Über das Leid reden

TRIER. (stu) Gastgeber des bundesweiten Gesprächskreises Psychosoziale Beratung und Therapie war das diakonische Werk des evangelischen Kirchenkreises. Auch in Trier existiert eine Beratungsstelle.

Misshandlungen, Vergewaltigungen oder Folter: Viele der Flüchtlinge, die in Deutschland Asyl suchen, brauchen Hilfe, um die traumatischen Erlebnisse aus ihren Heimatstaaten zu verarbeiten. Hilfe bieten Einrichtungen wie die ökumenische Beratungsstelle für Flüchtlinge des diakonischen Werkes des evangelischen Kirchenkreises Trier. Um die Arbeit dieser Beratungsstelle und bundesweite andere Projekte zur Trauma-Bekämpfung von Flüchtlingen ging es in der Tagung über psychosoziale Beratung und Therapie im Dieter-Bonhoeffer-Haus. Sabine Schumacher-Bittner, als Psychologin für die Therapie traumatisierter Flüchtlinge zuständig, stellte die Arbeit der Trierer Beratungsstelle vor. Neben der psychosozialen Beratung und der therapeutischen Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingen bietet sie eine Verfahrensberatung an. Diese sei sehr wichtig für die Asylbewerber: "Es ist nicht einfach für die Flüchtlinge, fremden Leuten von ihren Leiden zu erzählen. Aber nur so hat ihr Asylantrag eine Chance auf Erfolg." Ihre Aufgabe sei es, die Flüchtlinge nicht nur auf bürokratischen Abläufe vorzubereiten, sondern ihnen auch zu helfen, die Scham zu verlieren und sich den Behörden gegenüber zu öffnen.Ehrenamtliche Mitarbeiter

Zur Hälfte finanziert der europäische Flüchtlingsfond des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge das Projekt, weitere Gelder kommen vom Land Rheinland-Pfalz und vom evangelischen Kirchenkreis selbst. Einen Großteil der Arbeit mit den Flüchtlingen leisten ehrenamtliche Mitarbeiter, viele von ihnen Studierende. Ohne ihre Hilfe wäre die Nachfrage an Therapien kaum zu bewältigen. Derzeit befinden sich etwa 350 Flüchtlinge in der Erstaufnahme in Trier, der bisher einzigen in Rheinland-Pfalz. "Ihr habt in Trier etwas ganz Großartiges geschafft. Vor euch war Rheinland-Pfalz ein Niemandsland, was die psychosoziale Beratung von Flüchtlingen betrifft", lobte Brigitte Brandt-Wilhelmy vom Therapiezentrum für Folteropfer der Caritas-Flüchtlingsberatung in Köln das Trierer Zentrum, ehe sie das neueste Projekt ihres Zentrums vorstellte. Unter dem Titel "Lasst uns gemeinsam Brücken bauen" initiierten die Kölner ein Projekt für traumatisierte Kinder und Jugendliche. Mit Hilfe von Mal-Workshops soll den Kindern geholfen werden, trotz der erlittenen psychischen und physischen Schäden wieder "leben zu lernen." Ziel ist es, dass die traumatisierten Flüchtlingskinder im Erwachsenenalter zu guten und tragfähigen Beziehungen in der Lage sein werden.

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