TV-Kolumne Neue Heimat

Der gekündigte arabische Mitarbeiter schreit seinen deutschen Chef an: "Warum schneidest du mein Brötchen?" Dieser wundert sich: Was für ein Brötchen? Er hat doch selbst genug zu essen! Jeder Kulturkreis hat seine eigenen Normen, Werte, Rituale und Sprachbilder. Das kann zu Missverständnissen wie in diesem Beispiel führen: Die Redewendung, jemandes Brötchen zu schneiden, ist eine arabische Metapher für eine Kündigung - der Araber will wissen, warum er gehen muss.

Ein arabischer Bekannter hat erzählt, dass seine jetzige Freundin ihn beim ersten Treffen fragte, ob er schwul sei. Der Grund ihrer Irritation: Er nannte seine Freunde "Habibi", "Mein Schatz" - ein im Arabischen beliebtes Wort, das wir für alle benutzen, die uns etwas bedeuten. Manche Deutschen irritiert es auch, dass sich die arabischen Männer mit Küssen auf die Wangen begrüßen. Falsche Interpretationen gibt es immer wieder auch beim Thema Blickkontakt: Anderen Menschen nicht zu lange in die Augen zu sehen, gilt im arabischen Kulturkreis als Zeichen des Respekts, Deutsche dagegen halten ausweichende Blicke leicht für Desinteresse. Doch wenn es genug Begegnungen zwischen den Kulturen gibt, werden solche Probleme schnell behoben sein. Ein arabisches Sprichwort lautet: "Wer 40 Tage mit einem Volk lebt, ist einer von ihnen." Ayad Abed Lateef Alle reden über Muslime - von diesen selbst ist dagegen wenig zu hören. Deshalb schildert Ayad Abed Lateef (Foto: privat), ein in Konz lebender gebürtiger Iraker, in seiner Volksfreund-Kolumne, wie er und seine arabischen Freunde Trier erleben. Er erzählt, was hier ganz anders ist als in ihren Herkunftsländern, und findet unerwartete Gemeinsamkeiten. Lateef stammt aus der irakischen Hauptstadt Bagdad und verließ sein Heimatland aus politischen Gründen. Er promoviert an der Uni Trier und möchte später als Journalist arbeiten. ik

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