Über die Schuld

TRIER. (red) Auf Einladung des Katholischen Deutschen Frauenbundes Trier, der Katholischen Akademie Trier und der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Trier referierte Professor Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz über "Schuldig werden und kein Ausweg?" im Angela-Merici-Gymnasium.

Für die Inhaberin des Lehrstuhls für Religionsphilosophie und Vergleichende Religionswissenschaft an der Technischen Universität Dresden liegt der Ausweg aus der Schuld, in die das ob seiner Instinktmängel kulturbedürftige Wesen Mensch willentlich oder unwillentlich fällt, weder im trickreichen Bestreiten von Schuld noch im Wegtherapieren von "Schuldgefühlen". Mit jüdischen Agnostikern fragt sie "Was ändert Vergebung an der Schuld?" und "Kann das Unverzeihliche überhaupt verziehen werden?", um anschließend die Zuhörer mit der These zu konfrontierten: Die Horizontale von Täter und Opfer muss von der Vertikalen des Göttlichen durchkreuzt werden. Nach christlichem Verständnis hieße das: Zurückzugehen an die Stelle, wo Schuld entstanden ist. In der Paradies-Erzählung setzt sich der Mensch an die Stelle Gottes und durchtrennt so die Gottesbeziehung. In der Menschwerdung Gottes tritt Jesus Christus in Leid und Tod an die Stelle der Sünde, um in seiner Auferstehung die Gottesbeziehung wieder herzustellen. "Nur im Absoluten", so die Rednerin, "gibt es Absolution." Schuld verschwinde nicht per Maus-Klick, vielmehr werde sie zu einer von Gottes Liebe "durchlichteten" Schuld, unter der der Mensch sich nicht mehr krümmen müsse. Er kann sagen: "Ich habe es getan" und brauche Schuld weder zu verleugnen noch auf andere zu schieben. Die Lösung als Erlösung sei keine Utopie, sondern eine Forderung: "Werdet vollkommen wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!" (Mt 5,48).

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