"Überall könnte Langenfeld sein"

Unter dem Titel "1-2-3 schuldenfrei" hat Magnus Staehler ein Buch veröffentlicht, das Kommunen dabei helfen soll, ihren Haushalt zu sanieren. Staehler war Bürgermeister von Langenfeld - das seit 2008 schuldenfrei ist.

Trier/Langenfeld. Langenfeld hat keinen historischen Ortskern, keine Stadtmauer, kein Stadtschloss und auch keinen Dom. Dadurch unterscheidet sich die nordrheinwestfälische Stadt mit rund 60 000 Einwohnern von Trier. Aber es gibt auch noch ein weiteres Merkmal, was Langenfeld von Trier deutlich unterscheidet: Die Moselmetropole hat Schulden in Höhe von 300 Millionen Euro. Langenfeld ist seit 2008 schuldenfrei. Innerhalb von 20 Jahren hat die Kommune ihren Schuldenberg von knapp 40 Millionen Euro abgebaut.

Magnus Staehler, der bis 2009 das Amt des Bürgermeisters von Langenfeld innehatte, hat den Weg seiner Kommune in die Schuldenfreiheit in seinem Buch "1-2-3 schuldenfrei" festgehalten - ein Ratgeber, der auch anderen Gemeinden dabei helfen soll, ihren Haushalt wieder auf Vordermann zu bringen, ganz nach dem Motto: Überall könnte Langenfeld sein. Langenfeld hat, um Schulden abzubauen, im Gegensatz zu Städten wie Düsseldorf, kein Tafelsilber veräußert, sondern auf einen rigiden Sparkurs gesetzt - und auf einige originelle Ideen.

So gibt es in Langenfeld sogenannte Bürgerstraßen, in denen die Anwohner selbst für die Reinigung der Straßen zuständig sind. Unter dem Motto "Kehren Sie ihre Kosten runter" verteilte die Stadtverwaltung Besen an zwei Drittel der Haushalte.

"Der Plan wurde nicht von Anfang an allseits mit Jubelrufen begrüßt", schreibt Staehler. Schließlich seien die im Vorteil, die nicht in einer Bürgerstraße wohnen. "Doch angesichts der wegfallenden Straßenreinigungsgebühren sind die kritischen Stimmen längst verstummt." Eine halbe Million Euro spare Langenfeld dadurch, dass die Bürger bei der Straßenreinigung selbst anpacken.

Mehr als 50 000 Euro spülte die Entschuldungsparty ins Stadtsäckel, bei der jeder Gast 100 Euro freiwillig in die Stadtkasse zahlte.

Dass solche Aktionen von Erfolg gekrönt sind, kommt nach Ansicht von Staehler nicht von ungefähr. So hat sich die Langenfelder Stadtverwaltung selbst auferlegt, von einer Behörde zum Dienstleister zu werden und eine transparente Linie zu fahren. Dazu hat die Stadt ihre eigene Schuldenuhr, ähnlich wie die des Bunds der Steuerzahler, am Rathaus angebracht. Die Verwaltungsstrukturen wurden verschlankt, aus sechs Hierarchie-Ebenen wurden vier.

Darüber hinaus, so schreibt Staehler, komme es für mittelgroße deutsche Städte darauf an, eine gesunde Mischung an Unternehmen an den Standort zu binden - und sich klar zum Mittelstand zu bekennen.

Magnus Staehler, "1-2-3 schuldenfrei", erschienen im Linde-Verlag, ISBN 978-3-7093-0226-8.

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