Wechsel am 1. Februar Hindenburg ade: So sehen die neuen Schilder der Gerty-Spies-Straße aus

Trier · Hallo Gerty, Tschüss Paul: Eine der wohl bekanntesten Trierer Meilen, die Hindenburgstraße, ändert ihren Namen. Was auf den Schildern geschrieben steht. Und wie sie den Wechsel erklären.

Umbenennung der Hindenburgstraße in Trier in Gerty-Spies-Straße
Foto: Roland Morgen

Was wurden Argumente ausgetauscht in den mehr als zehn Jahren, in denen in Trier über die Umbenennung der Hindenburgstraße diskutiert wurde. In teils stundenlangen – und häufig sehr emotional geprägten – Sitzungen beriet der Stadtrat mehrfach darüber, ob der Straßenabschnitt zwischen Kaiserstraße und Viehmarktplatz weiter nach Reichspräsident Paul von Hindenburg benannt bleiben darf, der als Wegbereiter der Nationalsozialisten gilt. Mit 29 Stimmen für und 17 Stimmen gegen eine Umbenennung fällte der Stadtrat im Juni 2020 schließlich die Entscheidung.

Am Dienstag, 1. Februar, ist es nun soweit. Die neuen Namensschilder werden aufgehängt, und zwar an den beiden auch bisherigen Stellen: an der Kreuzung Kaiserstraße und an der Bushaltestelle beim Humboldt-Gymnasium.

Unter den beiden „Gerty-Spies-Straße“-Schildern werden allerdings zusätzlich Erklärtafeln montiert, die das jahrelange Für-und-Wider kurz und bündig zusammenfassen: „Die Umbenennung der Hindenburgstraße im Jahr 2022 ist begründet in der negativen Rolle Hindenburgs bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten“, heißt es nüchtern auf dem weißen Schild mit schwarzem Rand. Der zweite Absatz auf des Erklärtextes ist der neuen Namensgeberin gewidmet: „Die gebürtige Triererin Gerty Spies (1897-1997) war eine angesehene jüdische Autorin und Überlebende des KZ Theresienstadt. Ihr Werk ist geprägt vom Wunsch nach Verständigung und Ausgleich.“

Die alten „Hindenburg-Straße“-Schilder bleiben zusätzlich hängen – zumindest für ein Jahr. So soll für eine Übergangszeit Autofahrern, Radlern und Fußgängern die Orientierung erleichtert werden. Dieses Verfahren empfiehlt der Deutsche Städtetag den Kommunen bei solchen Umbenennungen. Mit einem Aufkleber, mit dem der Schriftzug „Hindenburg“ quasi durchgestrichen wird, sollen die alten Straßenschilder allerdings ungültig gemacht werden.

 Ab dem 1. Februar heißt die Trierer Hindenburgstraße offiziell Gerty-Spies-Straße. Pascal Werlein vom städtischen Amt StadtRaum zeigt dem Volksfreund vorab die Schilder, die am Dienstag montiert werden sollen.

Ab dem 1. Februar heißt die Trierer Hindenburgstraße offiziell Gerty-Spies-Straße. Pascal Werlein vom städtischen Amt StadtRaum zeigt dem Volksfreund vorab die Schilder, die am Dienstag montiert werden sollen.

Foto: Christiane Wolff/Christiane Wolf

Die nächste mögliche Umbenennung, weil der alte Namensgeber nicht mehr würdig erscheint, könnte in Trier übrigens schon demnächst anstehen: Am Mittwoch diskutiert der Stadtrat über den Bischof-Stein-Platz, gelegen hinter dem Trierer Dom. Drei namhafte Experten – Kriminologe und Jurist Christian Pfeiffer, Jura-Professor und Ex-Justizminister Gerhard Robbers und Thomas Schnitzler, Sprecher der Opferinitiative Missbit – geben in der Sitzung ihre Einschätzung dazu ab, ob Stein weiter Namensgeber des Platzes sein kann. Der Bischof in Trier von 1967 bis 1980 soll nach Missbit-Recherchen mehrere Missbrauchs-Fälle vertuscht und als Vorgesetzter mehrere mutmaßliche Täter gedeckt haben. Die Stadtratssitzung wird ab 17 Uhr im Bürgerfernsehen Offener Kanal live übertragen.

In der ersten Version des Berichts stand versehentlich, Gerhard Robbers sei Historiker, tatsächlich ist er Jurist. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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