Triererin träumt von der Wetterforschung

Trier · Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, die sogenannten Mint-Fächer sind immer noch Männerdomänen. Eine, die sich darin behauptet, ist die Triererin Svenja Kohnemann. Sie hat gerade eins von 30 Forschungs-Stipendien gewonnen und sich gegen eine riesige Konkurrenz durchgesetzt.

 Eiskarten wie diese faszinieren Svenja Kohnemann. Für ihre Forschungen in der Männerdomäne Umweltmeteorologie hat sie nun ein Stipendium erhalten. TV-Foto: Christian Simon

Eiskarten wie diese faszinieren Svenja Kohnemann. Für ihre Forschungen in der Männerdomäne Umweltmeteorologie hat sie nun ein Stipendium erhalten. TV-Foto: Christian Simon

Trier. Als Hilfswissenschaftlerin hat Svenja Kohnemann einen Arbeitsraum im Erdgeschoss des Campus 2 der Universität Trier. Es ist offensichtlich, dass hier naturwissenschaftlich gearbeitet wird: Die Nachbarräume sind Labore, an den Wänden hängen geografische Karten und Bilder von Eisschollen. Hier arbeitet die Trierer Studentin an den letzten Seiten ihrer Masterarbeit.
Diesen Sommer wurde Kohnemann mit 29 anderen jungen Wissenschaftlern aus mehr als 1000 Bewerbern für ein Mint-Stipendium der Manfred-Lautenschläger-Stiftung ausgewählt und erhält nun zwei Jahre lang 750 Euro pro Semester. Die vom Mitgründer des Finanzdienstleiters MLP initiierte Stiftung will einen Anreiz bieten, Mint-Fächer zu studieren. So soll dem Fachkräftemangel in naturwissenschaftlich-technischen Berufen entgegengesteuert werden.
Svenja Kohnemann hatte sich mit einem Projekt zum Packeis in der Arktis beworben. "Eigentlich nur aus Neugier", wie sie sagt. "Die Projekte der anderen Teilnehmer waren wirklich beeindruckend. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich dann tatsächlich genommen wurde!" Unter den 30 Stipendiaten stellen die Männer mit 21 eine deutliche Mehrheit. Auch an der Uni Trier überwiegt bei den Mitarbeitern der männliche Anteil: "Gerade in der Umweltmeteorologie arbeiten fast nur Männer. Soweit ich weiß, gibt es insgesamt nur zwei Professorinnen im Fachbereich", erzählt Svenja Kohnemann. Benachteiligt habe sie sich aber nie gefühlt.
Von Außenstehenden ernte sie allerdings für ihre Studienwahl manchmal schiefe Blicke, erzählt sie. Darin sieht sie einen Grund dafür, dass es Mädchen oft immer noch an Selbstvertrauen mangele, wenn es um die sogenannten Mint-Fächer gehe, sagt Svenja Kohnemann. Sie engagiert sich im Ada-Lovelace-Projekt, das zum Beispiel den bekannten und etablierten Girls-Day organisiert, bei dem Mädchen in klassische Männerberufe hineinschnuppern können.
Derzeit bleibt Svenja Kohnemann aber neben der Masterarbeit und ihren Forschungen wenig Zeit für andere Aktivitäten außerhalb der Universität. Ende des Monats soll die Abschlussarbeit fertig sein, danach wird sie eine Stelle als Doktorandin an der Uni Trier antreten. Die 3000 Euro, die sie für das Stipendium erhält, will sie dann für Forschungsreisen ausgeben. Ihr Traum: auf dem berühmten Eisbrecher Polarstern das ewige Eis erkunden, ähnlich wie ein Trierer Doktorand, der bald auf dem Forschungsschif arbeiten wird (der TV berichtete).

Extra

Die Manfred-Lautenschläger-Stiftung wurde vom Karlsruher Unternehmer Manfred Lautenschläger im Jahr 2002 gegründet. Die Stiftung will Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, die Völkerverständigung und den Heimatgedanken fördern. Die Stiftung hat unter anderem den Bau der Heidelberger Kinderklinik mit 14 Millionen Euro unterstützt sowie den Bau von 72 Schulen in Äthiopien. red

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