Trierer Theater-Intendant erhält 300.000 Euro Abfindung und geht Ende November

Trier · Schon in wenigen Tagen wird Karl Sibelius nicht mehr Intendant des Trierer Theaters sein. Die Stadt beendet das Dienstverhältnis vorzeitig zum 30. November. Sibelius erhält dafür eine Abfindung in Höhe von 300.000 Euro.

Schon in wenigen Tagen wird Karl Sibelius nicht mehr Intendant des Trierer Theaters sein. Laut Rathaussprecher Hans-Günther Lanfer haben sich die Anwälte der beiden Parteien auf einen Vergleich geeinigt. Die Stadt beendet demnach das Dienstverhältnis mit dem Generalintendanten vorzeitig zum 30. November dieses Jahres. Sibelius erhält dafür eine Abfindung in Höhe von 300.000 Euro.

Dies hat der Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung am späten Donnerstagabend mit 42 Ja-Stimmen beschlossen. Es gab eine Nein-Stimme und vier Enthaltungen.

Sibelius hatte erst im August vergangenen Jahres als Generalintendant die alleinige Verantwortung für das Trierer Dreispartenhaus übernommen. Sein derzeitiger Vertrag sieht eine Laufzeit bis 2020 vor.
Im Mai dieses Jahres wurden erste Budgetüberschreitungen bekannt, die sich zwischenzeitlich auf mindestens 2,3 Millionen Euro in diesem Jahr ausgeweitet haben. Seit Juni dieses Jahres durfte Intendant Sibelius nicht mehr alleine in Finanzangelegenheiten entscheiden.

Kulturdezernent Thomas Egger (SPD) hätte die Aufgabe gehabt, Sibelius zu kontrollieren. Auch er steht so sehr in der Kritik, dass seine eigene Fraktion ihn abwählen lassen will. Da sich inzwischen die Mehrheit der Politiker hinter diesen Plan stellt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Egger gehen muss.

Sibelius Anwalt äußerte sich in der Nacht zum Freitag zu alledem so: "Wir haben den Stadtratsbeschluss zur Kenntnis genommen und werden nun mit dem seitens der Stadt Trier beauftragten Rechtsanwalt die Details einer möglichen vorzeitigen Vertragsaufhebung beraten”. Sein Mandant sei arbeitsunfähig erkrankt und werde sich öffentlich nicht äußern. Sibelius bedauere die Entwicklung der letzten Tage und Wochen. Das Theater Trier habe hervorragende Mitarbeiter und er wünsche dem Haus das Beste. In den vergangenen Wochen habe der Fokus der Betrachtung nicht auf der künstlerischen Entwicklung des Theaters Trier gelegen. Diese habe überregional Beachtung gefunden und Sibelius hoffe, dass sich dies fortsetze. In der Tat richtete sich die Kritik im Wesentlichen auf die finanziellen Folgen von Sibelius' Handeln als Intendant. Der Rechnungsprüfungsbericht hatte Sibelius mangelnde Führungsqualität bescheinigt: Zu wenig Finanzkontrolle, zu viele Gastkünstler, zu viele Spielstättenwechsel, zu schlechte Kommunikation, zu wenig Wertschätzung für langjährige Mitarbeiter - und im Endeffekt ein viel zu großes Minus.

An der Kunst, die Sibelius auf die Bühne brachte, hat sich das alteingesessene Publikum zwar stellenweise gerieben. Politisch spielt sie jedoch überhaupt keine Rolle bei der Abkehr von Sibelius. Im Gegenteil. Noch am Donnerstagabend betonten Oberbürgermeister Leibe und andere Politiker, welch "richtig gute” Produktionen das Theater aktuell auf die Bühne bringe.

Mit dem Ratsbeschluss wurde die Verwaltung laut Lanfer nach den Theaterturbulenzen der zurückliegenden Monate nunmehr ermächtigt, die für die Vertragsauflösung erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Mit einem baldigen Neustart hoffen Rat und Verwaltung, das Image des Theaters wieder aufbessern zu können. Dies sei auch im Hinblick auf die derzeit noch ungeklärte Frage einer unverzichtbaren Theater-Sanierung dringend erforderlich.
"Der gemeinsame Blick richtet sich nun nach vorne", stellte Oberbürgermeister Wolfram Leibe im Anschluss an die Einigung fest. Für ihn steht trotz der Differenzen um die Verantwortlichkeiten das Wohl des Theaters und der Stadt Trier im Vordergrund.

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