Kolumne Ich und 400 PS

Da hab’ ich echt großes Glück gehabt. Überquere ich neulich abends zu Fuß die Walramsneustraße in Trier-Mitte, da brettert mit Karacho ein weißer Mercedes heran. Nur mit einem beherzten Sprung auf den Bürgersteig kann ich eine Kollision verhindern und so das Auto retten.

TV-Kolumnist Viez-Jupp und die Poser/Tuner-Szene in Trier
Foto: TV

Nicht auszudenken, wenn ich eine Beule oder gar rote Flecken an der Karosserie hinterlassen hätte.

Der Fahrer – dunkler Bart, Sonnenbrille, viel Blingbling an Hals und Händen – ignorierte mich im Vorbeibrausen gnädigerweise. „Ach, das war nur einer dieser Tuner und Poser“, beruhigte mich Bärbel später. Da fiel mir ein, dass ich im Volksfreund was über eine Großrazzia in der Trierer Autoposer-Szene gelesen hatte.

Bärbel findet, dass diese Spezies unser Mitleid verdient hat. Eine Freundin, von Beruf Psychologin, habe ihr das mal erklärt. Bei manchen sei das Aufmotzen und Rasen eine Art Ersatzhandlung. Von Misserfolgen lenke man sich mit aufgemotzten Karren, Gedröhn, Tempo und Gangsta-Rapper-Attitüde ab. Oje. Jetzt frage ich mich: Bin ich vielleicht auch ein Tuner und Poser? Denn ich bin ja auch oft mit dickem Mercedes (fast 400 PS) und sogar Chauffeur unterwegs – in einem Stadtbus. Prost!

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