Überglücklich oder maßlos enttäuscht
Trier · Zwei Direktkandidaten im Wahlkreis Trier können bereits nach der ersten Hochrechnung mit dem Feiern beginnen, andere müssen lange zittern. Die SPD jubelt für ihre alte und neue Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Michael Frisch (AfD) geht nach Mainz. Der Trierer CDU-Chef Udo Köhler (CDU) hat ein Mandat dagegen knapp verfehlt.
Trier. Sven Teuber ist Fraktionschef der SPD im Stadtrat und Vorsitzender der SPD Trier. Für ihn ist der Wahlabend ein Fest. "Wir sind natürlich überglücklich und sehr stolz", sagt er in einer ersten Reaktion gegen 20 Uhr. "Man sieht diesem Ergebnis deutlich an, dass die Wähler Malu Dreyer vertrauen und ihr für ihre hervorragende Arbeit danken." Das Duell mit Julia Klöckner (CDU) habe die Ministerpräsidentin vor allem in den letzten Wahlkampfwochen klar gewonnen. "Frau Klöckner hat oft nur wenig Haltung bewiesen, ganz im Gegensatz zu Malu Dreyer."
Udo Köhler, der Spitzenkandidat der CDU Trier, erlebt das genaue Gegenteil: Lange muss er am Sonntagabend zittern. Das Direktmandat hat er klar gegen Malu Dreyer verloren, und auf der Landesliste steht er auf Platz 38. Als die Grünen sich bei 5,2 Prozent einpendeln, wird für Köhler klar, dass seine Partei wohl mit 35 oder 36 Sitzen im Landtag vertreten sein wird. Nicht mit 38.
"Ich bin natürlich maßlos enttäuscht und hatte mir mehr erhofft", sagt er gegen 20.30 Uhr im Gespräch mit dem TV. "Wenn es bei diesem Ergebnis bleibt, dann bleibt mir nur übrig, der SPD zu einem klaren Sieg zu gratulieren." Wieder ist es eine knappe Niederlage für die CDU - genau wie vor fünf Jahren, als Berti Adams scheiterte.
Keine der etablierten Parteien hat bei dieser Landtagswahl so hohe Verluste erlitten wie die Grünen, mit Stand von 21 Uhr sind es rund zehn Prozent. Thorsten Kretzer hat weder im Kampf um das Direktmandat noch auf der Landeslistenposition 22 eine Chance. "Das Ergebnis ist eine große Enttäuschung", sagt Kretzer. Im Wahlkreis Trier stimmen nur rund 2300 Wähler für ihn. Seine Erklärung: "Viele unserer Wähler standen klar hinter Malu Dreyer."
Tobias Schneider (FDP) kann schon relativ früh am Sonntagabend einen Erfolg verbuchen: Seine Partei ist nach einer Legislaturperiode der Abwesenheit wieder im Landtag vertreten. Im Kampf um das Direktmandat hat er erwartungsgemäß ebenso wie Thorsten Kretzer keine Chance. "Das war zu erwarten", sagt die Nummer zwölf der FDP-Landesliste. "Ich bin deshalb nicht enttäuscht. Die Rückkehr der FDP in den Landtag ist wichtiger."
Michael Frisch zieht als Viertplatzierter auf der AfD-Landesliste sicher in den Landtag ein. "Ich werde im Landtag nicht nur die Partei, sondern auch die Interessen der Region Trier vertreten." Der 58-jährige Frisch, Lehrer an der Berufsbildenden Schule in Trier, will sich für das Landtagsmandat beurlauben und seinen Beamtenstatus für fünf Jahre ruhen lassen: "Das ist gesetzlich so vorgesehen, und ich mache ohnehin keine halben Sachen."
jp/cus