Umweltschutz auf ihre Fahnen geschrieben

Die Schatten der Schwerindustrie liegen über Pfalzel. Deswegen engagiert sich der Bürgerverein Pfalzel seit sechs Jahren für bessere Lebensbedingungen in seinem Stadtteil. Langzeitmessungen von Schadstoffen sind ein Erfolg der kontinuierlichen Vereinsarbeit.

 Kämpfer für den Stadtteil: Trotz düsterer Aussichten auf das Industriegebiet setzt sich Hans-Jürgen Wirtz für ein saubereres Pfalzel ein. TV-Foto: Christian Kremer

Kämpfer für den Stadtteil: Trotz düsterer Aussichten auf das Industriegebiet setzt sich Hans-Jürgen Wirtz für ein saubereres Pfalzel ein. TV-Foto: Christian Kremer

Trier-Pfalzel. Wer will in seinem Hinterhof eine Fabrik haben, wo Schadstoffe doch aus Wohngebieten ferngehalten werden sollten? Diese Frage haben sich die Einwohner von Pfalzel oft gestellt, seit Mitte der 60er-Jahre angrenzend an den Stadtteil das (Schwer-)Industriegebiet am Trierer Hafen entstanden ist.

Beschwerden gab es zuhauf. Richtig Bewegung in die Sache kam aber erst 2003: Der Stadtrat hatte die Erstellung von Bürger-Gutachten zur Stadtteilentwicklung beschlossen. Etwa 20 Pfalzeler erarbeiteten bis zum Juli 2004 ein Gutachten mit Schwerpunkt auf dem Umweltaspekt. Um die Umsetzung des Gutachtens zu begleiten, haben 14 Pfalzeler im September 2004 einen Bürgerverein gegründet, der inzwischen etwa 60 Mitglieder hat.

Beabsichtigt war, kontinuierliche Schadstoff- und Lärmmessungen einzuführen. Nur so könne vermieden werden, dass die Unternehmen durch Tricks den Schadstoffausstoß an offiziellen Messtagen manipulieren - zum Beispiel, indem sie die Maschinen langsamer als sonst laufen lassen, erklärt Hans-Jürgen Wirtz, zweiter Vorsitzender und Umweltexperte des Bürgervereins.

Öffentlichkeit erlangte das Umweltthema in Pfalzel erstmals im Oktober 2005 nach einem vom Bürgerverein organisierten Vortrag. Der Trierer Universitätsprofessor Willy Werner vom Fachbereich Geobotanik stellte seine beunruhigenden Forschungsergebnisse vor: Blei-, Kadmium- und Zinkwerte waren in Pfalzel extrem angestiegen.

Grenzwerte zum Teil überschritten



Kurz nach der Initiative des Bürgervereins erfolgten dann erste Langzeitmessungen des Landesumweltamts (2005) und der Zentralen Expertengruppe Umweltschutz (Zeus, 2006), deren Ergebnisse Werners Studie bestätigten. Zum Teil wurden sogar die gesetzlich erlaubten Werte überschritten.

Die Firma Steil und die Trier er Stahlwerke sind laut Zeus-Studie die Hauptverursacher der Verschmutzung. "Die Expertengruppe hat erst gar keine anderen Unternehmen unter die Lupe genommen", erzählt Wirtz. "Seitdem diskutieren wir mit offenem Visier."

Auch die Einrichtung einer festen Feinstaub-Messstation 2007 ist ein Erfolg, der auf das Bürgergutachten folgte. Die ansässigen Unternehmen haben unter anderem aufgrund des politischen Drucks des Vereins nach Veröffentlichung der Studienergebnisse neue Filter eingebaut, leisere Maschinen gekauft, Anlagen überdacht sowie die Produktionsabläufe modernisiert und umweltfreundlicher gemacht.

Wirtz sieht den Verein als Ansprechpartner für die Einwohner von Pfalzel. Er leitet ihre Beschwerden an die Verantwortlichen weiter, bringt eigene Ideen ein und pflegt ständigen Kontakt mit den Unternehmen. "Früher haben die Behörden die Bürger nicht ernst genommen, inzwischen hat sich das gebessert", sagt Wirtz. Die Schadstofflage immer im Blick, hält der Verein die Bevölkerung mit Informationsveranstaltungen auf dem Laufenden.

"Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der nächsten Langzeitberechnungen", erklärt Wirtz. Er rechnet für den Sommer mit Ergebnissen. Dann sieht er, was die Vereinsarbeit eingebracht hat. Denn gerade in Sachen Umweltschutz "hat man nicht von heute auf morgen Ergebnisse". Konkret heißt das für Wirtz und seine Vereinskollegen, dass sie hartnäckig und geduldig sein müssen. Nur so können sie ihren Hinterhof sauber halten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort