Trierweiler: Steine des Anstoßes sollen weg

Trierweiler · Die Diskussion um ein neues Gemeindehaus für Trierweiler ärgert die Anwohner der Kirchstraße maßlos. Ein viertes Bürgerhaus in der Großgemeinde sei unnötig, so ihr Argument. Dagegen müsse endlich in die Beseitigung des lauten Straßenpflasters in der Ortsmitte investiert werden.

 Alltägliches Bild in der Kirchstraße in Trierweiler: Fahrzeuge parken oder fahren auf dem Bürgersteig, die lauten Fahrgeräusche auf dem kantigen Altstadtpflaster nerven die Anwohner. Foto: privat

Alltägliches Bild in der Kirchstraße in Trierweiler: Fahrzeuge parken oder fahren auf dem Bürgersteig, die lauten Fahrgeräusche auf dem kantigen Altstadtpflaster nerven die Anwohner. Foto: privat

Trierweiler. Ein Satz im Neujahrs-Rundschreiben der Freien Bürgerliste (FBL) Trierweiler hat im Ort für Zündstoff gesorgt: "Das Gemeindehaus geht in Planung. Dank unserer Initiative", so steht in fetten Lettern auf dem Flyer. Über diese Aussage können Bewohner der Kirchstraße nur den Kopf schütteln: "Die Großgemeinde verfügt bereits über drei Bürgerhäuser in Sirzenich, Udelfangen und Fusenich, die auch von Bürgern des Ortsteils Trierweiler mitgenutzt werden", sagt Kirchstraßen-Bewohner Norbert John. Viel drängender sei es, endlich das Pflaster in der Kirchstraße auszutauschen.
Lärmgrenzwert überschritten


Der Lärmpegel der Fahrzeuge sei gesundheitsgefährdend, glaubt John. Schon 1986, als das Altstadtpflaster verlegt wurde, hatten Anwohner dagegen protestiert. Seitdem gab es immer wieder Vorstöße, 2007 berichtet der TV unter der Schlagzeile "Die Last mit dem Pflaster". Es sei viel versprochen worden, aber bis heute nichts passiert, klagen die Anwohner. Dabei hätten Gutachten eindeutig die Überschreitung des Lärmgrenzwerts belegt und Gegenmaßnahmen wie etwa "Flüsterasphalt" (siehe Extra) dringend empfohlen.
Michael Classen, der in der oberen Kirchstraße wohnt, denkt mittlerweile ans Wegziehen. Schon frühmorgens würden die leeren LKW-Anhänger laut tosend auf dem ausgehöhlten und unebenen Pflaster hüpfen. Classen: "Der Lärm ist unerträglich, der Verkehr nimmt zu, und die Fußgänger sind in ständiger Gefahr." Immer wieder beobachtet er, dass Fahrzeuge zu schnell fahren, die Kurven schneiden und auf dem Bürgersteig parken. Er fragt sich, warum Tempo-30-Zonen in Fusenich und Liersberg möglich sind, aber nicht in Trierweiler. Zulasten der Kirchstraße gehen nach Meinung von John und Classen auch die Verkehrsplanungen für das Baugebiet "In der Acht" und das geplante Baugebiet unter der Grotte.
Mit der Lärmsituation in Kirch- und Schulstraße werde sich eine Klausurtagung am Samstag, 14. Januar, befassen, kündigt Ortsbürgermeister Matthias Daleiden an. Er, die Ortsvorsteher und Beigeordneten, der Gemeinderat sowie der Bau- und Umweltausschuss wollen bei dem auf fünf Stunden angesetzten Treffen wichtige Weichenstellungen für die 4000-Einwohner-Gemeinde vornehmen. "Wir sind es den stark betroffenen Anliegern schuldig, dass etwas unternommen wird", sagt Daleiden und will dem Ortsbeirat Trierweiler vorschlagen, mit dem Erlös aus einem Grundstücksverkauf in Trierweiler (250 000 Euro) einen Teil der Kirchstraße zu sanieren. Sofern finanziell machbar, werde das in den Folgejahren fortgeführt. Um das Pflaster komplett zu ersetzen, seien voraussichtlich 800 000 Euro nötig.
Er strebe eine gemeinsame Lösung mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) an, sagt Daleiden, aber mit einem Landeszuschuss rechne er nicht. Der Ortsbürgermeister macht deutlich, dass "das Gemeindehaus durch diese Maßnahme nicht infrage gestellt werden darf". Nötig sei aber ein langer Atem, denn die Haushaltssituation sei schlecht: "Das Gemeindehaus kann nur auf Pump finanziert werden."
Auch Trierweilers Ortsvorsteher Karl-Heinz Schneider steht hinter dem Projekt Gemeindehaus-Neubau. "Nicht, weil andere Ortsteile auch eins haben, sondern weil der Bedarf da ist." Der bestehende Gemeindesaal in Trierweiler sei für Familienfeiern, Konzerte oder andere Events zu klein. Auf den FBL-Flyer angesprochen meint Schneider: "Das sind Trittbrettfahrer, die schmücken sich mit fremden Federn." Und zum Thema Kirchstraße geht Schneider davon aus, dass der Ortsbeirat Trierweiler auf seiner Sitzung Ende Januar dem Gemeinderat eine Sanierung des ungeliebten Belages empfehlen wird.Meinung

Schallende Ohrfeige
Es ist nur allzu verständlich, dass den Bewohnern der Kirchstraße der Kragen platzt. Während ihr Leben am verhassten Kopfsteinpflaster in der Ortsmitte immer mehr zur Hölle wurde und Experten zur Sanierung rieten, hat die Gemeinde ringsherum keine Kosten und Mühen gescheut, die Infrastruktur - im Übrigen mit verkehrsberuhigten Maßnahmen - aufzubauen. Der Ort wuchs stetig und mit ihm der Verkehr, vor allem in der Ortsmitte. Dank der sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen war ja Geld da. Die ersehnte Umgehung und damit eine Entlastung der Ortsmitte kam dennoch nicht. Stattdessen wurde der Verkehr aus den Neubaugebieten zusätzlich in den Ort abgeleitet. Die Dauerstaus auf der B 51 tun ihr Übriges: Viele Autofahrer fahren über Trierweiler in Richtung Markusberg und Euren. Dass gerade jetzt, wo die Kassen leer sind, an den Bau des vierten Bürgerhauses in der Großgemeinde nachgedacht wird, muss den Bewohnern im Ortskern wie eine schallende Ohrfeige erscheinen. a.follmann@volksfreund.deExtra

 Der viele Verkehr hat im Laufe der Jahre das Pflaster in der Kirchstraße verformt. TV-Foto: Albert Follmann

Der viele Verkehr hat im Laufe der Jahre das Pflaster in der Kirchstraße verformt. TV-Foto: Albert Follmann

Hohlräume sorgen dafür, dass im "Flüsterasphalt" die Fahrgeräusche minimiert werden. Das passiert durch Luftableitung. Der Lärm wird um bis zu zehn Dezibel reduziert, das entspricht etwa der Hälfte. Die Hohlräume leiten auch das Regenwasser gut nach unten ab. Nachteil: Die lärmmindernde Wirkung lässt nach sechs bis acht Jahren nach, da Straßenschmutz und Reifenabrieb die Poren verstopfen. alf

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