Prostitution Triers größtes Bordell hat jetzt eine Frau zur Chefin

Trier/Trierweiler · Nach der Insolvenz des ehemaligen Betreibers hat eine Triererin mit prominentem Namen dessen Etablissements gekauft.

 Michelle Fox (links) und Yeni arbeiten auf selbstständiger Basis im Club Purple in der Rudolf-Diesel-Straße in Trier.

Michelle Fox (links) und Yeni arbeiten auf selbstständiger Basis im Club Purple in der Rudolf-Diesel-Straße in Trier.

Foto: Friedemann Vetter

Insolvent und in Untersuchungshaft wegen des Verdachts auf Steuerbetrug in Millionenhöhe: Die persönliche Situation des Trierers ist, gelinde gesagt, unangenehm. Und weil der 47-Jährige in der Vergangenheit auch schon wegen gemeinschaftlicher Anstiftung zum Verstoß gegen das Ausländergesetz verurteilt wurde, hatte die Stadt Trier die Schließung seiner drei Bordelle angeordnet – neben dem Club Pearls in Trier-Nord der Club Elen in Trierweiler und der Club Envie in Prüm.

Das Oberverwaltungsgericht hatte der Stadt Trier in einem Eilverfahren recht gegeben: Ein schon einmal verurteilter, in U-Haft sitzender Angeklagter erfülle nicht das Maß an Zuverlässigkeit, wie es das neue Prostituiertenschutzgesetz von Bordellbetreibern einfordert. Die drei Etablissements standen damit vor dem Ende (der TV berichtete).

Nun hat sich eine Lösung gefunden: Die Triererin Nina Calchera hat alle drei Clubs aufgekauft und unter neuem Namen wiedereröffnet. Aus dem Pearls ist dabei der Club Purple geworden, aus dem Elen der Club Violette und aus Envie der Club Blue. „Ja, ich bin Inhaberin und Betreiberin der drei Clubs“, bestätigt Nina Calchera gegenüber dem TV.

Die junge Frau ist in Trier keine Unbekannte: Sie ist verheiratet mit Carlo Calchera, Chef der gleichnamigen alteingesessenen und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Eisdielen.

Mit dem Trierer Familienunternehmen Calchera habe ihre eigene Geschäftstätigkeit allerdings nichts zu tun, betont Nina Calchera, die erst 2017 in das Eisimperium eingeheiratet hat. „Ich habe schon lange, bevor ich meinen Mann geheiratet habe, den Standort Trierweiler mitgeleitet – die Sache ist also völlig unabhängig von der Familie Calchera“, betont die 40-Jährige.

Ursprünglich wollte sie die drei Clubs als angestellte stellvertretende Geschäftsführerin fortführen. Dazu hatte die Trierer Stadtverwaltung allerdings Nein gesagt: Eine Stellvertreterregelung entbinde nicht von der Vorschrift, dass der Betreiber und Inhaber solcher Etablissements selbst zuverlässig sein müsse, erklärte das Rathaus seine Haltung.

Dass sie die Betriebe nun als Besitzerin führe, sei mit der Stadt abgesprochen. „Mir liegen die Betriebsgenehmigungen für alle drei Clubs seit dem 22. März vor“, sagt Nina Calchera. An diesem Tag habe sie die Bordelle auch unter ihren neuen Namen neu eröffnet.

„Ja, nach der Prüfung der Zuverlässigkeit der neuen Betreiberin haben wir die Genehmigungen für die Clubs in Trier-Nord und Trierweiler ausgesprochen“, bestätigt Thomas Schmitt, Ordnungsdezernent der Stadt Trier, die in Sachen Bordellgenehmigungen auch für den Landkreis Trier-Saarburg zuständig ist. Für die Genehmigung des neuen Clubs Blue in Prüm ist die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm verantwortlich.

Der alte Betreiber hatte die drei Etablissements zuvor am 20. März geschlossen. Die zwei Tage zwischen Schließung und Neueröffnung seien zum einen eine Zäsur gewesen, die zeigen sollte, dass die „Ära“ ihres Vorgängers zu Ende sei, sagt Nina Calchera. Zum anderen habe sie die beiden Tage für Umgestaltungen genutzt.

Die rund 30 angestellten Mitarbeiter für Büro und Empfang der drei Clubs habe sie übernommen. Die Frauen, die auf den Zimmern käuflichen Sex anbieten, arbeiten dagegen nach wie vor alle selbstständig auf eigene Rechnung. „Da fungiere ich nur als reine Zimmervermieterin“, betont Nina Calchera. Alles andere – also abhängige Arbeitsverhältnisse zwischen Sexarbeiterinnen und Bordellbetreiberinnen – lässt das neue Prostituiertenschutzgesetz allerdings auch gar nicht zu.

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