Trierisch Balaawern

Was dem Düsseldorfer der Radschläger und dem Koblenzer das Schängelschen sind, ist dem Trie rer der Biwagg. Ein Lausbub, so zehn bis vierzehn Jahre alt.

 Horst Schmitt

Horst Schmitt

Foto: (h_lalu )

Der Prototyp des gewitzten und zu allerhand Streichen aufgelegten Bürschleins. Wieso der Trierer Biwagg nach einem behelfsmäßiges Nachtlager im Freien (franz. bivouac, gesprochen Biwak) genannt wird, ist so zu erklären, dass ursprünglich mit dem Wort nächtliche Herumtreiber gemeint waren (Biwaggsjongen), die allerhand Böses anstellten. Heute sind Biwaggen keine gefährlichen Bösewichter mehr, das Wort hat als Schimpfwort ausgedient, es klingt eher liebevoll. Und sollten Biwaggen schon mal etwas angestellt haben, dann drücken die Alten wegen dieser Deiwelereien (Streiche) schon mal ein Auge zu und denken wehmütig an ihre eigene Jugend. Für den Lausbuben gibt es noch ein zweites trierisches Wort, nämlich Lauserd, und wenn ein Biwagg oder Lauserd jemandem einen Streich spielt, dann ist das - neben der oben erwähnten Deiwelerei - eine Biwaggerei oder Lauserei. Früher gab es dafür schon mal eins hinter die Löffel oder önn de Leiskaul. (Leiskaul = Läusegrube, gemeint ist die Nackengegend). Mädchen sind dagegen schön brav, höchstens mal ratzig und katzig, oder aber albern, dann kiggeln (kiggeln=kichern) sie oder krieen (krähen) ohne ersichtlichen Grund. Wenn beide Geschlechter gemeint sind, die Kids, wie man heute modisch sagt, heißen sie liebevoll Quäst. Oder auch Pännz. Eisch laoßen neist iewer ons Pännz kommen! (Ich lasse nichts über unsere Kinder kommen!) Vorsicht ist aber geboten, wenn eine/einer von diesen Pännz in der Einzahl auftritt. Dä Pannz ist nämlich ein widerwärtiges und bösartiges Kind. Eines, das zum Beispiel rücksichtslos mött seim Wällo iewer ett Droddewar sämmst (mit seinem Fahrrad über den Bürgersteig rast) und die Leute umrennt oder den Spielplatz terrorisiert. Da darf man schon mal sagen: "Dau Dräägpannz, wei langt ett!" (Jetzt reichts!) Horst Schmitt ist mit Josef Marx Autor des Trierer Wörterbuchs. Die beiden Autoren erläutern in "Trierisch balaawern" wöchentlich Besonderheiten der Trierer Mundart. Die besten Kolumnen sind auch gesammelt in einem neuen Buch zu lesen, das im Verlag Michael Weyand erschienen ist. "Milljunen Leit - mindestens drei" beleuchtet auf amüsante Weise die Eigenarten des Trierischen. Das Buch ist für 11,95 Euro im Trierer Handel erhältlich, unter 0651/7199-997 sowie im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund-shop.de" text="www.volksfreund-shop.de" class="more"%>

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