Umleitungsstrecke für Trecker tabu

Trier · Die geplante Sperrung der Bitburger Straße fällt mitten in die Erntezeit. Nur: Wie die Eifeler Landwirte, die mit ihren Traktoren zum Beispiel zum Getreidesilo in Trier-Ruwer müssen, die Baustelle umfahren sollen, ist bislang ungeklärt. Denn Trecker und Mofas dürfen die offizielle Umleitung nicht nehmen. Die Stadtverwaltung hatte das Problem bislang nicht bedacht.

Trier. Zwei bis drei Mal fährt Wolfgang Sehr pro Woche mit seinem Traktor und ein bis zwei Anhängern vom Eifelort Kimmlingen die B 51 runter nach Trier. Der Landwirt beliefert dann zwei Pferdeställe und die Pferdeklinik in der Metternichstraße mit Heu und Stroh.
Bitburger ab 3. Juni gesperrt


Dass die Bitburger Straße ab dem 3. Juni bis Mitte August wegen Sanierungsarbeiten voll gesperrt werden muss (der TV berichtete), bedeutet für ihn Ungemach. Denn die offizielle Umleitung führt über die B 53 und die Ehranger Brücke - die das Straßenverkehrsschild 331, weißes Auto auf blauem Grund, als Kraftfahrstraße ausweist. Und auf solchen dürfen nur Fahrzeuge unterwegs sein, die imstande sind, schneller als 60 Stundenkilometer zu fahren. Traktoren und Mofas etwa können das nicht.
Eine Alternativstrecke hat die Stadtverwaltung diesen langsamen Fahrzeugen für die Zeit der Vollsperrung der Bitburger Straße bislang allerdings nicht empfohlen. "Wir haben diese Fahrzeuggruppe schlicht nicht auf dem Schirm gehabt", gesteht Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani auf TV-Anfrage das Versäumnis ein.
Aber auch nach Prüfung der Lage will man keine offizielle Umleitungsstrecke für Traktoren und Mofas ausschildern. "Weil diese Verkehrsteilnehmer aus dem Umland kommen, sind ihnen die Ausweichstrecken bekannt", erklärt das städtische Presseamt. Landwirte, die nicht wüssten, über welche Straßen sie die Baustelle umfahren können, sollen sich bei der Stadtverwaltung melden. "Dann finden wir Einzellösungen", sagt Baudezernentin Kaes-Torchiani. Die Kraftfahrstraße B 53 während der B 51-Sperrung ausnahmsweise für Traktoren zu öffnen, sei ausgeschlossen.
Offiziell ausweisen will die Stadt andere mögliche Ausweichstrecken nicht, damit nicht auch Autofahrer auf diese teils engen und durch Wohngebiete führenden Schleichwege gelotst werden.
Landwirt Sehr kennt diese Strecken zwar. Doch mit zwei Heu-Anhängern ist sein Gespann 19 Meter lang und bis zu 2,60 Meter breit. "Und durchs Biewertal und über den Altenhof nach Biewer und weiter nach Trier ist es schon mit einem Anhänger eng, mit zwei geht da gar nichts mehr", sagt Sehr. "Und fahre ich die Ausweichstrecke über Kordel, dann muss ich anschließend mitten durch Ehrang - wo direkt an der engen Ortsdurchfahrt der Kindergarten und die Grundschule liegen. Und gerade Kinder können die Länge eines solchen Traktorengespanns oft nicht einschätzen." Ausreichend breit und übersichtlich ist lediglich die Ausweichroute über Olk und Ralingen, entlang der Sauer, vorbei an Wasserbillig und durch Igel. "Aber das ist wirklich ein sehr großer Umweg", sagt Sehr. Auch Bauern, die beim Raiffeisen-Lager in der Trierer Metternichstraße Dünger für ihre Felder abholen wollen, müssen sich Umleitungen suchen. Im Juli werden außerdem Wintergerste und Braugerste gedroschen, im August Weizen und Roggen.
"Wenn man sieht, wie der Dieselpreis gestiegen ist, den enormen Verbrauch der Schlepper dazurechnet und den hohen Zeitaufwand - gerade in der Erntezeit kommt es schließlich auf jede Minute an - dann bedeutet das Ganze einen Riesenschaden für die Landwirtschaft", sagt auch Andreas Lenz, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Bitburg-Prüm.
"Etwa 70 Prozent der Landwirte aus der näheren Eifel fahren ihr Erntegut ins Raiffeisenlager nach Trier-Ruwer", sagt Bauer Sehr. "Schade, dass sie bei der Baustellenplanung von der Stadt offenbar einfach vergessen worden sind. Schließlich liefern sie die Grundzutat für unser tägliches Brot."Extra

Nicht nur die teils großen Traktoren mit ihren Anhängern werden auf enge Kreisstraßen ausweichen, um die B 51-Baustelle zu umfahren. Auch etliche Autofahrer werden diese Schleichwege nutzen. Die unweigerliche Zunahme des Verkehrs in ihrem Ortsteil stört nicht nur die Bürger von Trier-West/Pallien (der TV berichtete), sondern auch die Eurener: "Die Situation ist jetzt schon schlimm genug. Viele Autofahrer weichen ohnehin dem täglichen Stau auf der B 51 über Trierweiler und Euren aus und belasten dort die Herrmann-, Eligius-, Numerian- und nicht zuletzt die Eurener Straße", schimpft Hans-Alwin Schmitz (FWG). "Nicht auszudenken, wie das bei einer wochenlangen Vollsperrung der Bundesstraße 51 zunehmen wird! Das Chaos in diesen Straßen ist dann programmiert! Dabei ist die Situation ohnehin gefährlich: Autofahrer, die die B 51 durch Euren umfahren, nutzen in den Wohnstraßen oft den Bürgersteig als dritte Fahrspur, um schneller voranzukommen und bedrängen dabei teilweise sogar Passanten." Schmitz, der Ortsvorsteher von Trier-Euren, hat bereits jetzt Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen eingeladen, sich die Situation dann vor Ort anzuschauen. "Vielleicht erkennt er dann, wie hilfreich der Moselaufstieg für Euren wäre", hofft Schmitz. Der seit Jahrzehnten geplante Moselaufstieg soll zwischen Zewen und Igel den Berg hinauf zur A 64 führen. Die neue rot-grüne Landesregierung und auch Oberbürgermeister Jensen lehnen den Moselaufstieg allerdings aus Kosten- und Effizienzgründen ab (der TV berichtete mehrfach). woc

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