Tufa-topolis – Wo Mädchen und Jungen gemeinsam eine Stadt (in Trier) bauen

Trier · Auch in diesen Sommerferien wurde auf dem angrenzenden Gelände der Tuchfabrik (Tufa) emsig gehämmert geklopft und gesägt. Hier entstand „Tufa-topolis“, eine Stadt in der Stadt, die von Kindern im Alter von 9 bis 14 Jahre gebaut wird.

Ins Leben gerufen wurde die Kunstbaustelle im Jahr 2010 von Christina Biundo. Seit Mai dieses Jahres hat der bildende Künstler Laas Koehler die Projektleitung übernommen. Die Kinder bauen unter Aufsicht komplette Gebäudekomplexe, Häuser, Türme, Höhlen oder auch einen Kinoraum. "Die Kinder bringen ganz viel Begeisterung mit und beschäftigen sich auch zu Hause mit dem Thema.", sagt Koehler. Die kleinen Bauleiter fertigen auch teilweise detaillierte Skizzen ihrer Bauvorhaben an und setzen die Pläne dann mit Baumaterialien auf dem Gelände um.

Gibt es Probleme beim Bauen, sei das kein Problem, denn "wir sind lösungsorientiert", wie Koehler berichtet, dabei steht der Prozessgedanke im Fokus. Die Stadt entwickelt sich, wie ihre Kinder, stetig fort. In jeder Ecke entstehe etwas Neues, Altes werde renoviert oder abgerissen. Die Erwachsenen geben dabei nichts vor, sondern unterstützen die Kleinen nur da, wo es nötig ist. "Wir begegnen uns alle auf Augenhöhe und nehmen einander ernst", wie Koehler erzählt.

Das Schaffen und Bauen mit Holz begeistert nicht nur Jungen. Auch rund ein Viertel der teilnehmenden Kinder sind Mädchen. Es sei schade, wie Koehler sagt, wenn Eltern nur ihre Söhne bei diesem Kunstprojekt anmelden, obwohl auch die Töchter gerne mit bauen wollen würden. Marie (12) und Laura (13) waren schon das vierte Jahr in Folge dabei. Sie sind Nachbarinnen und haben sich, wie die beiden erzählen, auch durch dieses Projekt näher angefreundet. Beide verbindet der Spaß am Bauen. Marie kann sich sogar vorstellen, später Architektin zu werden. Helene (8), eine der jüngsten, ist das erste Mal bei Tufa-topolis dabei gewesen und hat sehr viel Spaß am Bauen. Zu Hause helfe sie auch ihrem Vater gerne, wenn es Dinge zu reparieren gäbe. Shadee (8) war ebenfalls zum ersten Mal für eine Projektwoche dabei. Sie baue mit ihrem Nachbarn Samuel (10) zu Hause ein Baumhaus. Bei Tufa-topolis haben die beiden zusammen einen Stuhl und einen Tisch hergestellt, den sie stolz präsentieren.

Frederick (10), Johannes (10) und Malik (10) waren das erste Mal für eine Woche in den Ferien dabei. Alle vereint, dass sie auch zu Hause gerne bauen. Johannes hat schon ein Baumhaus gebaut, Malik erzählt froh, dass das Bauen sein "Lieblingshobby" sei. Niklas (11) und Jacob (11) sind schon vier Jahre dabei. Stolz erzählen sie, dass sie schon an der Hälfte der Bauten, die heute noch stehen, beteiligt waren. Sie gehören zu zwei Dritteln der Kinder, die immer wieder teilnehmen. Denn alle Kinder sind sich einig: Sie wollen noch einmal mitmachen. Der Ehrgeiz etwas zu schaffen hat sie alle gepackt und sie standen in den Ferien gerne für ihr Hobby früher auf. Gewerkelt wurde nämlich jeden Tag von 9.00 bis 14.00 Uhr.

Das Projekt finanziert sich hauptsächlich durch Stiftungen, Spenden und die Beitragsgebühren der Eltern für jedes Kind. Dennoch sei das Vorhaben chronisch unterfinanziert. Über Geld- oder Sachspenden, wie Holzmaterialien, Werkzeuge oder auch Kleinteile wie Bits und Scharniere freut sich in Tufa-topolis jedes Kind.

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