Triers Jugend spricht bald mit einer Stimme

Trier · Mehr Grün in der Stadt, mehr Busse, schönere Schulen: Bei einer Konferenz in den Viehmarktthermen haben die 69 Kandidaten für das erste Jugendparlament darüber diskutiert, was sie in Trier verändern wollen. Bei der Veranstaltung wurden auch zwei Faltblätter präsentiert, in denen sich die Kandidaten vorstellen.

Trier. Konzentrierte Stille herrscht in den Trierer Viehmarktthermen. Acht Jugendliche sitzen um einen großen Tisch herum, der mit einer braunen Papierplane bedeckt ist. "Mehr Bäume und Pflanzen", "weniger Abgase" ist darauf zu lesen. Forderungen der Jugendlichen, mit denen sie die Natur in ihrer Stadt schützen wollen.
Die acht gehören zu den 69 jungen Menschen, die für einen Platz in der ersten Trierer Jugendvertretung kandidieren. Vor der Wahl, die in einer Woche beginnt (siehe Extra), sind die Jugendlichen zu ihrer ersten Konferenz zusammengekommen. Sie wollen über die Themen sprechen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Dafür haben die Organisatoren vom Verein Mobile Spielaktion acht Tische aufgestellt. An denen diskutieren die Kandidaten in kleinen Gruppen zum Beispiel über den Busverkehr, fehlende Freizeitangebote oder die Entwicklung ihrer Schulen.
Am Tisch "Natur und Umwelt" meldet sich Freya Gehrke zu Wort. "Wir brauchen mehr Parks. Bisher haben wir nur den Palastgarten", stellt sie fest. "Ja, und dazu singende Mülleimer", ergänzt der elfjährige Johannes Hostert. "Die sagen ,gut gemacht\', wenn jemand Müll hineinwirft." Gute Idee, findet die Gruppe einstimmig. Der Vorschlag wird gleich auf der Papierplane notiert.
Am Tisch nebenan diskutieren fünf Jungen über ihre Probleme mit Schulbussen. Den elfjährigen Daniel Gebhard aus Tarforst stört, dass die Linie 3 nicht bei jeder Fahrt bis in seinen Stadtteil fährt. "Oft muss ich schon am Weidengraben aussteigen."
Mehr Grün in der Stadt


Ähnliche Probleme hat auch Andreas Wirtz in Mariahof. "Bei uns fährt nur alle 20 Minuten ein Bus. Der Fahrer steht oft im Stau oder kommt erst gar nicht", klagt der 16-Jährige. Er fordert "höhere Löhne für die Fahrer", damit ihr Job "attraktiver" wird.
Kerstin Schorer-Hach, Projektleiterin von der Mobilen Spielaktion, beobachtet das Geschehen an den Tischen fasziniert. "Wir sind total überrascht, wie genau die Vorstellungen der Jugendlichen schon sind", sagt sie. Sie hat die Kandidaten bereits in zwei Seminaren kennengelernt, in denen die Jugendlichen auf die Wahl vorbereitet wurden. Dort sind auch zwei Faltblätter entstanden, in denen sich alle Kandidaten mit einem kurzen Wahlspruch vorstellen. "Wir haben sie gefragt, wo sie den größten Handlungsbedarf sehen", erklärt Schorer-Hach. "Aus den Antworten haben wir die Sprüche entwickelt." Das Spektrum reicht von "Mehr Grün in Trier" und "Mobbing soll aufhören" bis zu "Schönere Schulen".
Welche dieser Themen die 6700 wahlberechtigten Trierer überzeugen, wird sich ab dem 15. November zeigen. Was an diesem Abend an den Tischen diskutiert wird, soll aber in jedem Fall nicht verloren sein, verspricht Kerstin Schorer-Hach. Alle Anregungen fließen in die Arbeit der künftigen Jugendvertretung ein. Zudem sollen sie in einigen Arbeitsgruppen aufgegriffen werden, die für alle Trierer Jugendlichen offenstehen.Extra

Ana Luisa Fuchs (17) aus Trier-Süd: "Ich möchte, dass die Jugend in Trier mitreden kann. Im Parlament können wir unsere Interessen in einem Rahmen umsetzen, wo man auch wirklich etwas verändern kann. Ich will mich für mehr Jugendräume einsetzen, wo man zusammensitzen kann, ohne viel Geld auszugeben. Außerdem sollte es mehr Radwege geben." Daniel Gebhard (11) aus Trier-Tarforst: "Mich stört es, wenn man immer nur meckert und selbst nichts anpacken will. Im Jugendparlament möchte ich mich für eine bessere Taktung der Schulbusse einsetzen. Sie sollen öfter auch in die äußeren Stadtteile fahren. Außerdem will ich erreichen, dass es mehr Freizeitangebote für alle Kinder in der Stadt gibt." Freya Gehrke (12) aus Trier-Zewen: "Ich finde es sehr gut, dass wir im Jugendparlament mitbestimmen können. Es gibt viele Themen, die uns interessieren, die sonst nie angesprochen werden. Und wir können unsere Schulen vertreten. Mir ist besonders wichtig, dass wir etwas für junge, alte und Menschen, die wenig Geld haben, machen. Dass wir sie zusammenbringen." Andreas Wirtz (16) aus Trier-Mariahof: "Ich denke, dass die Trierer Jugend gemeinsam einiges bewegen kann. Obwohl ich weiß, dass die Jugendvertretung nur begrenzte Mittel hat. In anderen Städten funktioniert das ja schon. Mein Ziel ist, dass die Stadt so etwas wie den OB-Pokal auch für Jugendfußballmannschaften ausrichtet. Wir brauchen eine jugendfreundliche Verwaltung." Theresa Frank (11) aus Trier-Pfalzel: "Mir gefällt es, dass wir im Parlament mitbestimmen dürfen, was in Trier passiert. Ich will mich besonders für die Natur einsetzen, wir sollten sie besser schützen. Dafür müssen zum Beispiel mehr Mülleimer aufgestellt werden. Außerdem brauchen wir mehr Attraktionen draußen in der Natur, zum Beispiel einen Kletterpark." cwebExtra

Die 22 Mitglieder der Trierer Jugendvertretung werden am 15./16. und 22./23. November gewählt. Alle 6700 wahlberechtigten Jugendlichen haben drei Stimmen, die sie auf bis zu drei Kandidaten verteilen können. Gewählt wird in zwei Altersgruppen: zehn bis 13 und 14 bis 17 Jahre. Wahllokale gibt es in elf Schulen, ein zusätzliches im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Nordallee 9. Die 69 Kandidaten besuchen folgende Trierer Schulen: Max-Planck-Gymnasium (8), Friedrich-Wilhelm-Gymnasium (7), Auguste-Viktoria-Gymnasium (5), Friedrich-Spee-Gymnasium (5), Angela-Merici-Gymnasium (4), Humboldt-Gymnasium (3), Kurfürst-Balduin-Realschule (15), Realschule plus Trier (4), Realschule plus Trier-Ehrang (1), Theodor-Heuss-Hauptschule (3), Integrierte Gesamtschule (3), Medard-Schule (8), Grundschule Pfalzel (1), Privatschule St. Maximin (1), Freie Waldorfschule (1). cweb

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