Trotz Defizits: Express fährt weiter

Trier · 20 000 Fahrgäste hat die Fernbus-Linie Delux-Express seit März befördert. Trotz einer Fahrplan-Ausdünnung im September ist das Gemeinschaftsprojekt von Stadtwerken Trier (SWT) und dem Luxemburger Unternehmen Voyages Emile Weber nicht kostendeckend - für Geschäftsführer Frank Birkhäuer "noch kein Beinbruch".

 Ein Delux-Express-Bus an der Endstation Frankfurt Hauptbahnhof. Ab 2013 könnte die Fahrt möglicherweise noch weiter führen. TV-Foto: Roland Morgen

Ein Delux-Express-Bus an der Endstation Frankfurt Hauptbahnhof. Ab 2013 könnte die Fahrt möglicherweise noch weiter führen. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Am Wochenende war der 20 000. Fahrgast mit dem Delux-Express unterwegs. Das Jubiläum blieb ungewürdigt. "Stimmt, wir hätten einen Blumenstrauß und ein Freifahrt-Ticket überreichen können", sagt Frank Birkhäuer (56), Chef des Stadtwerke-Verkehrsbetriebs und Geschäftsführer der Delux-Express GmbH; "Aber auf diese Idee sind wir leider nicht gekommen." Was daran liegen mag, dass sich die Stadtwerke und ihr luxemburgischer Projektpartner Voyages Emile Weber derzeit etwas schwertun mit ihrem Gemeinschaftsprojekt. Einer fulminanten Startphase mit rund 1000 Fahrgästen wöchentlich folgte bald Ernüchterung. Mittlerweile liegt die Fahrgastzahl bei maximal 700 pro Woche. Und obwohl Mitte September der Fahrplan ausgedünnt wurde (werktags vier statt sieben Fahrten von Luxemburg nach Frankfurt und zurück, samstags drei statt vier), fährt der Delux-Express rote Zahlen ein. Für Birkhäuer "noch kein Beinbruch. Wir haben durchaus damit gerechnet, dass die Linie zwei Jahre braucht, bis sie kostendeckend fährt. Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass die Potenzialeinschätzung so danebenliegt." Laut dem Darmstädter Planungsbüro R+T, das die vermeintlichen Potenziale ausgelotet hat, würden viele Banker die Verbindung nutzen und die Haltestelle Kaiserslautern einen besonders hohen Fahrgastanteil bringen. Eingetreten ist nichts von beidem.
Tatsächlich nutzen - was zu erwarten war - neben Fluggästen vor allem Studenten den Delux-Express. So wie Sarah Frank (25), die das Angebot nicht mehr missen will: "Ich studiere in Mainz und besuche zweimal monatlich Familie und Freunde in Trier. Seit es den Fernbus gibt, fahre ich nicht mehr per Bahn nach Trier und zurück, weil ich früher viel zu oft Anschlusszüge in Koblenz verpasst habe."
Allerdings ist auch der Delux-Express nicht immer pünktlich: "Einmal habe ich fast eine halbe Stunde in Mainz gewartet - bei strömendem Regen an der nicht überdachten Haltestelle und ohne Information, wann der Bus denn endlich kommt."
Keine Preiserhöhung


Befürchtungen, der Delux-Express könnte mangels großen Zuspruchs bald wieder eingestellt werden, teilt Birkhäuer nicht: "Die Entscheidung darüber läge beim Stadtwerke-Aufsichtsrat und unserem Luxemburger Partner. Doch es gibt keine negativen Signale." Auch an der Preisschraube werde nicht gedreht: "Es bleibt beim Normalpreis von 28 Euro für die Fahrt von Trier zum Rhein-Main-Flughafen und 29 Euro bis Hauptbahnhof Frankfurt. Wir möchten die Kunden nicht verprellen."
Nachdem der Bundesrat am Freitag per Änderung des Personenbeförderungsgesetzes das Bahn-Monopol im Fernverkehr aufgehoben und damit grünes Licht für mehr Fernbusverkehr gegeben hat, sieht Birkhäuer zudem bessere Perspektiven für den Delux-Express: "Wir denken darüber nach, uns einem bundesweiten Fernbus-Netzwerk anzuschließen."Meinung

Intercity-Express auf der Autobahn
Von Trier nach Frankfurt "in einem Zug", also umsteigefrei: Was per Bahn schon lange nicht mehr geht, macht seit siebeneinhalb Monaten wenigstens der Delux-Express möglich. Für viele seiner Fahrgäste ist es eine gute Nachricht, dass am Fernbus-Angebot nicht gerüttelt wird. Und auch die Preise stabil bleiben - mit der Begründung, man wolle die gewonnene Kundschaft behalten. Eine bemerkenswerte und realistische Einstellung, mit der sich die Stadtwerke als Teil des (Nah-)Verkehrsverbundes VRT nicht durchsetzen können. In der Region Trier und damit in den Stadtbussen werden die Tickets Anfang 2013 teurer - zum dritten Mal binnen zwölf Monaten. Möglicherweise schlägt für die Stadtwerke im kommenden Jahr die Stunde des Einstiegs in den bundesweiten Fernbusverkehr. Verständlich, dass sich Stadtwerke-Verkehrschef Birkhäuer noch sehr unkonkret äußert ("Wir denken darüber nach …"). Für den Kunden könnte das Nachdenken im Ergebnis die Rückkehr der von der Bahn gestrichenen Direktverbindung Trier-Berlin bedeuten, nur dass dann der Inter-City-Express nicht mehr auf der Schiene fährt, sondern auf Autobahnen. r.morgen@volksfreund.deExtra

Der Delux-Express verbindet Luxemburg und Frankfurt umsteigefrei miteinander. Von montags bis freitags sowie an Sonn- und Feiertagen werden vier Fahrten in jede Richtung angeboten, samstags drei. Haltepunkte: Luxemburg Hauptbahnhof und Kirchberg, Trier Hauptbahnhof, Umweltcampus Birkenfeld, Hauptbahnhof Kaiserslautern, Mainz (Pariser Tor), Flughafen und Hauptbahnhof Frankfurt. Der Normalpreis für die komplette Strecke beträgt 35 Euro; für Vielfahrer, Kinder und Studenten gibt es Vergünstigungen. Eingesetzt werden Fernreisebusse vom Typ Setra 415 GT für 40 Passagiere. An Bord gibt es Toilette, Kaffeeautomat und 220-Volt-Stromanschlüsse. Die Fahrt zwischen Trier und Frankfurt Flughafen beträgt rund drei Stunden. Mehr Infos: delux-express.de rm.

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