Fachbereichen, nur Juristen haben wir nicht dabei", sagt Nebe.
Die Studenten erwarten sich viel von diesem Projekt: "Ich hoffe auf den berühmten Blick über den Tellerrand, dass ich Land und Leute kennenlerne. Und vielleicht eröffnet es mir auch eine berufliche Perspektive in der Entwicklungspolitik", sagt Jennifer Erdmann, Studentin der Geschichte, Theologie und Politik.
Die Finanzierung des Projekts wird durch Sponsoren gewährleistet, aber einen beträchtlichen Teil müssen die Studenten auch selbst stemmen: "Die Kosten pro Person liegen bei 2000 Euro, nach derzeitigem Stand müssen die Studenten davon 1400 Euro alleine tragen", erläutert Frede. Als Sponsoren konnten bislang das Fach VWL, der Freundeskreis der Universität Trier, der Allgemeine Studierendenausschuss (ASTA) und die luxemburgische Organisation Appui au development autonome (ADA) gewonnen werden.
Die Ergebnisse der Studie sollen auch praktische Umsetzung in der Entwicklungspolitik finden. "Wir wollen aber nicht als kolonialistische Europäer daherkommen, die den Leuten zeigen, wo es langgeht", sagt Miriam Steinlein, Studentin der Politik und der Anglistik. Dies betont auch Nebe: "Wir verstehen uns lediglich als Brückenbauer: Wir moderieren und unterstützen. Aber helfen müssen sich die Entwicklungsländer letztlich selbst." lbe
Extra

Mikrokredite sind kleine Darlehen, die Menschen in Entwicklungsländern helfen sollen, sich eine Existenz aufzubauen. Sie gelten als wichtiges Instrument der Entwicklungspolitik und werden vor allem an Frauen vergeben. Für sein Mikrokredit-Programm erhielt Muhammad Yunus 1996 den Friedensnobelpreis. Inzwischen häufen sich kritische Stimmen: Auch Mikrokredit-Institute seien oft mehr auf Profit aus als auf Hilfe, argumentieren die Gegner, Kreditnehmer rutschten häufig in die Schuldenfalle, und die Verwendung der Gelder werde nicht ausreichend geprüft. red

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