Architektur Auf die Fenster achten!
Was die Augen für den Menschen, sind die Fenster für das Haus. Naja, vielleicht stimmt der Vergleich nicht so ganz, aber die Öffnungen, die Licht ins Innere lassen, sind neben Form und Material sehr prägend für ein Gebäude.
Die Architekturhistorikerin Turit Fröbe hat in ihrem Buch „Alles nur Fassade?“ Fenster und Fassaden chronologisch und thematisch sortiert und ein Bestimmungsbuch für moderne Architektur verfasst.
Ein handliches, kompaktes Einsteigerbuch für Laien mit natürlich vielen Bild-Beispielen. Es geht im Schnelldurchlauf durch die Kunstgeschichte von Jugendstil, Expressionismus oder Reformarchitektur über 1950er, 1960er Jahre und später bis zur Jetztzeit.
Versetzte Fenster. Mit oder ohne Kreuz. In einer Reihe … Was soll es bedeuten? Bei dieser Frage verhält es sich wie mit den Kommaregeln. Im Lehrbuch am Beispielsatz alles einfach, in der Praxis dann eben nicht.
Denn Neo- oder Retro-Stile, das Nachahmen historischer Formen, machen das Leben eines
Fassadenbestimmers oder einer -bestimmerin nicht einfacher.
Die Autorin hat vor einigen
Jahren mit ihrem Buch „Die
Kunst der Bausünden“ eine Lanze für vermeintlich hässliche Architektur gebrochen, und auch in „Alles nur Fassade?“ wirbt sie für Unvoreingenommenheit.
Jede Fassade hat ihre Zeit – Wissen und Verstehen heißt das Zauberwort für einen neuen Blick auf unsere Städte, Städtchen und Dörfer. Immer schön auf die Fenster achten!
Birgit Markwitan
Turit Fröbe: Alles nur Fassade? Das Bestimmungsbuch für moderne Architektur. Dumont-Verlag, Köln. 500 farbige Abbildungen, 176 Seiten, 20 Euro.