Auf Tour Mit der Fähre von Bad zu Bad und weiter
Bad Hönningen · Noch auf Suche nach einem spannenden Ausflugsziel in den Herbstferien? Wie wäre es mit Bad Hönningen und Bad Breisig am Mittelrhein? Die Ballermann-Zeiten rechts des Rheins sind lange vorbei, und eine Brücke gibt es weit und breit nicht mehr. Aber das touristische Angebot ist stattlich.
Da war doch mal was. Stimmt. Auch wenn die knapp 6000 Einwohner des Städtchens im Kreis Neuwied nicht gerne daran erinnert werden: Bad Hönningen war bis zur Jahrtausendwende so eine Art „Ballermann des Mittelrheins“. Trinkfreudige Menschen vor allem aus Nordrhein-Westfalen verbrachten hier gerne Kurzurlaube im Rudel – die üblichen Begleiterscheinungen inklusive. Die Kegelclubs & Co. kommen nicht mehr mit Sonderzügen oder eigens gecharterten Bussen. Dann doch lieber „richtig Malle“.
Ein leichter Hauch von Vorurteil haftet Bad Hönningen immer noch an. Völlig zu Unrecht, denn die Gemeinde kann mit einem attraktiven „Aktiv und kulturell unterwegs“-Angebot punkten und arbeitet dabei eng mit dem gegenüber liegenden Bad Breisig (9500 Einwohner; Kreis Ahrweiler) zusammen.
Zwei nur eine Rheinbreite voneinander getrennte Kurorte mit unterschiedlichen Stärken – und verbunden durch eine Fähre. Denn eine Brücke gibt es auf dem 44 Kilometer langen Flussabschnitt zwischen Neuwied und Bonn nicht. Also ist Übersetzen angesagt, was je nach Verkehrsaufkommen auf dem Fluss eine nicht nur Kinder spannende Tour sein kann.
Beide Orte empfehlen sich als „Basislager“ für einen Kurzurlaub mit Ausflügen in die Umgebung. Linksrheinisch (Bad Breisig) locken die in jüngerer Zeit technisch und optisch auf Vordermann gebrachten Römer-Thermen, der Kurpark und die Fachwerkhäuser an der Uferpromenade. Auf der gegenüberliegenden Flussseite kann Bad Hönningen mit seinen Stadtteilen Leutesdorf und Rheinbrohl gerade im „Goldenen Oktober“ mit seinem Wanderwegenetz auftrumpfen, das großteils durch Weinbergerlandschaften führt. Und zu bedeutenden historischen Stätten. Zum Beispiel das Schloss Arenfels, das auch kurtrierische Geschichte geschrieben hat: Als 1664 Ernst von Isenburg-Grenzau als letzter männlicher Vertreter dieser Linie starb, kassierte der Trierer Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen das im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende Schloss als erledigtes Lehen und übertrug es samt der dazugehörigen Herrschaft einem engen Verwandten, dem Freiherrn Johann Carl Caspar von der Leyen zu Adendorf.
Sein heutiges Aussehen erhielt das Schloss in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als es unter Leitung des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner im neugotischen Stil umfassend verändert wurde.
Seit 2020 dient das imposante Gemäuer als Veranstaltungslocation mit Hotel. Es kann für Hochzeiten, Feste oder Tagungen gemietet werden und war auch schon Kulisse für Filmaufnahmen.
Nun steht eine Premiere bevor:
Beim ersten Artmoves-Schloss- Arenfels-Festival (21. bis 23. Oktober) präsentieren sich zahlreiche internationale Bildende Künstler und Galerien. Außerdem stehen Lesungen, Performancedarbietungen und Konzerte auf dem Programm. Ein eigens produzierter Film wird an diesen Tagen auf die Schlossfassade des Schlosses projiziert.
Ein besonderes Wandererlebnis ermöglicht der Nürer-Kopf-Rundweg oberhalb von Leutesdorf: vier Kilometer, 100 Höhenmeter an Auf- und Abstiegen. Lohn der Mühen: fantastische Aussichten über Weinberge und Rhein, vor allem von der Weinbergschaukel oberhalb von Leutesdorf aus zu genießen. Durch die Leutesdorfer Gemarkung verläuft auch ein Teil des Römischer-Limes-Wanderweges. Und wenn man „schon mal in der Gegend“ ist, sollte man sich auch andere bedeutende kulturelle und historische Schauplätze nicht entgehen lassen. Also zurück auf die westliche Rheinseite – selbstverständlich mit Fähre. Denn die weit und breit einzige Brücke hat vor gut 77 Jahren den Geist aufgegeben. In der Schlussphase des Zweiten
Weltkriegs bot die Brücke von
Remagen an Alliierten den ersten Übergang über den Rhein. Dadurch gelang es ihnen trotz heftiger
Angriffe der Wehrmacht den Vorstoß Richtung Ruhrgebiet zu beschleunigen.
Wehrmachtsoldaten versuchten in den Tagen nach der Eroberung vergeblich, die Brücke zu zerstören. Sie stürzte schließlich am 17. März 1945 ein und wurde nie wieder aufgebaut. Besondere Berühmtheit erlangte sie durch den US-Kriegsfilm „Die Brücke von Remagen“. Wenige Kilometer weiter flussabwärts, vorbei an der Wallfahrtskirche St. Apollinaris, steht im nördlichsten Zipfel von Rheinland-Pfalz das Arp-Museum Bahnhof Rolandseck. Es „hat sich seit der Eröffnung seines eleganten weißen Neubaus von Star-Architekt Richard Meier 2007 in Verbindung mit dem historischen Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert und der spektakulären landschaftlichen Lage zu einem herausragenden Anziehungspunkt für nationale und internationale Kulturtouristen wie auch für das ganze Rheinland entwickelt. Hochkarätige Bildende Kunst in einzigartiger Architektur und wunderschöner Kulturlandschaft fügen sich hier zu einem besonderen Erlebnis zusammen“, heißt es auf der Homepage der Stadt Remagen, die damit gar nicht mal dick aufträgt. Selbst wer mit moderner Kunst wenig am Hut hat, dürfte allerspätestens – beim kulinarischen Angebot in besonderem Ambiente Gefallen finden.
Und wer dem zu neuer (Fernsehfilm-) Berühmtheit gelangten Rheinhotel Dreesen – das „Weiße Haus am Rhein“ – einen Besuch abstatten möchte: Bis Bonn-Bad Godesberg sind es nur ein noch ein paar Kilometer.
Mehr Informationen online unter www.bad-breisig.de oder
www.bad-hoenningen.de