Interview Triers-Baudezernent im TV-Interview: „Bei der Aulbrücke stehen wir im Wort“

Trier · Seit drei Jahren ist Andreas Ludwig Baudezernent von Trier. Der CDU-Politiker weiß, dass er nicht jedermanns Freund sein kann. Das wichtigste aktuelle Projekt ist für ihn der teilweise umstrittene Flächennutzungsplan.

 Baudezernent Andreas Ludwig im Interview mit TV-Chefreporter Rainer Neubert.

Baudezernent Andreas Ludwig im Interview mit TV-Chefreporter Rainer Neubert.

Foto: Friedemann Vetter

Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) ist seit drei Jahren im Amt. Er ist an nahezu allen wichtigen Projekten der Stadt beteiligt. TV-Chefreporter Rainer Neubert sprach mit ihm über Erfolge, Niederlagen und den Spaß am Amt. Den Flächennutzungsplan (FNP) hält er für das wichtigste Projekt für die Entwicklung der Stadt Trier.

Im zurückliegenden Jahr mussten sie einige Niederlagen verkraften. Beim Bürgerentscheid zur Tankstelle hatten Sie sich klar positioniert. Auch beim FNP und beim Sozialwohnungsprojekt gab es heftigen Gegenwind. Hat Ihnen das den Spaß am Amt verdorben?

ANDREAS LUDWIG Nein, dafür mache ich das schon lange genug. Ich weiß, dass es ein hartes Ringen ist. Mehrheiten müssen erarbeitet werden, und Streit gehört zur Demokratie. Es ist doch deren Stärke, dass Konflikte ausgetragen werden. Das Ergebnis beim Bürgerentscheid zur ,Blauen Lagune’ habe ich schon als Niederlage für mich und die Baukultur gesehen. Aber Mehrheitsentscheidungen sind zu akzeptieren. Ich bin stolz darauf, dass wir beim Flächennutzungsplan eine klare Mehrheit erzielt haben. Wir haben die Mäusheckerweghalle auf den Weg gebracht und sind in der Gebäudewirtschaft ein ordentliches Stück vorangekommen. Darauf bin ich auch stolz. Aber es gehört eben auch dazu, ab und zu eine Niederlage einzustecken.

Trotz Anerkennung aus allen Fraktionen ist die CDU mit ihrem ungeschickt vorbereiteten Antrag gescheitert, Sie zum Bürgermeister zu machen. Hat Sie das getroffen?

LUDWIG Das war schon etwas enttäuschend, vor allem von der SPD, weniger von der CDU. Aber ich hatte in meiner beruflichen Karriere ja schon die Titel Bürgermeister, Oberbürgermeister und Beigeordneter. Ich mache meine Arbeit nicht für den Titel und bin auch vom Gehalt davon unabhängig. Aber die parteipolitisch geprägte Entscheidung fand ich nicht gut, denn ich versuche immer, Lösungen zu finden, die parteiübergreifend Zustimmung finden können. Von politischen Deals im Hintergrund halte ich wenig. Mit Frau Garbes als Sozialdezernentin habe ich eine neue und sympathische Kollegin, mit der ich gut zusammenarbeiten will.

Bei der Kalkulation von Bauprojekten machte das Dezernat IV zuletzt keine gute Figur. Bei der Mäusheckerhalle gab es zum Beispiel eine böse Überraschung. Raucht es da auch mal hinter verschlossenen Türen im Rathaus?

LUDWIG Das sind immer Herausforderungen. Wir entwickeln Prototypen. Als ich vor drei Jahren in Trier angefangen habe, bin ich mit dem Problem Mäusheckerhalle ins Bett gegangen. Ich war widerspenstig, als die Idee kam, für zwei Millionen Euro eine Nothalle zu bauen. Wir haben dann für die Renovierung das notwendige Förderprogramm gefunden. Wir haben parteiübergreifend die Unterstützung unserer Bundestagsabgeordenten dafür bekommen. Dann haben wir festgestellt, dass die Sanierung nicht ausreicht. Die Meldung, dass wir doch einen Neubau benötigen, hat keinen Spaß gemacht. Aber im März werden die Dinge verabschiedet, so dass wir im Sommer mit dem Abriss anfangen können. Bis Februar 2020 soll die neue Halle stehen.

Also keine dicke Luft wegen der Fehlkalkulation?

LUDWIG Hier wird nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet.  Wenn ich meinen Leuten den Mut nehme, etwas zu sagen, werden wir nie Ergebnisse bekommen. Ich sage denen nicht, sie sollen Angstzuschläge dazurechnen. Kostenermittlung ist ein Entwicklungsprozess. Wichtig ist dabei der Mut zur Wahrheit. Schlimmer wäre es, die Dinge schönzureden. In der derzeitigen Hochkonjunkturphase steigen die Baupreise. Ich bitte um Verständnis, dass wir nicht immer gleich die exakten Kosten nennen können, wir kaufen schließlich nichts von der Stange.

Mit veränderten Zuschnitten der Dezernate wurden die Karten noch einmal neu gemischt. Das Amt für Schulen und Sport wechselt zurück zum Dezernat II. Dafür bekommen Sie die Verantwortung für Wanderwege und Schienenverkehr. Entspricht das Ihren Vorstellungen?

LUDWIG Schienenverkehr ist nur ein Industriegleis im Gewerbegebiet Euren. Aber natürlich werde ich weiterhin mit Schule und Sport zu tun haben, wenn es um bauliche Dinge geht. Die meiste zusätzliche Arbeit wird das Thema Umwelt machen, Lokale Agenda und Energieagentur.

Passt der neue Zuschnitt?

LUDWIG Das ist schon eine Entlastung für mich. Als mir Oberbürgermeister Leibe die Verantwortung für die Schulen und Sport gegeben hat, habe ich geschluckt. Schulentwicklungskonzept, über 100 Sportvereine mit großer Erwartungshaltung. Das ging teilweise an die Grenzen des Machbaren, auch wenn sich Baudezernent und Schuldezernent immer einig waren, schon beim Frühstück. Ich gehe davon aus, dass mit Frau Garbes nicht mehr solche Probleme entstehen wie vor einigen Jahren. Sie war an der Entscheidung über die neuen Dezernatszuschnitte beteiligt. Es geht nur im Team. Wir haben uns versprochen, gut zusammenzuarbeiten.

Die Reaktivierung der Weststrecke Ende 2020 ist ein wichtiges Projekt. Passiert ist noch nichts?

LUDWIG Ich habe auch Zweifel, dass es bis dahin gelingt. Das liegt aber nicht an der Stadt Trier, wenn bei der Bahn ein Streit tobt, wie hoch ein Bahnsteig sein muss. Unsere Projekte liegen im Zeitplan. Wir fangen mit der Umgestaltung des Römerbrückenkopfs in diesem Jahr an. An der Kaiser-Wilhelm-Brücke können wir erst bauen, wenn der Bahnsteig fertig ist. Darauf warten wir. Die Bahn muss jetzt das Ei legen, wenn die Personenzüge ab Ende 2020 fahren sollen.

Unmittelbar im Zusammenhang steht die Entwicklung in Trier-West. Der Stadtumbau ist ein millionenschweres Förderprojekt.

LUDWIG Wir bringen in diesem Jahr den Bebauungsplan für die neue Straße in Rechtskraft. Die Umsiedlung der Eidechsen wird vorbereitet. Diese Straße ist neben der Bahnstrecke ein Kernprojekt für die Entwicklung in Trier-West, weil sie die anderen Straßen erheblich entlasten wird. Beim Projekt Jägerkaserne untersuchen wir derzeit die Wirtschaftlichkeit. Wir sind auf einem ordentlichen Weg, das hinzubekommen. Beim ehemaligen Bahnausbesserungswerk haben wir vom Investor ein Gutachten verlangt, das wir nun sehen wollen.

Der FNP steht am 14. März zur erneuten Entscheidung im Stadtrat an. Sie haben sich klar für ein Baugebiet Brubacher Hof ausgesprochen. Der Protest dagegen ist vor jeder Ratssitzung zu sehen und zu hören. Glauben Sie, dass sich das realisieren lässt?

LUDWIG Ja, aber das wird noch ein langer Weg sein. Trier ist eine Schwarmstadt, das haben wir nicht erfunden. Zudem brauchen wir den Zuzug von außen. Wir machen die Innenstadtverdichtung, aber das reicht mittelfristig nicht. Innenentwicklung ist zudem extrem schwierig. Beim Bauprojekt an der Christuskirche in Heiligkreuz hatten wir auf der Bürgerversammlung mehr Gegner als in Mariahof. Als erstes großes Baugebiet wird Castelnau II entwickelt. Zwischen Zentenbüsch Ruwer und Brubacher Hof liegt die Priorität klar bei Mariahof. Da ist die Realisierung am sinnvollsten und am besten möglich. Natürlich gibt es dagegen Proteste, aber in Euren wäre das genauso, wobei die Realisierung dort wirklich viel schwieriger wäre.

Bleibt es im Stadtrat bei der Mehrheit für Brubach?

LUDWIG Das weiß ich nicht. Ich schlage das als unabhängiger Fachmann vor. Ich will die Stadt weiterentwickeln, das ist die Basis für mich. Wechselnde Mehrheiten bei Verkehr oder Flächennutzungsplan sind schlecht, da kommen wir als Stadt nicht weit. Natürlich müssen wir die Probleme dort lösen. Der Bebauungsplan wird uns noch viel Arbeit machen. Wenn wir keine Mehrheit dafür bekommen, werde ich eine Niederlage einstecken, aber Schaden nimmt vor allem die Stadt Trier.

Sie werden am Versprechen gemessen, dass die Verkehrsprobleme vor der Bebauung gelöst sind.

LUDWIG Die Aulbrücke muss gebaut werden. Das Versprechen ist gegeben. Neben der neuen Straße in Trier-West und dem Bereich Ortsumgehung Kürenz/Trier-Nord ist die Aulbrücke mit dem Kreisel das große Straßenprojekt, das wir parallel angehen. Mir war es peinlich, die Fußgängerbrücke dort einsetzen zu müssen. Wenn es in Mariahof losgeht, muss die Aulbrücke auch im Bau sein.

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