Kabarett Stephan Bauers Ziel für die Weihnachtszeit: Wenigstens einmal ordentlich was zu Lachen

Trier · Mit gesundem Zynismus und viel Witz lässt Stephan Bauer das Publikum in der Tuchfabrik in Trier gut durch die Weihnachtszeit kommen.

Kaberettist und Weihnachts-Zyniker Stephan Bauer in seinem Element.

Kaberettist und Weihnachts-Zyniker Stephan Bauer in seinem Element.

Foto: Fabian Pütz

Wenn der 54-jährige Moderator, Kabarettist und Comedian Stephan Bauer in der Vorweihnachtszeit eine Bühne betritt, bleibt keine heilige Familien-Kuh ungeschlachtet und kein Auge trocken. Schonungslos zynisch, lebens­echt und immer etwas wehleidig spielt er mit den Grenzen des „noch Sagbaren“. Bauer entführt obendrein in eine längst vergangene Adventszeit, in der Manches noch anders lief. Parallel dazu zieht er über alles her, was dem „christlichen Deutschen“ zu Weihnachten heilig ist.

Im großen Saal der Trierer Tufa traf er so gezielt die Nerven im Lachgetriebe von gut 100 Zuschauern. Bauers zahlreiche persönliche Familiengeschichten und die exemplarisch treffenden Beispiele aus der Vorweihnachtszeit zur Veranschaulichung hat jeder schon mal in gleicher oder ähnlicher Weise erlebt. So fanden sich alle Anwesenden an irgendeiner Stelle des Programms in der Rolle des ambivalenten Deutschen wieder, der insbesondere in dieser Zeit nicht richtig mit seiner Familie auskommt, aber auch nicht ohne.

Bauers persönliche Rolle als schwarzes Schaf der Familie beschreibt der gebürtige Schwabe mit einem Zitat seines Vaters: „Es gibt den Familienstammbaum, du mein Sohn bist der Borkenkäfer.“

 Kaberettist und Weihnachts-Zyniker Stephan Bauer in seinem Element.

Kaberettist und Weihnachts-Zyniker Stephan Bauer in seinem Element.

Foto: Fabian Pütz

Es scheint gefühlt jedes Jahr das Gleiche: Der Stress gewinnt gegenüber der Besinnlichkeit die Überhand, Sparsamkeit spielt keine Rolle mehr, die Familie geht sich gegenseitig auf die Nerven, und scheinbar feiert niemand mehr Weihnachten aus seinem ursprünglichen Grund: Nämlich, „weil Gott hier zum Mensch wurde“. Dennoch tun wir uns das Prozedere Jahr für Jahr wieder an. Aus blindem Mitläufertum? Aus Traditionsgewohnheit oder schlicht, weil wir nicht allein sein wollen? Die Antworten, die Stephan Bauer auf diese und noch weitere Fragen bietet, sind ebenso verstörend wie befriedigend, und so provokant wie amüsant. Wie kein anderer versteht es der Weihnachts­zyniker sich über Dinge, die uns wichtig sind, zu amüsieren – ohne dabei Anstoß zu erregen.

Bauers erstes Weihnachtsprogramm ist die gnadenlos komische Antwort auf die apokalyptischen Seiten des Weihnachtsfests – mit nur einem Ziel: dass es in dieser Zeit wenigstens einmal ordentlich was zu Lachen gibt. Dieses Ziel ist in der Tufa dieses Jahr geglückt.

Sein Appell lautet: „Raus also aus der Weihnachtsdepression! Lasst uns dieses Fest mit der winterlichen Idylle, Tannenbaum und Schnee­flocken wieder genießen – solange es der Klima­wandel noch zulässt. Denn spätestens in 50 Jahren kommt der Weihnachtsmann mit dem Surfbrett.“

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