Turmgerüste bleiben länger stehen - St. Gangolf und St. Paulin bieten erst 2016 wieder Postkartenidylle

Trier · Die spektakulärste Baustelle bleibt dem Stadtbild länger erhalten als erwartet: Die Statik-Sanierung des Turms von St. Gangolf wird sich wohl bis zum November hinziehen und das Gerüst erst Anfang 2016 verschwinden. Das Gerüst am Turm von St. Paulin steht jetzt schon länger als geplant.

 Noch mehr Stahl: Nun wird auch der Turmhelm von St. Gangolf eingerüstet. Die Kirche ist deshalb noch einige Tage gesperrt. TV-Foto: Roland Morgen

Noch mehr Stahl: Nun wird auch der Turmhelm von St. Gangolf eingerüstet. Die Kirche ist deshalb noch einige Tage gesperrt. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Als die beiden Teleskopkräne der Firma Steil am Dienstag Position auf dem Hauptmarkt und in der Gangolfstraße bezogen, dachten viele schon: Jetzt wird endlich der Gangolfsturm vom Gerüst befreit. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Kräne vor und hinter dem Kirchturm befördern noch mehr Gerüstmaterial nach oben. "Jetzt wird gewissermaßen noch eins draufgesetzt", erklärt Steil-Projektleiter Stefan Christen (45). Zu den 65 Tonnen Stahl, die bereits im Frühjahr um den Turmschaft herum montiert worden sind, kommen nun noch weitere 50 hinzu.Verhüllt bis zur Spitze

 Die Zeiten der gelben Basilika sind vorbei. Im Zuge der Außensanierung erhält St. Paulin wieder die barocke Dreifarbigkeit. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Zeiten der gelben Basilika sind vorbei. Im Zuge der Außensanierung erhält St. Paulin wieder die barocke Dreifarbigkeit. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: friedemann vetter (Ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"


Die Mitarbeiter der Firma Schimmer aus Weiterstadt (Hessen) montieren auf der Turmbalustrade eine 15 Meter hohe Stahlträgerkonstruktion, an der schließlich das Gerüst befestigt wird, das bis zur Turmspitze reicht. Nur so lässt sich der finale Akt des spektakulären Sanierungsprozesses bewältigen. "Im Inneren sind die Arbeiten weitgehend erledigt", berichtet Architekt und Bauleiter Karl Feils (48). In den vergangenen Monaten standen vor allem Statik-Sanierungen auf dem Programm. Der marode Unterbau des Glockenstuhls aus den 1930er Jahren wurde ertüchtigt und hat eine neue Plattform erhalten. Der neue Glockenstuhl und die Läutetechnik folgen im Oktober.
Der kniffligste Job steht jedoch noch aus und hinkt hinter dem Bauzeitenplan her: die Reparatur des Turmhelms. Feils: "Wir müssen viele Holzteile ersetzen, und an die kommen wir nur von außen heran." Sprich: über das Spezialgerüst, das in den nächsten Tagen entsteht - auf der Basis langwieriger komplizierter Berechnungen und viel Tüftelei. Das Problem ähnelt dem der unteren Gerüstkonstruktion. Die gründet, weil die Gangolfkirche fast komplett umbaut ist, nur auf zwei Seiten auf dem Boden. Ansonsten musste die Last auf den mehr als 500 Jahre alten Turm verteilt werden. Das auf der Balustrade stehende Raumfachwerk darf den Helm nicht tangieren. Auch hier muss der Turm sämtliche Windlasten tragen.
Nach derzeitigem Stand der Dinge dürfte der Wunsch von Pfarrer Hans Wilhelm Ehlen (72) in Erfüllung gehen und das fünfstimmige, auf Dom und Liebfrauen abgestimmte Geläut nach fast drei Jahren Sendepause "an Allerheiligen wieder erklingen".
Der Wunsch der Weihnachtsmarktbesucher nach einer ungetrübten Postkartenidylle am Hauptmarkt wird sich nicht erfüllen lassen. Das Helmgerüst, so hofft Feils, könnte bis Ende November verschwunden sein. Das Schaftgerüst aber bleibt notgedrungen bis Anfang 2016 stehen - eben weil der Weihnachtsmarkt sämtliche für Abbau und Abtransport nötigen Flächen in Beschlag nimmt. An den Kosten (Stand Februar: 930 000 Euro) dürfte sich nach Feils' Einschätzung aber "nicht viel ändern".
Im Gegensatz zur Außensanierung der Basilika St. Paulin. Peter Schmitz (61), Vorsitzender des Fördervereins, rechnet mit zwei Millionen Euro - ein Drittel mehr, als ursprünglich veranschlagt. Grund seien vor allem die besonders starken Schäden am Turm. Deshalb steht dort das Gerüst schon einige Wochen länger als geplant und wird voraussichtlich erst im Oktober abgebaut. Immerhin liegt die Fassadensanierung so gut im Zeitplan, dass sie möglicherweise im Dezember abgeschlossen werden kann. "Mit viel Glück", so Schmitz, könnte St. Paulin Anfang 2016 in sprichwörtlich "neuem Glanz erstrahlen". Denn bei den Sanierungsarbeiten wurden Original-Farbreste von 1742 entdeckt. Folge: Im Zuge der Sanierung erhält das bedeutende Barockdenkmal seine alte Dreifarbigkeit zurück.

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